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Mulmiges Gefühl in der AKW-Nachbarschaft

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Paul Riederer macht vor ­allem der alte Reaktor Isar I (re.) Sorgen © Unfried

Essenbach - Am Montag wird es vor dem Kernkraftwerk Isar I wieder Proteste von Atomkraftgegnern geben. Die Gefahr sitzt den Anwohnern im Nacken.

Jeden Montag versammelt sich ein kleines Häuflein von 150 bis 300 Atomkraftgegnern vor dem Tor 13 des betagten Kernkraftwerkes Isar I, das seit 1977 Strom liefert. Dahinter speit der mächtige Kühlturm des elf Jahre jüngeren Reaktors Isar II eine mächtige Dampfsäule in den Himmel. „Diesen Montag werden wir sicher viel mehr sein“, hofft Paul Riederer (81). „Die Reaktorkatastrophe von Fukushima ist ein Menetekel. Ich hoffe, dass hier die Leute aufgerüttelt werden.“ Sorgen bereitet Riederer vor allem das alte Kraftwerk, ein Siedewasser-Reaktor wie in Fukushima: „Wenn hier ein Flugzeug draufstürzt, dann ist die Hölle los. Isar II ist zwar ein bisschen besser geschützt. Aber was ist bei einem Sabotageakt oder einem Terrorangriff?“

Neben dem Reaktorgebäude von Isar I befindet sich eine unscheinbare Halle, doch die hat es laut Riederer in sich: „Das ist ein Lager für 152 Castor-Behälter. In einem befindet sich so viel radioaktives Material, wie in Tsch

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ernobyl freigesetzt worden ist. Der Betrieb ist für 40 Jahre genehmigt, aber es gibt nirgends auf der Welt ein Endlager. Man stelle sich vor, die alten Ägypter hätten Kernkraftwerke gehabt, man müsste noch heute auf den radioaktiven Müll aufpassen!“ In Niederaichbach und Essenbach sagen nur wenige ihre Meinung. Viele arbeiten im Kraftwerk, sie haben sich an die Dampfschwaden gewöhnt, die ihnen oft die Sonne nehmen. „Wir verdienen unser Geld damit“, sagt Peter Reißner, Chef der Gaststätte Kirchenwirt. Das Unglück von Japan stimmt ihn nachdenklich: „Wenn es eine vernünftige Alternative gäbe, wäre ich fürs Abschalten.“ Wenn Lydia Wolf (62) aus ihrem Fenster schaut, sieht sie beide Reaktoren. „Man braucht ja den Strom. Aber mir wäre wohler, wenn ich die nicht vor der Nase hätte“, sagt sie. „Ich hoffe doch, dass unsere Atomkraftwerke sicherer sind als die in Japan.“

„Die Diskussion wird noch heiß werden aufgrund der Geschehnisse in Japan.“ Die Eheleute Alois und Anna Bummer (beide 47) hoffen darauf, dass zumindest Isar I rasch abgeschaltet wird: „Das ganze Maschinenhaus ist kontaminiert“, sagt Alois Bummer. „Man muss alles versuchen, dass man so rasch wie möglich von der Kernenergie wegkommt. Aber die Stromkonzerne bemühen sich noch, den Stromverbrauch zu fördern.“

tz

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