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Manager angeklagt: 345 Millionen Euro ergaunert?

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Würzburg - Er flog schon mal die Topprominenz im Privatjet in den sonnigen Süden. Doch diese Zeiten sind seit über einem Jahr für den Aschaffenburger Manager Helmut K. (51) vorbei. Er sitzt in U-Haft.

Nun hat die Staatsanwaltschaft Würzburg auch Anklage gegen ihn erhoben: K. soll knapp 5000 Anleger und internationale Großbanken um sagenhafte 345 Millionen Euro geprellt haben. Vorausgegangen waren langwierige Ermittlungen: Auf 630 Seiten hat die Behörde ihre Vorwürfe zusammengetragen.

Es geht um gewerbsmäßigen Betrug in besonders schweren Fällen, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Auch einen mutmaßlichen Komplizen von Helmut K. will die Behörde vor Gericht stellen, wegen Beihilfe zum Betrug. Das Landgericht Würzburg muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden.Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre es einer der größten – wenn nicht gar der größte – Wirtschaftskriminalitätsfall in Bayern seit Jahrzehnten.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hat der 51-jährige Helmut K. durch falsche Angaben in Prospekten seiner Fondsgesellschaften 4924 private Anleger um rund 122 Millionen Euro gebracht. „Den Anlegern sollen erhebliche Gewinne vorgespiegelt und in Aussicht gestellt worden sein, obwohl die beiden Fonds massive Verluste erlitten hatten“, hieß es in der Behördenmitteilung. Eine Auszahlung des Gewinns sei nur durch das Geld neuer Anleger möglich gewesen. Man spricht vom Schneeballsystem. Der Fall erinnert an den New Yorker Superbetrüger Bernard Madoff, der das Vertrauen von Banken und Privatanlegern missbrauchte und sie um Milliarden brachte. Madoff zog das größte bekannte Schneeballsystem der Geschichte auf und wurde dafür zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt.

Helmut K. soll aber auch Banken betrogen haben. Laut Staatsanwaltschaft haben die britische Barclays Capital Bank sowie die französische BNP Paribas durch falsche Angaben des Geschäftsmannes rund 223 Millionen Euro in die Unternehmen des 51-Jährigen investiert. Ob sie das Geld wiedersehen werden, ist ungewiss. Auch für das Geld der Privatanleger, das wohl in besonders spekulative Fonds floss, gibt es wahrscheinlich nur in einigen Fällen Hoffnung: Unter anderem soll der Hedgefonds-Manager davon einen Hubschrauber, Flugzeuge und Häuser finanziert haben. Seinen Kunden versprach der gebürtige Oberpfälzer angeblich extrem hohe Renditen.

Der Familienvater sitzt seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen ihn waren zeitweise ins Stocken geraten, weil sich ein weiterer mutmaßlicher Komplize des 51-Jährigen im Sommer das Leben genommen hatte. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch nicht abgeschlossen. Am 11. November wurden drei weitere Beschuldigte festgenommen. Sie sollen Komplizen von Helmut K. sein. Ihnen wird gewerbsmäßige Beihilfe zum Betrug in einem besonders schweren Fall zur Last gelegt.

tz

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