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Die Medizin kommt angeflogen: Notfallmedikamente per Drohnen-Taxi aus der Klinikapotheke

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Beobachten den Testflug in Neubiberg: Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und Professor Böttcher (Mitte).
Beobachten den Testflug in Neubiberg: Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und Professor Böttcher (Mitte). © Sven Hoppe/dpa

Medizin aus der Luft: Künftig sollen Hightech-Drohnen mit medizinischen Gütern die medzinische Patientenversorgung im Notfall unterstützen.

München – Wenn es etwa in Ingolstadt* bei Audi Schichtwechsel gibt, ist auf den Straßen kaum noch ein Durchkommen. Das nervt nicht nur, sondern kann sogar Leben kosten. Denn die Apotheke des Klinikums Ingolstadt beliefert 14 weitere Krankenhäuser in der Region mit eilig benötigten Spezialmedikamenten. Die Lösung soll eine Hightech-Drohne bringen, die besonders weit fliegen und sich ihre Route selbstständig suchen kann.

Das System wird gerade im Rahmen eines Pilotprojektes entwickelt und könnte nach Aussage von Fachleuten schon in wenigen Jahren deutschlandweit zum Einsatz kommen. „Das Ziel ist eine bessere Patientenversorgung im Notfall ohne Verfall von teuren Arzneimitteln – und dadurch auch die Einsparung von Kosten“, erläutert der Leiter der Apotheke des Klinikums Ingolstadt, Peter Linhardt. „Wenn etwa die Pfaffenhofener einen Unfallpatienten bekämen und stellten fest, sie bräuchten innerhalb einer halben Stunde ein bestimmtes Medikament, könnten wir die Anfangsdosis per Flugdrohne sofort hinliefern.“

Drohnen-Transport: Notärzte direkt am Unfallort beliefern ist eine Möglichkeit

Perspektivisch sollen auch Notärzte direkt an einem Unfallort mit den lebensrettenden Medikamenten beliefert werden. Im Rahmen des gut 1,5 Millionen Euro umfassenden Projekts „MEDinTime“ wird dafür eine hoch komplexe Flugplanungssoftware für eine besonders leistungsfähige Drohne entwickelt. „Unsere Drohnen sehen aus wie ein Segelflugzeug und fliegen auch so aerodynamisch und effizient, können aber zudem senkrecht starten und landen“, schildert Claudia Steinhoff vom Hersteller Quantum-Systems das mit Technik gespickte Leichtgewicht aus speziellem Styropor.

Im Bauch der Drohne ist eine klimatisierte, stets trackbare und vor unberechtigten Zugriffen geschützte Transportbox, die bis zu einem Kilo Ladung verträgt. 100 Kilometer kann die Drohne mit einer Flügelspannweite von 2,40 Metern am Stück zurücklegen, bei Geschwindigkeiten von etwa 70 km/h.

Erste Probeflüge zwischen Krankenhäusern in Ingolstadt und Pfaffenhofen

Derzeit wird die genaue Strecke noch vorab am Computer bis ins Detail geplant. Doch das soll sich bald ändern: „Die Drohne bekommt den Auftrag, von A nach B zu fliegen, muss sich aber ständig selbst überlegen, wie sie am besten dahinkommt“, erläutert der für die dynamische Routenwahl Verantwortliche, Professor Jörg Böttcher von der Universität der Bundeswehr in Neubiberg (Kreis München*).

Technisch ist das bis Ende 2022 laufende Projekt den Verantwortlichen zufolge weit fortgeschritten. Die ersten, für kommendes Frühjahr geplanten Probeflüge zwischen den Krankenhäusern in Ingolstadt und Pfaffenhofen seien realistisch. Und doch dürfte es noch etwas dauern, bis aus dem Pilotprojekt ein flächendeckendes Versorgungsmodell wird. (mm/lby) *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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