Dreifachmörder von Starnberg legt Geständnis ab: „Wollte Amoklauf verhindern“

Im Prozess um den Dreifachmord von Starnberg hat der Hauptangeklagte am gestrigen 44. Prozesstag ein Geständnis abgelegt. Während der Mord am Sohn (23) geplant war, kamen dessen Eltern dem Täter in die Quere. Das Motiv für die Tat war angeblich ein geplanter Amoklauf, den der Angeklagte verhindern wollte.
Starnberg/München – Vor gut zwei Jahren sorgte die Bluttat von Starnberg für großes Entsetzen. Im Januar 2020 waren Vater, Mutter und Sohn erschossen in ihren Schlafzimmern aufgefunden worden. Zunächst sah alles nach einem Mitnahme-Suizid des 23-Jährigen, einem Büchsenmacher-Azubi, aus. Doch die Staatsanwaltschaft München II ließ nicht locker – schließlich wurden zwei Freunde (20 und 22 Jahre) des Sohnes festgenommen. Seit August 2021 wird ihnen der Prozess gemacht. Die Anklage wirft dem Älteren vor, die Schüsse abgefeuert zu haben. Der Jüngere soll vom Mordplan gewusst und den Haupttäter zum Tatort gefahren haben. Bislang hatten die jungen Männer geschwiegen.
„Ich habe die Waffe vollständig leergeschossen“
Gestern dann die Wende: Mit einer Handvoll DIN A-4-Blätter betritt der 22-Jährige den Gerichtssaal im Gefängnis München-Stadelheim. Sein Verteidiger Gerhard Bink kündigt eine Erklärung an, die sein Mandant selber vortragen werde. Etwas nuschelig beginnt der aufgeregte Mann zu lesen, was er in Druckbuchstaben über sieben Seiten verfasst hat.

„Hiermit räume ich die Vorwürfe in der Anklageschrift im vollen Umfang ein. Ich habe am 11. Januar 2020 gegen zwei Uhr zunächst meinen früheren Freund mit dessen Glock mit einem Schuss in die rechte Schläfe getötet“, liest der junge Mann vor. Offenbar war der Vater dadurch erwacht. Im Schlafzimmer stand er dem Täter kurzzeitig gegenüber. Der 22-Jährige dachte in diesem Moment, er sei bewaffnet und ballerte los. Anschließend erschoss er die Mutter im Bett. Als nächstes zielte er auf den Hund, der ihm im Dunkeln entgegenkam. „Ich habe die Waffe vollständig leergeschossen“, heißt es in der Erklärung.
Der mitangeklagte Freund wusste von dem Vorhaben, den Sohn zu töten. „Das hatte ich bereits Tage zuvor mit ihm besprochen und ihn gefragt, ob er mich nach Starnberg fahren und abholen könne“, steht in dem Schreiben. Anschließend wollten die beiden die Waffen aus dem Haus ins Auto schaffen und später gewinnbringend verkaufen. „Wir haben an einen Erlös von etwa 400 000 bis 600 000 Euro gedacht. Den Erlös wollten wir durch Aktien vermehren.“
Bis an die Zähne bewaffnet
Das Tatvideo war angeblich die Idee des Jüngeren gewesen, der das Haus nicht betreten, aber unbedingt ein Video von der Tat besitzen wollte. Aus dem Auto heraus bat er seinen Kumpel, ihm das Video, „wo ich rappe zu schicken“. Rappen galt als Synonym für die Tat.
Das Motiv für die Tötung des Sohnes war angeblich ausschließlich dessen Amoklauf-Plan. Zwischen dem 17. und 18. Januar 2020 wollte er mit mehreren Waffen „bis an die Zähne bewaffnet (so hat er das wörtlich gesagt)“ so viele Menschen wie möglich töten und sich dann selbst erschießen. Damit würde er berühmt werden und in die Geschichte eingehen. So hätte sein Leben wenigstens einen Sinn gehabt, zitierte ihn der Angeklagte.
Seine Taten – inklusive zweier Supermarkt-Überfälle – bereute der 22-Jährige und entschuldigte sich. Er hätte den Amoklauf der Polizei melden können. Aber er habe befürchtet, dass sich der Sohn dann an ihm rächen würde. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.