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Mitten in dritter Corona-Welle: Bayerns Zahnärzte halten an Präsenz-Tagung mit 75 Teilnehmern fest

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Westin Grand Hotel München
Im Münchner Westin Grand Hotel wollen sich die Zahnärzte treffen. © Marcus Schlaf

Die Bayerische Zahnärztekammer plant am 23. April eine Vollversammlung. Rechtlich scheint es kein Problem zu geben. Die SPD bezeichnet das Zahnärzte-Treffen allerdings als „instinktlos“.

München – Das Westin Grand Hotel in München wirbt mit einem traumhaften Blick über die Stadt, Concierge-Service und einem besonders großen Ballraum. In diesem weitläufigen Haus mit gehobenem Ambiente will die Bayerische Zahnärztekammer (BLZK) in knapp zwei Wochen eine Vollversammlung abhalten – als Präsenztreffen mitten in der dritten Corona-Welle.

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Am 23. April sollen in dem Bogenhausener Hotel ab 10 Uhr rund 75 bayerische Zahnärzte als Delegierte tagen. Auch ein bis zwei Vertreter des bayerischen Gesundheitsministeriums werden erwartet, teilt Kammerpräsident Christian Berger auf Anfrage unserer Zeitung mit. Dazu seien circa fünf hauptberufliche Mitarbeiter der Kammer eingeplant – „so wenige wie möglich“, betont Berger.

Christian Berger, Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer
Christian Berger, Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer © BLZK

Rein rechtlich gesehen scheinen sich die Zahnärzte damit im grünen Bereich zu bewegen. Der Kammerpräsident verweist auf den juristischen Status der Veranstaltung. Wie die Münchner Stadtratssitzung sei die Zahnärzte-Vollversammlung „als zwingend erforderliche Veranstaltung erlaubt“. Das Treffen sei zudem „vollumfänglich und ausdrücklich mit den geltenden Infektionsschutzvorgaben vereinbar“, betont Berger. Der gebuchte Ballraum biete sonst bis zu 900 Personen Platz, Abstände ließen sich also problemlos einhalten. Jeder Teilnehmer müsse ständig eine FFP2-Maske tragen und erhalte einen separaten Tisch. Zudem würden kostenlose Schnelltests angeboten.

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Und: Da die bayerischen Zahnärzte „fast alle bereits geimpft“ seien, reduziere sich die Gefahr noch einmal deutlich. „Das Infektionsrisiko ist für den Zahnarzt am Behandlungsstuhl eindeutig höher als in einer parlamentarischen Versammlung mit größeren als den Mindestabständen“, erklärt Berger. Der Impfstatus der eingesetzten Mitarbeiter bleibt offen.

Doch auch wenn es rechtlich tatsächlich nichts zu beanstanden gibt, stellt sich die Frage: Muss eine solche Präsenzveranstaltung wirklich sein in Zeiten, in denen sich selbst die Ministerpräsidenten nur per Videokonferenz mit der Bundeskanzlerin beraten? SPD-Gesundheitspolitikerin Ruth Waldmann hält die Durchführung einer Vollversammlung derzeit für „etwas instinktlos“. Sie traue den Zahnärzten zwar durchaus zu, sich an die Hygienemaßnahmen zu halten. Als Mediziner sendeten sie mit ihrem Präsenztreffen in der aktuellen Lage allerdings ein falsches Signal. Es sei deshalb „nicht zu verstehen“, warum die Zahnärzte ihre Versammlung nicht digital durchführen könnten. „Das kriegen alle anderen doch auch hin“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Landtag.

SPD-Politikerin Ruth Waldmann
SPD-Politikerin Ruth Waldmann © Oliver Bodmer

„Eine Online-Veranstaltung wäre vom Heilberufskammergesetz nicht gedeckt“, argumentiert hingegen Kammerpräsident Berger. Deshalb habe man bereits die Vollversammlung im vergangenen November absagen müssen. „Das Heilberufskammergesetz soll jetzt geändert werden und die Vollversammlung 2020 wird nun nachgeholt, um eine Satzungsänderung zu verabschieden.“

Waldmann überzeugt diese Erklärung nicht. Dass dieses Problem bestehe, wüssten die Zahnärzte schließlich „auch schon etwas länger“. In der Zwischenzeit hätte die Kammer Anpassungen vornehmen können. Zumindest aber hätte die BLZK mit Blick auf die aktuell steigenden Infektionszahlen und die neuen Mutationen einen anderen Zeitpunkt wählen sollen, findet Waldmann. „Ich würde nicht hingehen“, sagt sie. *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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