Kabinett und München ebnen Weg für Olympia-Bewerbung
München - Kabinett und Münchner Stadtrat haben die Olympia-Bewerbung 2018 abgesegnet. Das finanzielle Risiko für das IOC: null. Geschätzte Kosten für die öffentliche Hand: bis zu 1,8 Milliarden Euro. Freistaat und Stadt betonen, dass Olympia große Chancen biete.
Staatsregierung und Stadt München haben simultan den Weg für die Olympia-Bewerbung 2018 geebnet. Die Staatsregierung beschloss am Mittwoch das Olympia-Gesetz. Gleichzeitig votierte auch der Münchner Stadtrat mit über 90 Prozent Mehrheit für die Bewerbung. Nach den bisherigen Berechnungen würden Olympische Winterspiele den Freistaat und die Landeshauptstadt jeweils etwa 200 Millionen Euro kosten. Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) verteidigten die Bewerbung parteiübergreifend gegen die Kritik der Olympia-Gegner. “Wir sehen die Risiken, aber die Chancen sind viel größer“, sagte Schneider.
Die Gesamtkosten bayerischer Winterspiele würden sich nach Schätzungen sogar auf etwa 2,6 bis 3 Milliarden Euro belaufen. Davon sollen 1,3 Milliarden Euro Kosten des Organisationskomitees ohne Belastung der Allgemeinheit finanziert werden - durch Fernsehgebühren, IOC-Zuschüsse etc.
Die öffentliche Hand - das sind im wesentlichen der Bund, das Land Bayern und die Stadt München - müsste ihrerseits etwa 1,35 bis 1,84 Milliarden Euro ausgeben, wie aus der Mitteilung der Staatskanzlei hervorgeht. Davon mitfinanziert würden unter anderem neue Straßen, die Modernisierung der Bahnstrecke von München nach Garmisch, zwei neue Sporthallen in München, das sogenannte Mediendorf mit Wohnungen für die aus aller Welt anreisenden Journalisten sowie zwei Pressezentren in München und Murnau. Am 14. Oktober kommt das Olympia-Gesetz in den Landtag.
Für die Bauten plant die Staatsregierung 160 Millionen Euro als ein. 100 Millionen soll allein die Münchner Journalistensiedlung kosten. Die geplanten 1300 neuen Wohnungen würden anschließend dem Münchner Wohnungsmarkt zugute kommen, sagte Rathaus-Sprecher Stefan Hauf. Vor dem Rathaus demonstrierten während der Stadtratsdebatte Olympia-Gegner.
Die Stadt München rechnet nach Rathaus-Angaben mit eigenen Kosten von etwa 209 Millionen Euro. Das Internationale Olympische Komitee entscheidet am 6. Juli 2011 über die Bewerbung. Konkurrenten sind Annecy in Frankreich und Pyeongchang in Südkorea, das bereits zwei gescheiterte Bewerbungen hinter sich hat. Am Abend wollte auch der Gemeinderat von Garmisch-Partenkirchen - wo Skiwettbewerbe stattfinden sollen - über die Bewerbung abstimmen. Schneider ist zuversichtlich, dass der lokale Widerstand in Garmisch-Partenkirchen weitestgehend überwunden ist: “Es ist überhaupt keine Aggressivität mehr da.“
Was welche Baumaßnahme in Bayern im Einzelnen kosten soll, soll bis 11. Januar geheim bleiben, wenn die Frist für die Abgabe der Bewerbungsunterlagen beim IOC abläuft. Für die Geheimhaltung gibt es zwei Gründe: Staatsregierung und Stadt wollen die Regeln des IOC einhalten. Außerdem wollen Stadt und Land wie die Bewerber bei anderen Ausschreibungen auch verhindern, dass die französische und koreanische Konkurrenz einen Einblick in die bayerischen Planungen erhält.
Die Olympia-Gegner argumentieren, dass die Kosten viel zu hoch sind und ausschließlich das Internationale Olympische Komitee (IOC) von den Spielen profitiert. Denn das IOC erzielt von Olympiade zu Olympiade rasant wachsende Fernseheinnahmen, wälzt aber die finanziellen Risiken auf die örtlichen Veranstalter ab - was die Kritiker als Knebelverträge geißeln.
Allein für den nächsten olympischen Zyklus in Vancouver und London erwartet das IOC Rekordfernseheinnahmen von 3,8 Milliarden US-Dollar, wie die bei den Pekinger Spielen 2008 vorgestellte IOC-Finanzplanung vorsieht. “Wir bewerben uns, weil nicht nur das IOC Gewinne erwartet, sondern weil wir denken, dass Olympische Spiele für Bayern und ganz Deutschland ein Gewinnerthema sein werden“, sagte dazu Schneider. Geschätzt drei Milliarden Menschen würden die Spiele im Fernsehen verfolgen.
Schneider betonte einerseits den Werbeeffekt für Bayern, zum anderen die Chancen zur Modernisierung. So soll beispielsweise die Flotte der olympischen Shuttle-Busse elektrisch betrieben werden, wie Schneider sagte. Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) hofft allein für Garmisch-Partenkirchen auf ein “Wertschöpfungspotenzial“ von 500 Millionen Euro.
In der Stadt München stehen die Grünen nun vor einer Belastungsprobe: Die Basis lehnt die Olympia-Bewerbung ab, doch die Grünen-Stadträte stimmten am Mittwoch geschlossen dafür. Nur die Linke und drei einzelne Stadträte waren gegen Olympia, wie Rathaus-Sprecher Stefan Hauf. OB Ude sprach von einem sensationellen Ergebnis und erklärte nach Angaben seines Sprechers: “Ich würde mir wünschen, dass München wieder mit der weltumspannenden und völkerverbindenden Idee der Olympischen Spiele in Verbindung gebracht wird und nicht mit dem Genörgel der Gegner.“
dpa