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Gedenkstätte für Opfer von Eishalleneinsturz in Betrieb

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Bad Reichenhall - Fast fünf Jahre nach dem verheerenden Einsturz der Eislaufhalle von Bad Reichenhall wird an diesem Samstag (20. November) die Gedenkstätte für die 15 überwiegend jungen Todesopfer offiziell eingeweiht.

Die Feier soll lediglich 20 Minuten dauern, wie die Stadtverwaltung am Mittwoch auf Anfrage mitteilte. Bei der Katastrophe nach tagelangem Schneefall waren am 2. Januar 2006 zwölf Kinder und drei Erwachsene ums Leben gekommen.

Neben Oberbürgermeister Herbert Lackner und dem Landrat des Berchtesgadener Landes, Georg Grabner (beide CSU), spricht der Architekt des Mahnmals, Karl-Martin Hartmann. Von Wortmeldungen der Hinterbliebenen sei nichts bekannt, sagte Rathaussprecherin Irmgard Böhmer. Die Feier wird musikalisch vom Chor des Reichenhaller Gymnasiums gestaltet. Robert Schromm, dessen Ehefrau bei dem Unglück von herabstürzenden Trümmern erschlagen wurde, kritisierte, dass die Rathausspitze die Übergabe der Gedenkstätte würdelos und schnell über die Bühne bringen wolle.

Das Mahnmal besteht aus 15 farbigen je 3,80 Meter hohen Glasstelen. Sie ragen aus einem das Leben symbolisierenden quadratischen Wasserbecken. Ihre gezackten Spitzen mit den eingravierten Namen der Toten sollen nach Deutung des Architekten den Lebensbruch der Opfer versinnbildlichen.

Das einfallende Licht ermögliche positive Aspekte und lasse so die Überwindung der Schmerzen zu, hatte Hartmann bereits bei der Vorstellung der Gedenkstätte erläutert. Inge Bauer - sie verlor bei der Katastrophe ihre 13-jährige Tochter - gab sich damals “erleichtert und dankbar, dass Gedenken, Schmerz und Hoffnung zur Zufriedenheit der meisten Angehörigen eine würdige Stätte erhalten“.

Die Überreste der Eislaufhalle und das benachbarte Hallenbad wurden längst abgerissen. Auf dem Areal ist mittlerweile eine private Gastronomie-Fachhochschule angesiedelt.

Schromm hatte ursprünglich einen Bürgerentscheid über die Gedenkstätte erzwingen wollen, das Vorhaben aber dann nicht weiterverfolgt. Er sprach von einer “verheerenden Stimmung in der Stadt zu dem Projekt“. Nach Schromms Ansicht handelt es sich bei dem rund 300 000 Euro teuren Mahnmal um Verschwendung von Steuergeldern. Der Wiesbadener Architekt Hartmann habe sich “niemals wirklich mit der Reichenhaller Katastrophe beschäftigt“.

Um den Bau der Gedenkstätte war sowohl unter den Hinterbliebenen als auch mit der Stadtspitze heftig gerungen worden. Bis zur Einigung auf die endgültige Gestaltung waren mehrere Entwürfe durchgefallen. Die Verhandlungen zogen sich beinahe drei Jahre hin.

Indessen ist weiter kein Ende der juristischen Auseinandersetzung um die Schuldfrage der Katastrophe in Sicht. Für den neuen vom Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe erzwungenen Prozess am Landgericht Traunstein zeichnet sich kein Termin ab. Im November 2008 hatten die Richter den Hallenkonstrukteur wegen fahrlässiger Tötung zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Einen Gutachter und einen Architekten sprachen sie frei. Der BGH kassierte jedoch den Freispruch für den Gutachter und verwies den Fall zur Neuverhandlung ans Traunsteiner Gericht zurück.

dpa

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