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„Der Hauptfaktor ist das fehlende Personal“: Traditionsgasthof „Zum Hirschen“ in Kist schließt

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Seit mehr als 300 Jahren besteht der Kister Gasthof „Zum Hirschen“. Jetzt hat Besitzer Reinhold Eck schweren Herzens beschlossen, den Betrieb einzustellen. 

Kist – Reinhold Eck betreibt zusammen mit seiner Frau das Gasthaus „Zum Hirschen“ in Kist im Landkreis Würzburg in vierter Generation. Die Wirtschaft selbst ist sogar noch älter, ihre Wurzeln reichen bis in das Jahr 1721 zurück. Aber Ende Oktober ist Schluss. Das Ehepaar könne die hohe Arbeitsbelastung nicht mehr stemmen, Personal sei nicht zu finden.

Auch andere fränkische Traditionsbetriebe leiden unter der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt. Auch die traditionsreiche Bamberger Hofstadt-Gärtnerei schließt Ende des Jahres ihre Pforten.

Das Gasthaus zum Hirschen
An Gästen mangelt es in dem nahe der Autobahn gelegenen Wirtshaus nicht. © Reinhold Eck

„Zum Hirschen“ in Kist muss wegen Personalmangels schließen

„Der Hauptfaktor ist das fehlende Personal“, erklärt Reinhold Eck auf Nachfrage. „Vor Corona habe ich mit Aushilfen zehn Leute beschäftigt. Jetzt haben wir am Wochenende noch zwei Aushilfen, eine Spülkraft und eine im Service.“ Unter der Woche ist die Lage noch prekärer: „Unter der Woche machen meine Frau und ich das alleine, ich die Küche und meine Frau den Service.“ Eine Belastung, die dem Ehepaar langsam zu viel wird, denn an Besuch mangelt es nicht. „Die Frequenz ist hoch, denn wir sind 300 Meter neben der Autobahn und der Shell-Tankstelle, ich bekomme viel Zulauf von der Autobahn her“, erklärt Eck. Ein normaler Arbeitstag dauere für die Eheleute, die beide über 60 sind, zehn bis zwölf Stunden: „Da bist du kaputt.“

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Um weitere Aushilfen habe er sich lange vergebens bemüht: „Ich bezahle übertariflich, über 15 Euro und dann kriegen sie noch Trinkgeld, kriegen Getränke und Essen frei. Früher hätten sich die Leute um so einen Job gerissen.“ Eck weiß, dass er mit diesen Problemen nicht allein ist:. „Ich bin noch nah an Würzburg dran, aber wenn man weiter rausgeht, im ländlichen Raum machen die Wirtschaften mit Glück noch Samstag und Sonntag auf. Mehr geht nicht mehr.“

Ein Biergarten.
Auch im Garten werden Gäste bewirtet. © Reinhold Eck

Seit genau 50 Jahre stehe er mittlerweile in der Küche, erzählt Eck, inzwischen sei er offiziell Rentner und wolle sich auf andere Dinge als das Gasthaus konzentrieren. „Reisen ist auf jeden Fall geplant“, sagt der Wirt zu seinen Plänen für den Ruhestand. Außerdem wolle er Sport machen, er sei immer viel geradelt. Aber auch Schwimmen liege ihm: „Die alten Knochen brauchen einen Sport, der keine so große Belastung ist.“

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