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„Symbol der Pandemie“: Nürnberg von Pizzakartons „überschwemmt“ - Kommt bald die Pfandpflicht?

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Pizzakartons stapeln sich in einem Park in Regensburg.
Städte ächzen in der Corona-Pandemie unter der Pizzakarton-Flut. © Matthias Balk/dpa/dpa-Bildfunk

In der Corona-Pandemie nutzen viele Menschen städtische Parks. Pizzakartons verstopfen immer öfter die Mülleimer. Kommt jetzt ein Pfand für Pizzakartons?

Nürnberg - Öffentliche Parks werden seit der Corona*-Pandemie besonders intensiv genutzt. Viele Menschen picknicken dort im Freien. Dazu gehört oftmals auch Pizza - transportiert in einem sperrigen Karton. Diese verstopfen die Mülleimer oder stapeln sich daneben. Viele Kommunen schlagen Alarm, denn für die Entsorgung von Verpackungs- und Plastikmüll aus Abfalleimern und Umwelt müssen sie jährlich Millionenbeträge aufwenden.

Nürnberg schlägt Alarm: Müllaufkommen nimmt in Corona-Zeit stark zu

Die Pizzakarton-Flut sei „zu einem Symbol für den Anstieg beim Müllaufkommen in der Corona*-Zeit geworden“, teilte beispielsweise die Stadt Nürnberg mit. In den Grünanlagen der Stadt habe es in der Pandemie eine deutliche Zunahme an Verpackungsmüll gegeben - neben den Pizzakartons vor allem auch To-go-Kaffeebecher und Flaschen. Ähnliche Beschwerden kamen zuletzt auch aus Hamburg und Magdeburg.

Einer bundesweiten Studie zufolge machten Verpackungs- und Plastikmüll zuletzt fast die Hälfte des gesamten Straßenkehrichts aus- wohl auch wegen der Fülle an To-go-Verpackungen. Weil ihre Zersetzung oft Jahrzehnte dauert, gelten Einwegprodukte und kunststoffhaltige Verpackungen als besonders umweltschädlich. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat vor diesem Hintergrund kürzlich betont, die Inverkehrbringer solcher Verpackungen stärker zur Kasse bitten zu wollen bei der Sammlung und Verwertung der Abfälle. Zustimmung kommt etwa vom Deutschen Städte- und Gemeindebund und vom Deutschen Städtetag.

Müllflut in Corona-Zeit: „Die Alternative muss Mehrweg sein“

Allerdings reicht die Kostenumverteilung Schulze zufolge zum Umweltschutz nicht aus. Auch das reine Ersetzen von Plastik- durch Pappverpackungen sei nicht zielführend: „Die Alternative muss Mehrweg sein“, forderte die Ministerin. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert konkret eine verbindliche Mehrwegquote.

Auf kommunaler Ebene wird die Forderung nach einer Pfandpflicht für Pizzakartons und andere To-go-Verpackungen laut. Dies verspreche eine klare Entlastung bei der Reinigung öffentlicher Plätze, heißt es von der Stadt Nürnberg*. „Hier sollte es eine einheitliche Regelung für alle Städte und Kommunen geben“, sagt der Dritte Bürgermeister Christian Vogel (SPD). Eine Änderung des Verpackungsgesetzes und die Ausweitung einer Pfandpflicht über Flaschen hinaus wäre Sache des
Bundes.

Corona: Pizzakartons stapeln sich in Parks - Pizzabäcker hat Befürchtung

Das Bundesumweltministerium hält das jedoch nicht für sinnvoll. Besonders in der Corona-Pandemie gebe es durch die oft starken Verschmutzungen der Behälter hygienische Einwände, sagt ein Ministeriumssprecher.

Antonio Furnari, Pizzabäcker aus Greven, hält eine Pfandregelung für hygienisch bedenklich. „Es ist weniger appetitlich, da es ja doch immer Essensrückstände in den Kartons gibt.“ Außerdem hat er eine Befürchtung: „Ich bin der Meinung, dass eine Pfandregelung weniger Kunden bescheren würde.“ Das Mitnahme- und Liefergeschäft sei vor allem ein Bequemlichkeitsfaktor.

Corona-Pandemie in Bayern: Pizzakartons stapeln sich in Parks - kommt eine Mehrweg-Verpackung?

Die Idee einer Pizza-Mehrwegverpackung sei zwar grundsätzlich interessant, aber schwer umsetzbar, sagt der Pizzabäcker: „Da müsste man sich Gedanken über das Material machen.“ Karton sei kurzlebig und könne durch Hitze aufweichen. Am Ende blieben die Gastronomen mit der Entsorgung der Verpackungsmassen allein.

Faltbarer lassen sich Kartons leider nicht gestalten, so Furnari, denn die Kartons brauchen eine gewisse Grundstabilität. Deshalb lasse sich das bewährte Format nicht so leicht ändern. „Allerdings lassen sich die Kartons mit zwei, drei Handgriffen wieder auseinandernehmen und sind platzsparender.“

Ökologische Verpackungen für Pizza: „Wenn dann der Preis passt, ...“

Ökologische Vorstöße beobachte man in der Pizza-Branche trotz Pfand-Skepsis mit Interesse, sagt Furnari. Eine Firma für Serviettenherstellung habe beispielsweise kürzlich einen biologisch abbaubaren Pizzakarton entwickelt - noch seien derartige Verpackungsmaterialien aber für die Gastronomen einfach zu teuer. „In der Hinsicht müsste noch einiges passieren. Wenn dann der Preis passt, werden wir gerne mithelfen, auf solche Kartons umzustellen.“

Video: Söder geht bei Corona-Regeln Sonderweg - das bleibt in Bayern anders

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