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Guttenberg steht zu Guttenberg

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Guttenberg
Die Gemeinde Guttenberg ist die kleinste Gemeinde in Oberfranken. © dpa

Guttenberg - Die Gemeinde Guttenberg ist seit Jahrhunderten geprägt von der Adelsfamilie zu Guttenberg. Und so stehen die Bewohner nach der Plagiatsaffäre zu “ihrem Karl-Theodor“:

Die Gemeinde trägt nicht nur den Namen des alten Adelsgeschlechts. Die Vorfahren von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg haben den Ort am Südwestrand des Frankenwaldes über Jahrhunderte geprägt - und auch die CSU.

Mit Bürgermeister Eugen Hain stellt die Partei sieben von neun Gemeinderäten. Bis wenige Wochen vor seiner Ernennung zum Bundeswirtschaftsminister im Februar 2009 war Guttenberg Vorsitzender des Ortsverbands der Christsozialen. Und die Katholiken des Ortes pilgern Sonntag für Sonntag in die Schlosskirche, die sich im Besitz der Familie zu Guttenberg befindet.

Auch nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den 39-Jährigen, er habe bei seiner Doktorarbeit getrickst, und der dann von ihm selbst erbetenen Aberkennung seines Doktorgrads, halten die allermeisten Bewohner in Treue fest zu “ihrem Karl-Theodor“. Sie sind unverdrossen stolz auf den smarten Freiherrn. “Wie die Mehrheit der deutschen Bevölkerung“, ergänzt Bürgermeister Hain. Mehr lässt sich der 61-Jährige nicht entlocken zum Fall Guttenberg.

Auch am Stammtisch im Gasthof zur Post wollen die Guttenberger sich nicht auf Fehler des Verteidigungsministers einlassen. “Die lügen doch alle“, heißt es abwehrend. Und dann zeigen die heimatverbundenen Frankenwäldler auf ihre Weise Verständnis: “Mir ham doch in der Schul a abgschriem.“

Wirt Uwe Böhnke erzählt hinter vorgehaltener Hand: “Im Ort mehren sich aber auch kritische Stimmen (...) Aber natürlich nicht aus den Reihen der CSU.“ Der 55-jährige Berliner wohnt seit Mitte der 90er Jahre in dem knapp 600 Einwohner zählenden Dorf und schwärmt aus der Sicht eines ehemaligen Großstädter: “Es lebt sich gut in Guttenberg: Hier ist es herrlich ruhig, es gibt tolle Nachbarn und ein absolut stimmiges Umfeld.“ Natürlich kennt er Karl-Theodor zu Guttenberg, auch wenn dieser nur noch selten in die idyllische Gemeinde oder zu CSU-Versammlungen in das einzige Gasthaus kommt.

Schon Guttenbergs Großvater - ebenfalls mit dem Vornamen Karl-Theodor - war ein strammer CSU-Funktionär. Er war von 1957 bis 1972 Bundestagsabgeordneter und während der großen Koalition zwei Jahre Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt. “KT“-Junior zog 2002 in den Bundestag ein. Im selben Jahr kam er auch in den Kreistag von Kulmbach. Dort lässt sich der Enkel aber nur selten sehen.

In der seit 2008 laufenden Wahlperiode des Landkreisparlaments habe er lediglich an einer Sitzung teilgenommen, rechnet der SPD-Kreisrat und ehemalige SPD-Landesvorsitzende Wolfgang Hoderlein vor. “Allzu viele dürfen ihren politischen Auftrag nicht so formulieren, sonst ist der Kreistag handlungsunfähig“, merkt er süffisant an. Dass Guttenberg seinen Hauptwohnsitz nur auf dem Papier und seinen Lebensmittelpunkt in Berlin habe, wisse jeder. “Aber viele decken das Mäntelchen des Schweigens darüber“, sagt Hoderlein, der zweimal wegen eines Wohnsitzwechsels ein kommunales Mandat niederlegen musste.

Mit seiner Popularität hat Guttenberg seiner Partei aber bei der Kreistagswahl 2008 zu zwei bis drei zusätzlichen Sitzen verholfen und so gemeinsam mit den Freien Wählern die Mehrheit gesichert. Und bei der Bundestagswahl 2009 fuhr er mit 68,1 Prozent bundesweit das beste Erststimmenergebnis im Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels ein.

dpa

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