Licht aus Oberbayern für Thailands König

Weilheim/Bangkok – Der Weilheimer Philipp Geist hat sich in der internationalen Künstlerszene schon einen Namen gemacht: 2007 beleuchtete er in Rom das Museum für moderne Kunst, 2008 das Berliner Kulturforum zur Langen Nacht der Museen.
Zurzeit (noch bis zum 13. Dezember) strahlt er die Fassade des thailändischen Königspalastes in Bangkok an. Wir erreichten den 33-Jährigen dort per Telefon.
Herr Geist, wo befindet sich Ihr Arbeitsplatz in diesen Tagen?
Ich arbeite direkt neben dem Königspalast in Bangkok, von hier aus sehe ich sogar den Thron. Auf der riesigen Straße vor dem Gebäude drängen sich tausende Menschen, jetzt ist es Abend, schon seit Mittag sind zahlreiche Gäste hier.
Sie sind verantwortlich für die Lichtinstallationen am Palast, die während der Feierlichkeiten zum 82. Geburtstag des Königs an mehreren Tagen gezeigt werden. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Die Illumination wechselt jeden Tag, manche Elemente wiederholen sich. Gezeigt werden über eine Stunde lang Arbeiten, in denen ich thailändische Ornamente, Schriftzeichen, malerische Elemente zu abstrakten Kompositionen arrangiert habe. So setze ich Natur- und Kulturschätze, die ich vor Ort recherchiert und fotografiert habe, in meine eigene Bildsprache um.
Mit welcher Technik arbeiten Sie?

Über extrem leistungsstarke Projektoren und modernste Lichttechnik werden die Motive und Filmsequenzen an das Gebäude geworfen. Es entsteht ein Wechselspiel zwischen der Tiefe des Gebäudes, unterschiedlichen Rhythmen, Farben und Strukturen. Begleitet wird die Show von einem 130-köpfigen, internationalen Symphonie-Orchester und von Tanzeinlagen.
Sie wohnen in Berlin, sind aber in Weilheim aufgewachsen und verbringen viel Zeit in Ihrer Heimat. Wie kommt der thailändische König darauf, sich von einem Oberbayern den Palast beleuchten zu lassen?
Das hat eine thailändische Künstler-Agentur organisiert. Über das Internet sind die Mitarbeiter auf mich und meine Licht-Installationen aufmerksam geworden, so kam der Kontakt zustande.
Wie haben Sie sich auf die große Aufgabe vorbereitet?

Es ist sicherlich eine ganz besondere Ehre, aber ein überaus schwieriges Projekt. Ich bin im August nach Thailand gereist, um die Mentalität kennen zu lernen und zu verstehen. Man kann sich als Europäer gar nicht vorstellen, welchen Stellenwert der Geburtstag des Königs in dem Land hat. Weil die Verehrung so groß ist, sind die Menschen auch mit dem Herzen dabei.
Haben Sie jetzt Unterstützung aus der Heimat an Ihrer Seite?
Ja, meine Eltern und meine Schwiegereltern sind gerade in Bangkok, die verbinden einen Thailand-Urlaub mit der Veranstaltung.
Sind Sie dem König denn schon begegnet?
Nein, den werde ich auch nicht treffen. Davon abgesehen, dass er gesundheitlich sehr angeschlagen ist und mittlerweile wieder im Krankenhaus liegt, kommt man der Majestät nicht so nahe.
Nichtsdestotrotz – ein Auftrag von einem König: Das ist für Sie als Künstler schon ein großer Erfolg, oder?
Die Installation ist sicher mein bislang größtes Projekt, vor allem was die Bedeutung angeht. Jeden Tag berichtet das thailändische Fernsehen live und Hunderttausende sehen die Installation.
Ist der Auftrag auch königlich bezahlt?
Sicher ist das hier ein Projekt, das ein ganz anderes Budget hat als andere. Finanziell ist das schon auch interessant für mich.
Was ist das für ein Gefühl, tausende von Menschen zu begeistern?
Gänsehaut! Es gibt eine Stelle, da zündet sich das ganze Publikum Kerzen an, alle singen ein Lied, über den Köpfen der Zuschauer schweben Lampions – und im Hintergrund läuft meine Installation. Das ist wirklich beeindruckend.
Interview: Carina Lechner