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Lilija K.: Ihr Ehemann diente in Afghanistan

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Badesee
Im Erlabrunner See wurden Körperteile einer Frau gefunden © dpa

Erlabrunn - Die Leiche einer Prostituierten ist am Montag aus einem Badesee bei Würzburg geborgen worden. Der Mörder hat sich vor einen ICE geworfen. War es ihr Mann, der zuletzt in Afghanistan diente?

Die traurige Gewissheit kam am Morgen aus der Würzburger Rechtsmedizin: Der Mann aus dem Neubergtunnel, der unter einem ICE starb – und die zerstückelte Leiche aus dem Erlabrunner Badesee: Es handelt sich um ein Ehepaar. Zugleich verdichten sich die Hinweise auf ein Drama im Rotlicht-Milieu.

Grausiger Leichenfund in Badesee bei Würzburg

Noch immer ist die Leiche von Lilija K. (29) nicht vollständig. Neben dem Torso wurden bisher nur einige Teile aus dem Gewässer nahe Würzburg geborgen. Fest steht: Ihr Mann Jens K. (30) hatte sie am Sonntag als vermisst gemeldet. Rechtsmediziner glauben aber, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits tot war – möglicherweise lagen ihre Überreste seit Freitag im See.

Ob ihr Mann, der als Offizier bei der Bundeswehr in Veitshöchheim stationiert und vor wenigen Monaten von einem Auslandseinsatz aus Afghanistan zurückgekehrt war, auch ihr Mörder ist? Der Verdacht liegt nahe, doch die Kripo gibt sich zurückhaltend. Polizeisprecher Karl-Heinz Schmitt: „Das steht noch nicht mit letzter Sicherheit fest. Es wurde eine Sonderkommission zur Aufklärung des Verbrechens eingesetzt.“

Der schlimme Verdacht auf ein Beziehungsdrama kam den Ermittlern am Montagmorgen, als der Suizid eines Mannes von der nur zwei Kilometer vom Erlabrunner See entfernten ICE-Strecke gemeldet wurde. Tatsächlich fand sich später hier auch der Wagen von Jens K. Möglicherweise hatte er am Morgen die Nachricht vom Fund der Leichenteile im Radio gehört und wollte sich mit seinem Selbstmord einer bevorstehenden Festnahme entziehen.

Freunde berichten aber, dass er in jüngster Zeit verändert war: „Er kam völlig fertig vom letzten Einsatz zurück, war in sich gekehrt.“ Bekannte beobachteten auch, dass es in der Ehe kriselte. Der Grund könnte im Doppelleben von Lilija K. zu finden sein. Sie soll offiziell als Tabledancerin im Würzburger „Haus d‘Amour“ gearbeitet haben – doch heimlich, ohne Wissen ihres Mannes, auch angeschafft haben.

Am Dienstag lief im Wohnhaus von Familie K. in Hettstadt die Spurensicherung der Kripo. Nachbarn wurden befragt, auch Ex-Kolleginnen von Lilija K., die für einen Kranz sammeln. Die Polizei sorgt sich derweil vor allem um den achtjährigen Sohn des Paares, der nun von den Großeltern betreut wird. Ein Abschiedsbrief, der Klarheit über die Motive von Jens K. geben könnte, wurde nicht gefunden.

Der Bürgermeister von Hettstadt zeigt sich erschüttert über die schrecklichen Ereignisse. „Man kann nicht in jeden Einzelnen gucken. Manches ist doch Fassade“, sagt Eberhard Götz (SPD). „Viele haben finanziell zu knabbern, versuchen nach jedem Strohhalm zu greifen.“

tz

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