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Hallenbad-Pläne nach emotionaler Debatte begraben

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Die Entscheidung war eindeutig: Mit 20 zu 2 Stimmen hat der Murnauer Gemeinderat das seit längerer Zeit kontrovers diskutierte Hallenbad-Projekt begraben. Als Grund wurden die hohen Investitions- und Betriebskosten genannt, die solch eine Sportstätte verursachen würde.

Murnau – Die Murnauer Gemeinderäte machten es sich in der Sitzung am Donnerstagabend nicht leicht: Die Debatte über den möglichen Bau eines Schulschwimmbads war ausführlich – und mitunter emotional. Doch am Ende war es die nüchterne Kosten-Kalkulation, die die große Mehrheit des Gremiums zu einem klaren Nein bewog. Tenor: Der Markt könne sich den Zuschussbetrieb einfach nicht leisten.

Am deutlichsten begründete „Mehr bewegen“-Chef Phillip Zoepf seine Ablehnung. Das zu erwartende Betriebskostendefizit schlage in den nächsten 30 Jahren „wie ein Hammer“ in den Gemeinde-Haushalt, erklärte er – und kam zum Schluss: „Das kann ich nicht verantworten.“

Das Gremium formulierte schließlich den Beschluss selbst – und verwarf einen Vorschlag der Verwaltung, die die fehlende Finanzzusage des Landkreises als Begründung für das Hallenbad-Aus angeführt hatte. Die Absage lautet jetzt wie folgt: „Aufgrund des vorliegenden Zahlenwerks, insbesondere der Investitionskosten und laufenden Betriebs- und Unterhaltskosten, sieht sich der Markt Murnau derzeit nicht in der Lage, die Planungen für den Bau eines Schulschwimmbades zu betreiben.“ Nur die beiden CSU-Vertreter Regina Samm und Josef Bierling waren mit dieser Entscheidung nicht einverstanden.

Die Verwaltung hatte berechnet, wie hoch die Belastung für den Haushalt wäre. Demnach müsste der Markt jedes Jahr für solch eine Sporteinrichtung 808 000 Euro aufbringen. In dieser Summe enthalten sind das Defizit, die Zinsen, Tilgungsleistungen und Abschreibungen. Ausgegangen wird dabei von sieben Millionen Euro Baukosten (netto) und 1,8 Millionen Euro geschätzten Grundstückskosten. Abgezogen werden Zuschüsse in Höhe von fast 3,4 Millionen Euro. Die Warnung der Verwaltung war unmissverständlich: Die „soliden Finanzen“ der Kommune wären „in der Zukunft nicht mehr gegeben“.

Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) war in der Sitzung mit Vorwürfen konfrontiert. Der Grund: seine Vorgehensweise in der Angelegenheit. Zur Erinnerung: Der Rathaus-Chef hatte Ende des vergangenen Jahres im Kreisausschuss mit einem Antrag auf Landkreisgelder eine Abfuhr kassiert. Erst müsse Murnau den Hallenbad-Bau beschließen, hieß es damals. Beuting sieht dies bekanntlich anders: Seiner Ansicht nach hätte der Landkreis Position beziehen müssen, wie er sich eine finanzielle Beteiligung vorstellt.

Der Streitpunkt im Gemeinderat: Bereits im Sommer 2017 hatte offenbar Landrat Anton Speer (Freie Wähler) in einem Schreiben zumindest die Möglichkeit in Aussicht gestellt, dass der Kreis einen Teil der Investitionskosten übernimmt. Kritiker warfen Beuting nun vor, diesen Brief nicht sofort an das Kommunalparlament weitergegeben zu haben – und zu versuchen, dem Landkreis den Schwarzen Peter zuzuschieben. „Ich bin richtig stinksauer“, schimpfte CSU-Sprecherin Samm. „Wir werden einfach nicht informiert.“ Ihr Fraktionskollege Bierling betonte, dass der Landkreis seine Hausaufgaben gemacht habe.

Beuting verteidigte sich: Das besagte Schreiben sei unverbindlich und damit „vollkommen wertlos“ gewesen, argumentierte er. Die Kreisgremien hätten die Finanzspritze beschließen müssen.

Wie dem auch sei: Für Beuting ist das ganze Thema noch nicht vom Tisch. „Wir brauchen eine Lösung für Schülerinnen und Schüler in Murnau“, erklärt er in einer Stellungnahme. Er werde daher dem Gemeinderat einen Vorschlag unterbreiten, der gewährleisten soll, dass alle Kinder aus dem Ort die Möglichkeit haben, einen Schwimmunterricht zu besuchen. Auch will er mit den Schulen an einer Lösung arbeiten.

Im Förderverein, der sich für den Hallenbad-Bau stark macht, hat man mit dem Nein der Ortspolitik gerechnet. „Das ist schade. Das ist eine Entscheidung gegen die Schüler“, sagt der Vorsitzende Stephan Schwertl auf Tagblatt-Nachfrage. Und wie geht’s jetzt weiter? „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“, betont der Sportlehrer. Ob es zu einem Bürgerbegehren kommt, lässt er offen.

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