Parkhausmord in München: Mordfall Charlotte Böhringer - verurteilter Neffe Benedikt T. ist frei

Im Mordfall der Parkhaus-Millionärin Charlotte Böhringer aus München ist der Neffe zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nun ist er frei.
München – Der Neffe Benedikt T. hat die Strafvollzugsanstalt Straubing am Montag (24. April) verlassen, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf seinen Anwalt Peter Witting. Im Mordfall der Millionärin Charlotte Böhringer war Benedikt T. zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
Parkhausmord in München: Verurteilter Neffe nach 17 Jahren frei
Der verurteilte Mörder, Böhringers Neffe Benedikt T. (48) hat seine Mindesthaftzeit von 17 Jahren abgesessen und wurde auf Bewährung entlassen. Schon im Februar war eine Entlassung ins Gespräch gekommen. Damals hieß es, dass es voraussichtlich am 17. Mai 2023 so weit sein könnte, wie tz.de berichtet. Nun sind es schon ein paar Tage früher. Die laut Anwalt Witting sich sein Mandant mit Tätigkeiten in der JVA Straubing – sogenannten Freistellungstagen – erarbeitet habe.
Mordfall Böhringer: Was passierte am 15. Mai 2006?
Parkhaus-Millionärin Charlotte Böhringer wurde am Abend des 15. Mai 2006 in ihrem Penthouse über ihrer Parkgarage an der Baaderstraße in München (Isarvorstadt) erschlagen. Der Täter schlug laut Obduktion 24 Mal auf den Kopf seines Opfers, wohl mit einem Hammer, ein. Der verurteilte Neffe bestreitet bis heute die Tat, beteuerte immer wieder seine Unschuld. Aktuell läuft ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens. Der Anwalt Peter Witting versucht es bereits zum dritten Mal. Zweifel an dem Urteil des Landgerichts vom 12. August 2008 gab es jedoch immer wieder.
Mordfall Charlotte Böhringer: Die Chronologie der Geschehnisse
15. Mai 2006: Charlotte Böhringer ist verabredet. Um 19.30 Uhr beginnt ihr Stammtisch im Paulaner im Tal. Dort kommt sie nie an. Zwischen 18.15 und 19 Uhr wird die vermögende Witwe an ihrer Wohnungstür erschlagen.
16. Mai 2006: Ihr Neffe Benedikt T. und ein Mitarbeiter finden die Leiche.
18. Mai 2006: Benedikt T. gilt als Beschuldigter – er kommt in Untersuchungshaft.
2. Mai 2007: Der Indizienprozess im Mordfall Böhringer beginnt.
12. August 2008: Das Urteil wird verkündet.
24. April 2023: Verurteilter Benedikt T. ist frei.
Mordfall Böhringer: Ist Benedikt T. wirklich der Mörder?
In einem Mammutprozess im August 2008 wurde Benedikt T. aufgrund von Indizien an dem Mord seiner Tante verurteilt.14 Indizien hatte das Strafgericht damals zusammengetragen, die sich in der Gesamtschau nach Ansicht der Richter wie ein Ring um Benedikt T. legen. Nach 93 Verhandlungstagen wurde der Neffe an dem Mord seiner vermögenden Tante für schuldig befunden. Doch zweifelsfrei sind diese Indizien in den Augen des Anwalts Witting nicht. DNA-Spuren am Testament und am Sakko des Opfers könnten auch von anderen Familienmitgliedern, wie Mutter oder Benedikts Bruder stammen, hieß es im Jahr 2019. Ob dem Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens diesmal stattgegeben wird, ist zunächst noch offen. (ml)