Vorsicht beim Pilzgenuss: Darauf sollte kein Pilzsammler vertrauen
Die Pilzsaison ist eröffnet und mit ihr kommt die alljährliche Frage, die sich Pilzsammler stellen: Kann man den Pilz essen? Dabei sollten sie vor allem von einer Methode Abstand nehmen.
München - Früher als gewöhnlich startet Bayern in die diesjährige Pilzsaison. Denn dank der vielen Niederschläge in den vergangenen Wochen schießen die Schwammerl in vielen Regionen Bayerns aus dem Boden. Aktuell finden sich besonders viele Pilze in Schwaben, Niederbayern und der Oberpfalz. Darunter sei vor allem der Steinpilz gerade weit verbreitet.
Erkennungs-Apps statt Pilzexperten: „Davon rate ich komplett ab“
Bei all der Freude, die Pilzsammler über den teils üppigen Saisonstart haben dürften, sollten sie aber nicht leichtfertig werden. Gerade Neulingen unter den Pilzsammlern rät man zur Vorsicht. Vor allem Pilz-Apps, die Pilzsorten vermeintlich mit nur einem Foto erkennen wollen, seien hier das Problem: „Ich rate komplett davon ab“, sagt Markus Schmid, Pilzsachverständiger in Osterhofen im niederbayerischen Landkreis Deggendorf. „Das Risiko mit diesen Erkennungsapps ist sehr hoch“, sagt er. „Die simpelsten Merkmale werden oft nicht erkannt.“ Oft erkenne man bestimmte Arten nur anhand feinster Merkmale, die nur unter einer Lupe zu sehen seien oder anhand von bestimmten Gerüchen. „Das kann niemals eine App.“
Verwechslungsgefahr bei beliebten Pilzsorten hoch
Vor allem beliebte Sorten wie Champignon und Steinpilz können leicht verwechselt werden. „Der Knollenblätterpilz ist der Verwechslungspartner vom Champignon“ oder der „Gallenröhrling oder auch Bitterling wie er heißt“ ähnele dem Steinpilz sehr. Daher sollte jeder, der sicher gehen möchte, dass er auch Pilze gesammelt hat, die er verzehren kann, einen Pilzsachverständigen aufsuchen, rät Schmid. „Auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie sind die Sachverständigen gelistet. Dort kann man anrufen und einen Termin vereinbaren.“

Die richtige Ausrüstung für Pilzsammler: Korb statt Plastiktüte
„Grundsätzlich kann jeder Pilze sammeln“, sagt Schmid. Da gebe es keine speziellen Anforderungen. Wichtig sei nur die richtige Ausrüstung – ein Korb und ein Messer. „Keine Plastiktüte“, betont Schmid. „Ein Pilz braucht Luft, sonst kann er schon auf dem Weg nach Hause verderben.“
Vorsicht vor radioaktiver Strahlung: Pilze in Bayern womöglich immer noch betroffen
Dass Pilzsammlern auch noch eine andere Gefahr drohen könnte, darauf macht auch das Bundesamt für Strahlensicherheit (BfS) in diesem Jahr nochmal aufmerksam – denn: Manche Pilzsorten in Bayern sind immer noch mit Cäsium-137 belastet, dem radioaktiven Isotop, dass durch die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 über weite Teile Europas die Böden verseucht hatte. Mag der Atom-Unfall inzwischen auch 37 Jahre (Stand: 2023) zurückliegen. Die Halbwertszeit von 30 Jahren – sprich der Zeit, die ein biologisches System braucht, bis es die Hälfte der aufgenommenen Menge wieder ausgeschieden hat – überschritten ist. So sind die Rückstände in Böden zwar nur noch gering, in Pilzen und Pilzgeflechten aber weiterhin vorhanden.
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Dabei hängt die Belastung mit Cäsium-137 von der Pilzart ab. Nicht jede Pilzart sei laut dem Bfs gleichermaßen betroffen. Hohe Werte finde man etwa bei Semmelstoppelpilze. Diese kämen in Einzelfällen auf Spitzenwerte von über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse, heißt es im aktuellen Pilzbericht.
Strahlenbelastung im Jahr wie 20 Flüge von Frankfurt nach Gran Canaria
In welchem Rahmen sich die Kontamination bewegt, dafür nennt das Bundesamt für Strahlenschutz auf ihrer Homepage ein Beispiel. So heißt es da etwa, dass „eine erwachsene Person, die jede Woche eine Mahlzeit aus 200 Gramm Pilzen mit 2.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm verzehrt, pro Jahr eine zusätzliche Strahlendosis von 0,27 Millisievert erhält. Das ist etwa so viel wie bei rund 20 Flügen von Frankfurt am Main nach Gran Canaria.“ Letztlich sei es eine persönliche Entscheidung, ob man sich diesem erhöhten Risiko aussetzen möchte.
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