Seher glaubt: Peggy liegt im Fluss

München - Kann Michael Schneider (43) das Rätsel um die verschwundene Peggy Knobloch lösen? Der Mann aus Siegburg (Nordrhein Westfalen) ist ein Seher und denkt: „Peggys Leiche liegt auf dem Grund der Sächsischen Saale.“
Schneider sorgte in der Vergangenheit für Aufsehen, indem er den Fundort von Vermissten vorhersagte. Auf seiner Website www.findingthemissing.org hat er Fälle dokumentiert, in denen er erfolgreich war. Eine Fähigkeit, die er geerbt hat – auch sein Opa habe über diese Kraft verfügt. „Ich bin primär hellhörig, das heißt, ich habe eine innere Stimme.“ Schon als Kind habe er diese Gabe bemerkt und mit 21 Jahren verblüffte er seinen Freundeskreis mit seinen Vorhersagen. Schneider, der unentgeltlich arbeitet, betont aber auch: „Ich will Vermisste finden, keine Täter!“
In den vergangenen Wochen hatte er deshalb Kontakt zu den Bayreuther Ermittlern im Fall Peggy aufgenommen. Vor dem Bayreuther Bahnhof zeigt er auf einer Landkarte, wo er Peggys Leiche vermutet. Es ist eine Stelle in der Sächsischen Saale, knapp 15 Kilometer von Lichtenberg entfernt.
Bisher wurde von dem Mädchen, das im Mai 2001 aus dem oberfränkischen Lichtenberg spurlos verschwand, keine Leiche gefunden. Der geistig behinderte Ulvi K. wurde im April 2004 als ihr Mörder verurteilt. Jetzt, zehn Jahre später, kommt es zu einem Wiederaufnahmeverfahren. Der Prozess ist für April anberaumt. Unabhängig davon ermittelt die Staatsanwaltschaft über Ungereimtheiten im Fall Peggy.
Für Schneider ist der Fall nicht neu. Kurz nach Ulvis Verhaftung hatte ihn der Fernsehsender Sat.1, bei dem er als Polizeireporter arbeitete, nach Lichtenberg geschickt. „Viele waren überzeugt, dass es der Ulvi war.“ Doch als er ein Foto von Ulvi gesehen habe, wusste er sofort, dass er unschuldig ist. „Umso mehr freue ich mich heute über das Wiederaufnahmeverfahren.“
Schneider ist nicht der einzige mit übersinnlichen Fähigkeiten, der im Fall Peggy aktiv wurde: Bei der Polizei sind die Ordner voll mit Hinweisen von Hellsehern und Wahrsagern. Doch Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken sagt auch: „Wir gehen jedem Hinweis nach.“ Es werde schon geprüft, ob die Eingebungen ins Bild passen. „Wir buddeln aber nicht wild drauf los“, stellt Stadter klar. Natürlich werde auch der Hinweisgeber überprüft, zum Beispiel, ob er schon Erfolge vorweisen kann.
Karin Heindl
Schneiders Tipps an Ermittler
Der Mord an der Passauer Studentin Caroline B. erschütterte 2007 ganz Bayern. Michael Schneider vemutete die beiden Täter in Spanien, wo sie verhaftet wurden.
Die Israelin Yam Levy verschwand im September 2013 in Immenstadt spurlos. Schneider vermutete die Vermisste in Riezlern, 40 Kilometer von ihrer Unterkunft entfernt. Tags darauf wurde sie dort tot aufgefunden, sie war abgestürzt.
Auch im September 2013 verschwand Larissa Biber aus Reutte. Schneider sah eine Leiche im Inn. Eine Absuche blieb ergebnislos. Larissas Leiche wurde erst nach dem Geständnis ihres Freundes an der Stelle im Inn geortet.