Regional und saisonal kochen: Food-Bloggerin schmeißt nur im Notfall etwas weg – und zeigt, wie es geht

Verena Hirsch ist Food-Bloggerin und Influencerin. Sie geht gegen Lebensmittelverschwendung vor und kocht saisonal und regional. Wie das jedem gelingt, erklärt sie im Interview mit Merkur.de.
Regensburg – Bloß keine Lebensmittel verschwenden: Verena Hirsch kocht fast ausschließlich regional und saisonal. Die Influencerin und Food-Bloggerin wuchs auf einem Bio-Bauernhof nahe Regensburg auf, auf dem Essen einen hohen Stellenwert hatten: „Wir haben immer frisch gekocht, es wurde nichts weggeschmissen. Bei Lebensmitteln hieß es auch nie: Das wird jetzt nicht gekauft, weil es zu teuer ist.“ Mittlerweile teilt sie ihr Wissen mit rund 23.000 Followern auf ihrem Instagram-Profil „allmydeer“, auf ihrem gleichnamigen Blog und in Vorträgen.
„Als Kind war es nichts Besonderes, es hat mich eher genervt, auf einem Bauernhof aufzuwachsen“, sagt die 28-Jährige im Interview mit Merkur.de. Doch spätestens im Studium fiel ihr auf, dass nicht alle so selbstverständlich auf bewussten Konsum achten.
Regional und saisonal kochen: Influencerin aus Regensburg teilt Rezepte auf Instagram
„Mir hat zum Beispiel auch immer das Essen in der Mensa überhaupt nicht geschmeckt. Wo andere dann nur gemeint haben: Hauptsache billig.“ Für ihr Jura-Studium zog Hirsch nach München. Dort sei sie auch beim Foodsharing aktiv gewesen und habe gesehen, wie viel wirklich weggeschmissen wird. Laut dem Landwirtschaftsministerium sind das in Deutschland etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr, etwa 78 Kilogramm pro Privatperson. Laut Hirsch landet damit bei jedem einzelnen Essen im Wert von 200 Euro jährlich im Müll. „Ich hab mir gedacht: Das muss man ja irgendwie ändern. Warum wird da nicht drüber aufgeklärt?“
Daraufhin gründete sie ihren Blog „allmydeer“, der sich von ihrem Nachnamen „Hirsch“ ableitet. Anfangs drehte er sich vor allem um das Thema Bio drehte. Mittlerweile teilt sie hier die verschiedensten Rezepte: Kartoffelschmarrn von Oma oder Rhabarber-Crumble.
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Bloggerin schmeißt nur im Notfall etwas weg: „Das MHD ist für mich nicht ausschlaggebend“
Als Kind hat die heute 28-Jährige selbst auf dem Hof ihrer Eltern mitgeholfen und dabei unter anderem Kartoffeln mit der Hand ausgestochen. „Wer das per Hand macht, würde eine Kartoffel nie wegschmeißen. Egal, wie verschrumpelt die ist.“ Ihr Leitsatz sei deshalb: „Jedes Lebensmittel ist so lange gut, bis es schlecht ist. Also das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht ausschlaggebend.“ Hirsch will motivieren, sich mit der Wegwerfgesellschaft auseinanderzusetzen – doch dabei eben nicht mit dem Zeigefinger auf andere zeigen. „Die Verantwortung liegt nicht nur bei uns Verbrauchern. Es wird ja auch von Supermärkten vorgepredigt, dass Lebensmittel möglichst günstig sein sollen.“
Grundsätzlich sieht sie deshalb die Verantwortung, bewusst mit Lebensmitteln umzugehen, aber auch bei der Politik: „Für viele Unternehmen ist es leider einfach günstiger, Lebensmittel wegzuschmeißen, als sie weiterzuverteilen“, sagt Hirsch. Sie schlägt mögliche Gesetzesänderungen vor: „Sei es ein Wegwerfverbot oder, dass Containern legalisiert wird. Oder Steuererleichterungen, wenn Lebensmittel nicht weggeschmissen werden.“
Bewusste Ernährung bedeutet auch Verzicht: „Wir sind eben nicht in Geld geschwommen“
Wer gerade erst damit anfängt, sich mit nachhaltiger Ernährung auseinanderzusetzen, dem empfiehlt Hirsch: „Fang bei dem an, was du hast. Schau in deine Küche, mach eine Inventur: Was ist denn noch da, ist schon was schlecht? Man kann sich dann jede Woche eine Sache rausstellen, die schon lange da ist, um sie endlich aufzubrauchen.“ Auch beim Einkaufen zähle für sie, nur das mitzunehmen, was sie wirklich aufessen wird.
„Natürlich ist es eine Privilegsache, bio und regional zu kaufen.“ Allerdings hätte auch ihre Familie früher Abstriche gemacht, um sich eine nachhaltige Ernährung leisten zu können: Sie fuhren zum Beispiel nicht in den Urlaub und unternahmen selten Ausflüge – zum Teil allein schon aus landwirtschaftlichen Gründen. Häufig hört Hirsch das Argument, dass Menschen, die Hartz IV oder mittlerweile das Bürgergeld empfangen, sich so eine Ernährung nicht leisten könnten. „Bei Menschen, die auf jeden Euro angewiesen sind, bin ich die Allerletzte, die sagt: Du musst aber. Bei vielen ist es aber mehr eine Frage von: Will ich mir das leisten?“ Auch heute verzichtet sie weiterhin überwiegend auf große Urlaube und kaufe nicht übermäßig viel neue Kleidung.
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Regensburgerin schreibt eigenes Buch: „Deine Küche kann nachhaltig!“
Ihre Kenntnisse hat Hirsch auch in einem Kochbuch zusammengefasst: „Deine Küche kann nachhaltig!: Das Kochbuch für mehr Wertschätzung und weniger Verschwendung“ erscheint am 5. Oktober 2023 und ist bereits online vorbestellbar. Bis dahin teilt die Regensburgerin ihre Rezepte weiterhin fleißig auf ihrem Blog und Instagram-Profil.
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