Lift-Krieg am Sudelfeld

Bayrischzell - Tausende Skifahrer, gepflegte Pisten, ausreichend Schnee. Am Sudelfeld bei Bayrischzell herrschen derzeit fast perfekte Bedingungen – doch hinter den Kulissen tobt ein erbitterter Streit.
Der vorläufige Höhepunkt: Ein Betreiber hat seine beiden Lifte dichtgemacht. Auch ein Almgasthof ist geschlossen. Ein Insider spricht schon von einem „Krieg am Sudelfeld“. Der Mann zur tz: „Hier arbeitet jeder gegen jeden. Das wird immer schlimmer.“ Lifte-Sprecher Egid Stadler hingegen befürchtet: „Hier wird der gute Ruf von unserem Gebiet kaputt gemacht.“Fakt ist: Besitzer Josef B. aus Oberaudorf hat seit 1. Januar den Betrieb des Ranken- und Grafenherberglifts am Mittleren Sudelfeld eingestellt. Er streikt. Laut Liftverbunds-Chef Stadler, „weil er Beschlüsse, die die sechs Gesellschafter mehrheitlich gefasst haben, nicht mehr mittragen will“. Vermutlich geht’s um mehr Geld aus den Sudelfeld-Erlösen, zumal die beiden Schlepplifte mit acht Schneekanonen bestückt und meist bestens präpariert sind.
Ortskundige können diese Lifte umfahren. Der Streik trifft vor allem die Vereine, die hier trainieren. Doch damit nicht genug: Auch zu Essen gibt’s in diesem Bereich nichts mehr. Im nahe gelegenen Almgasthof Grafenherberg hängt nur ein Zettel an der Tür: „Wir haben vorübergehend wegen der schlechten Zusammenarbeit mit den Liftbetrieben geschlossen.“ Selbst 23 Nachwuchs-Fußballer aus Hessen, die seit langem gebucht hatten, wurden ausgesperrt. „Wir haben uns aber bemüht, dass sie in Oberaudorf unterkommen“, so Wirt Manfred Werner.
Über die genauen Hintergründe seiner persönlichen Streikaktion will er lieber nicht sprechen. Tatsache aber ist: Rund ums Sudelfeld haben Anwälte derzeit Hochkonjunktur. Statt das Gespräch miteinander zu suchen, werden Juristen eingeschaltet. So will ein Wirt per einstweiliger Verfügung erreichen, dass seine Angestellten wieder unbegrenzt die Straße zu seinem Betrieb befahren und dort parken dürfen. Ein anderer Wirt wird mit Bußgeld-Androhungen überzogen, will sich aber aus Sorge um den Betrieb nicht dazu äußern. Ein Dritter soll in der Vergangenheit schon mal einen Stacheldraht über eine Piste gespannt haben. Aus purem Frust und Ärger.
Jetzt sollen wiederum Anwälte dafür sorgen, dass Josef B. möglichst bald seine Lifte wieder einschaltet. „Mit Sicherheit werden sie am Wochenende wieder laufen“, erklärte Sudelfeld-Geschäftsführer Stadler gestern. Er sprach auch vom „absoluten Zusammenhalt“, der normalerweise am Sudelfeld herrscht – und der das Gebiet zurück in die Erfolgsspur gebracht habe.Einzige positive Nachricht für Sudelfeld-Liebhaber: Wegen des Lifte-Streits gibt’s derzeit die Skipässe rund zehn Prozent billiger.
Claudia Detsch
Quelle: tz