„Da arbeitet heute keiner“: BRB zwischen Streik und Hacker-Angriff

Der Streik bei der Deutschen Bahn ist abgesagt – doch bei der Bayerischen Regiobahn ging am Montag fast nichts mehr. Grund war der Streik der Gewerkschaft EVG.
München/Holzkirchen – „Alle fünf Netze sind betroffen“, bedauerte BRB-Pressesprecherin Annette Luckner. Auch am Dienstag (16. Mai) soll bis Mitternacht noch gestreikt werden. Außerdem ist nach einem Hacker-Angriff die Website gestört – sodass Fahrgäste teilweise nicht über die wenigen Züge, die dann doch fuhren, informiert wurden.
Nur vereinzelte Züge fahren: Streik-Teilnahme mancherorts bei fast 100 Prozent
Während die Lokführer bei der Deutschen Bahn traditionell eher der Konkurrenz zuneigen und bei der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer organisiert sind, sind die BRB-Lokführer meist bei der EVG Mitglied. Im Netz Augsburg/Ammersee betrage die Streik-Teilnahme fast 100 Prozent, berichtete der Münchner EVG-Chef Isidoro Peronace. Er besuchte gestern die BRB-Zentrale in Holzkirchen und machte sich selbst ein Bild.
Nur einige Leih-Lokführer seien im Dienst. Auch die Werkstatt der BRB in Augsburg beteiligte sich komplett. „Da arbeitet heute keiner“, sagte Peronace. Im Oberland dieselbe Situation: Am Vormittag fiel die einstige BOB komplett aus, nur am Nachmittag fuhren vereinzelt Züge. Ähnlich war es im Netz Rosenheim/Chiemgau und im Berchtesgadener Land.
Streit mit der Transdev: Mutterkonzern der BRB „hat ein schlechteres Angebot gemacht“
Hintergrund des Ausstands sind Tarifauseinandersetzungen. Die EVG verhandelt derzeit mit fast 50 Bahnunternehmen, darunter die Deutsche Bahn und eben Transdev, der Mutterkonzern der BRB. Während bei der DB der Streik am Wochenende noch abgewendet werden konnte, war das bei Transdev nicht der Fall. „Transdev hat ein schlechteres Angebot gemacht als die DB AG“, sagte Peronace. Anders als bei der DB geht es im Tarifkonflikt bei BRB nicht hauptsächlich um den Mindestlohn. Vielmehr sei man bei der Hauptforderung, einer Lohnerhöhung um mindestens 650 Euro oder 12 Prozent, noch weit auseinander.
Hacker-Angriff bei Transdev: Website zwischenzeitlich nicht erreichbar
Bei Transdev kommt derzeit einiges zusammen. Denn bereits seit über einem Monat kämpft der Konzern gegen die Folgen eines Hacker-Angriffs. Am 5. April und erneut am Osterwochenende kam es zu einer sogenannten DDoS-Attacke, die sich vor allem gegen die Webseite der NordWestBahn mit Sitz in Osnabrück richtete, aber offenbar auch die Webseiten anderer Transdev-Töchter in Mitleidenschaft zog. Die Attacke dauerte mehr als 24 Stunden, ehe sie abgewehrt werden konnte.
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Eine Anfrage unserer Mediengruppe zu diesem Vorfall beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) blieb zunächst unbeantwortet. „Persönliche Daten oder Unternehmensdaten wurden nicht kompromittiert“, teilte das Unternehmen Transdev mit. Allerdings wurden die Abwehr-Maßnahmen so hochgefahren, dass auch gewöhnliche Nutzer die Webseiten teilweise kaum erreichen können. Und das ist bis heute so. „Da wir nicht ausschließen können, erneut attackiert zu werden, werden die Maßnahmen zunächst beibehalten. Aufgrund der Abwehrmaßnahmen kann es teilweise zur Nichterreichbarkeit einzelner Webseiten kommen.“
Transdev war wohl nicht das einzige attackierte Unternehmen. „Es gab europaweit einige Attacken, bei denen ein Zusammenhang zum Ukraine-Krieg vermutet wird“, berichtet die Pressestelle. „Betroffen waren weitere Transport- bzw. Verkehrsunternehmen, Behörden und öffentliche Einrichtungen.“
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