Bürgermeister werden „erpresserische Methoden“ vorgeworfen - eine Provinzposse?
Josef Demmel sieht sich als Haberfeldtreiber. Daher hat er jetzt eine Beschwerde gegen den Gmunder Bürgermeister eingereicht. Doch wie ernst ist er zu nehmen?
Gmund - Georg von Preysing bekommt es zum Ende seiner 18-jährigen Amtszeit als Gmunder Bürgermeister mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde zu tun. Josef Demmel (52) hat sie beim Landratsamt Miesbach eingereicht. Weil Demmel aus Miesbach stammt und einer seiner Vorfahren nach eigener Aussage beim historischen Brauch des Haberfeldtreibens (um 1890) mitmachte, signierte Demmel den Brief auch im Namen der „Miesbacher Haberfeldtreiber“. Und die wollen Preysing jetzt die Leviten lesen.
Haberfeldtreiben - was ist das?
Ein oberbayerischer Brauch, bei dem ein öffentliches Rügegericht gegen einen Angeklagten veranstaltet wurde. Das Haberfeldtreiben wurde besonders im Oberland und hier vor allem in der ehemaligen Grafschaft Hohenwaldeck (u.a. Tegernsee, Miesbach) ausgeübt.
Sieben Punkte kreiden sie ihm an: Dass die Gemeinde im Fall Kaltenbrunn ein Ratsbegehren gegen ein Bürgerbegehren durchgeführt und sich Preysing „erpresserischer Methoden“ bedient habe, dass der Neureuthersaal zu einem überhöhten Preis von einem Gmunder Immobilienunternehmer gekauft wurde, dass der ehemalige Gasthof Knabl in Louisenthal von der Gemeinde gekauft wurde, dass für das Piusheim, in dem sich heute der Kindergarten befindet, zu viel bezahlt wurde und dass die Grundstücksbesitzer entlang des „Lückenwegs“ erst nach dem vollendeten Bau bezahlt wurden, führt Demmel auf. Auch Preysings Schwarzbau-Skandal und die Tatsache, dass er beim Bau des Krankenhauses Agatharied beruflich involviert war, gräbt Demmel nun aus.
Bürgermeister: Die Vorwürfe sind alle komplett absurd
Er betreibe das Haberfeldtreiben im Übrigen nicht alleine, sondern zusammen mit sieben weiteren Personen aus dem Landkreis. Die „Haberfeldtreiber“ sind derweil zu unterscheiden zu den Haberern in Miesbach, die ihr Domizil am Habererplatz haben. Ist die Aktion als gezielte Taktik zu sehen, um Sohn Franz von Preysing in seinem Rennen um das Bürgermeisteramt zu demontieren? Amtsinhaber Georg von Preysing reagiert auf die Vorwürfe mit einem Wort. Sie seien alle komplett „absurd“.
Demmel kein Unbekannter im Landratsamt
Das Landratsamt Miesbach, wo laut Sprecher Birger Nemitz jährlich Beschwerden „im unteren einstelligen Bereich“ einlaufen, muss sich nun mit dem Schriftstück befassen. Eine zeitliche Frist gebe es dafür nicht. Josef Demmel ist offenbar kein Unbekannter im Landratsamt. „Besonders unter Herrn Landrat Norbert Kerkel gab es regelmäßig Auseinandersetzungen mit ihm“, teilt Nemitz auf Nachfrage mit. „Wobei Herr Demmel regelmäßig die Grenzen weit überschritt.“ Besonders mit Ex-Sparkassendirektor Georg Bromme habe es einen sehr intensiven Konflikt gegeben. „Auch hier war das Verhalten von Herrn Demmel wiederholt stark übergriffig.“
gr