Hotel wird doch platt gemacht - Was wird aus dem seit acht Jahren einzigen Bewohner?
Jetzt ist auch die letzte Hoffnung von Josef Lederer dahin: Das Hotel, in dem er seit Jahren als einziger Bewohner lebt, wird platt gemacht. Doch er will kämpfen.
Bad Wiessee – Die Fledermaus-Population war der vorerst letzte Trumpf von Josef Lederer. Dass die streng geschützten Tierchen ihr Zuhause mit ihm teilen, hat dem 78-Jährigen Zeit verschafft. Der schon für Herbst 2017 ins Auge gefasste Abriss des Hotels Lederer wurde verschoben. Inzwischen sind die naturschutzrechtlichen Belange geklärt. „Insbesondere der Schutz der Fledermäuse kann bei dem geplanten Abbruch der Bestandsgebäude gewährleistet werden“, erklärt Andreas Göbel, Sprecher von Athos, dem Büro der Familie Strüngmann. Ihr gehört das Hotel Lederer, wie auch das ehemalige Spielbankgelände mit dem Haus des Gastes und das Hotel Wittelsbach. Alle Gebäude auf dem Areal sollen verschwinden. Stattdessen entstehen ein Luxushotel sowie fünf Wohn- und Geschäftshäuser, eingebettet in einen Park. Der Gemeinderat hat den Entwurf im Grundsatz befürwortet.
Athos könnte mit dem Abriss loslegen, sofern das Unternehmen den im Lederer beheimateten Fledermäusen ein neues Zuhause verschafft. „Zu diesem Zweck werden unter anderem spezielle geeignete Kästen für die Tiere installiert“, berichtet Göbel. Dass die Fledermäuse den Umzug verweigern, steht nach Meinung der Experten nicht zu befürchten. „Das sind wohl schlaue Tierchen“, meint Göbel.
Was wird aus Josef Lederer?
Josef Lederer (einziger Bewohner seit der Schließung im November 2009, mehr zu seiner Geschichte lesen Sie hier) zum Umzug zu bewegen, erweist sich als ungleich schwieriger. Er lebt weiterhin in einem Nebengebäude des Hotels. Es ist sein Familienerbe, längst verloren, aber trotz allem sein höchstes Gut. Lederer will das markante Haus am See vor dem Abrisskommando retten. Das vorerst letzte Fest stieg dort an Silvester. Die jungen Organisatoren hatten zur 30er-Jahre-Motto-Party geladen. Lederer hat mitgefeiert. Nicht allzu lange, seine Gesundheit ist stark angeschlagen. Trotzdem wird er nicht müde, mit juristischer Unterstützung um sein altes Haus kämpfen. Lederer hat Wohnrecht bis zum Abriss. Darauf pocht er, trotz der Angebote, die Strüngmanns Anwälte schicken.
Eile scheint der Abriss ohnehin nicht zu haben. Bewilligt ist bislang nur ein grober Entwurf für die Planung der Neubauten. Der vorhabenbezogene Bebauungsplan entsteht gerade. „Da ist noch viel Arbeit zu tun“, sagt Bürgermeister Peter Höß. Wesentliche Bestandteile der Planung sind noch offen. Athos entwickelt sie in enger Abstimmung mit der Gemeinde Bad Wiessee und deren Städteplaner Eberhard von Angerer. „Wir haben noch keine Architektur“, lässt Höß durchblicken. Thomas Strüngmann wolle etwas wirklich Schönes für Bad Wiessee schaffen und erweise sich als sehr kritischer Bauherr. „Und ich bin froh, dass er so kritisch ist“, meint Höß.
Offen ist unter anderem, wie viele Wohnungen und wie viele Läden oder Büros in den fünf neuen Häusern entstehen. Bei der Detailplanung könnte das Einzelhandelsgutachten der Gemeinde helfen. Es liegt Höß seit Kurzem vor und wird Thema einer Gemeinderats-Klausur im Februar sein. Die Analyse des Fachbüros bezieht den gesamten Ort ein und mündet in Empfehlungen zu dessen Gestaltung. „Uns geht es vor allem darum, mehr Leben in den Ortskern zu bringen“, sagt Höß.
Wann der Bebauungsplan für die Seepromenade steht, dazu wagen weder Höß noch Athos-Sprecher Göbel eine Prognose. „Die sorgfältige Planung ist für einen erfolgreichen Fortgang dieses für Bad Wiessee und das gesamte Tegernseer Tal bedeutende Projekt ausgesprochen wichtig“, meint Göbel. Ob mit dem Abriss in diesem Winter noch begonnen werde, sei weiterhin offen. Alle Gebäude würden bis zum Frühjahr sicher nicht abgebrochen: „Denkbar ist ein Teilabriss.“
2015 haben wir bereits einen Rundgang durchs Hotel gemacht.