1. tz
  2. Bayern

Mit 400 Millionen Euro auf dem Konto: Ehemaliger Imperium-Besitzer lebt zurückgezogen in Bayern

Kommentare

Über 30 Jahre hat Ernst Prost tagtäglich Doppelschichten geschoben. Irgendwann reicht es ihm. Er verkauft sein millionenschweres Öl-Unternehmen Liqui Moly und zieht auf einen Bergbauernhof nach Bayern.

Reit im Winkl – Schon längst hat Ernst Prost, Ex-Chef des Öl-Unternehmens Liqui Moly, Krawatte und Anzug beiseite gelegt und in die unterste Schublade seines Kleiderschranks verbannt. Nach Jahrzehnten im stressigen Geschäftsalltag hat der 66-Jährige die Reißleine gezogen und seine Firma verkauft. Es folgte eine 180 Grad-Wende: vom Chefsessel direkt auf die Holzbank seines Bergbauernhofs mit Alpenblick.

Nach Verkauf von Liqui Moly: Ehemaliger Imperium-Besitzer Ernst Prost lebt zurückgezogen in Bayern

Nach dem Verkauf seiner für Motorenöl bekannten Firma zog sich der Unternehmer allmählich zurück. Ihn verschlug es in die Berge, weit weg vom Trubel der Geschäftswelt, weg aus seiner Heimatstadt Ulm. Sein neues Zuhause soll Ernst Prost nach Informationen von Buisness Insider nun im bayerischen Reit im Winkel gefunden haben.

Zwei Lebenswelten: 2018 verkauft Ernst Prost seine Firma, das Schmieröl-Unternehmen Liqui Moly. Damit wird der 65-Jährige zum Multimillionär, nur um wenig später in eine bayerische Alpengemeinde zu ziehen.
Zwei Lebenswelten: 2018 verkauft Ernst Prost seine Firma, das Schmieröl-Unternehmen Liqui Moly. Damit wird der 65-Jährige zum Multimillionär, nur um wenig später in eine bayerische Alpengemeinde zu ziehen. © Collage Merkur.de: IMAGO

Inmitten einer malerischen Kulisse lebt Ernst Probst nun auf einem Bergbauerhof, den er laut Business Insider eigenständig zu einer Villa umgebaut hat, schaut Kühen beim Weiden zu und macht bewusst keine Pläne. Dieser Schritt sei bitter nötig gewesen. „Ich bin einfach froh, wenn ich aufs Klo gehen, essen und schlafen kann, ohne dass ich Schmerzen habe“, sagte Prost focus.de.

Wirbel vor einem Jahr: Streit um Prost-Schloss in Baden-Württemberg sorgte für Schlagzeilen.

Ex-Chef von Ölunternehmen Liqui Moly: Arbeit war für Ernst Prost ein Hobby

Doch der radikale Schritt sei dem 66-Jährigen nicht leicht gefallen. Denn auch wenn er seine neu gewonnene Freizeit heute genieße, fehle ihm der strukturierte Alltag in der Firma. „Arbeit war mein Ein und Alles. Sie war mein Hobby, meine Obsession. Es waren 31 Jahre im Vollrausch“, sagt Prost. „Jetzt ist kalter Entzug.“

Nicht selten reichten seine Arbeitstage von frühmorgens bis spät in die Nacht – knapp 16 Stunden pro Tag. Und das über 30 Jahre hinweg. „Doch wenn ich sagte, ich gehe zur Arbeit, dann war es, als wenn ich in die Disco gehe“, resümiert der ehemalige Firmenchef gegenüber Buisness Insider. „Ich hatte tolle Kolleginnen und Kollegen um mich herum, tolle Kumpels und da haben wir uns zusammen 30 Jahre lang den Arsch aufgerissen, die Konkurrenz niedergebuddelt, die Kunden glücklich gemacht.“

Multimillionär fehlt Selbstbestimmung in der eigenen Firma – er steigt aus und zieht nach Bayern

Doch irgendwann war es auch einem Ernst Prost zu viel. Obwohl den 66-Jährigen so viele Facetten an seinem Beruf begeisterten, belastete ihn eine zentrale Sache: die fehlende Selbstbestimmtheit. Ob Behörden, Kunden, Lieferanten, Gewerkschaften oder die eigenen Leute: „Ich hatte immer das Gefühl, dass alle an einem zerren“, berichtet er. Mit der Zeit wuchs die Sehnsucht nach dem Aussieg.

Ich wollte wieder mein eigener Herr sein.

Ernst Prost, Ex-Chef des Ölunternehmens Liqui Moly

Schließlich reicht es dem Unternehmer. „Diese Fremdbestimmtheit, die ging mir dann nach ein paar Jahren doch gewaltig gegen den Strich, gewaltig auf den Sack, wenn man das so sagen darf“, merkt er an. Daher trifft er eine folgenschwere Entscheidung: Er steigt aus. „Ich wollte wieder mein eigener Herr sein“, erklärt der 66-Jährige. Um einen Nachfolger hat sich Ernst Prost laut Wirtschafts Woche schon frühzeitig gekümmert. Seine millionenschweren Anteile verkaufte er schon ein Jahr zuvor an die Würth Gruppe.

Leben auf dem Land für Ex-Liqui-Moly-Chef Ernst Prost ein Abentuer

Keine leichte Entscheidung, schließlich sei das Unternehmen Prost‘s Lebenswerk. „Die Firma, die mein Leben war, die Leute, die meine Freunde waren, hinter mir zu lassen. Das war, meine ich heute, die noch größere Leistung, als ein Unternehmen aufzubauen, zu verwalten oder zur Blüte bringen“, urteilt er heute. Dementsprechend oft denkt der 66-Jährige auch darüber nach, ob der Rücktritt die richtige Enscheidung gewesen ist.

Mit Kühen als Nachbar: Ex-Unternehmer Ernst Prost genießt sein neues Leben in der Abgeschiedenheit der Alpenregion in Reit im Winkl.
Mit Kühen als Nachbar: Ex-Unternehmer Ernst Prost genießt sein neues Leben in der Abgeschiedenheit der Alpenregion in Reit im Winkl. © IMAGO/Lisa und Wilfried Bahnmüller

Doch sein neues Leben hält für den Rentner ebenso viel Abenteuer bereit. Vor allem der Alltag stelle Prost vor einige neue Herausforderungen. Ob Einkaufen im Supermarkt, Wäsche waschen oder die Pfandrückgabe am Automaten: „Ich habe nur einen roten Schädel gehabt und war am Machen und am Tun und der ganze andere Schmarrn hat mich nicht interessiert. Darum bin ich heute also bisschen dumm deppert in einfachen Dingen des Lebens“, erzählt er amüsiert.

Neues Leben von Ernst Prost: Ex-Unternehmer genießt Freizeit und Unbekümmernheit

Was er in den letzten Jahren auf seinem Bergbauernhof in Reit im Winkel daher gelernt hat: Das Leben sei in Wirklichkeit ein „Geschenk Gottes“,sagt er focus.de. „Junge Menschen sind dauernd diesem permanenten Dauerfeuer der Werbung ausgesetzt, die Wünsche erzeugt, die eigentlich gar keine sind“, sagt Prost. Das Leben sei aber an sich schon „fein“, wenn man es „bisschen bescheidener“ und ohne „riesige Ansprüche“ lebe – so wie er.

Denn trotz seiner knapp 400 Millionen Euro auf dem Konto lebt der 66-Jährige bescheiden. Er geht nicht mehr zum Friseur, lässt sich Haare und Bart wachsen, berichtet etwa bild.de. Ab und zu gönnt sich der Ex-Unternehmer auch das ein oder andere Bier und setzt bei seiner Kleidung neuerdings auf Tracht. Diese für Prost neue Unbekümmertheit, rät er nun auch jungen Leuten. „Lebe glücklich, lebe frei. Schau, dass du nichts Böses machst“, appelliert er an die junge Generation gegenüber focus.de.

Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.

Auch interessant

Kommentare