Polizei-Sicherheitsbericht 2022: In diesen Regierungsbezirken ist es am ungefährlichsten
Mitte März präsentierten die bayerischen Polizeipräsidien ihre Statistiken. Ein Regierungsbezirk fiel dabei besonders positiv auf. München ist wieder einmal sicherste Großstadt.
München – Am 15. März 2023 veröffentlichten die bayerischen Polizeipräsidien ihre Sicherheitsberichte für 2022. Nach zwei Pandemiejahren stiegen die Zahlen bayernweit an, im Vergleich zu 2019 zeigt sich jedoch eine sinkende Tendenz. In einem Bundesland war es im vergangenen Jahr besonders sicher.
Polizeibericht 2022: Niederbayern ist am sichersten
Spitzenreiter in Sachen Kriminalitätsrate und Aufklärung war im vergangenen Jahr das Polizeipräsidium Niederbayern: Bayernweit konnte dort die niedrigste Kriminalitätsbelastung und gleichzeitig die höchste Aufklärungsquote (71,2 Prozent) verzeichnet werden. Die durchschnittliche Aufklärungsquote lag im Freistaat bei 64 Prozent. Polizeipräsident Manfred Jahr hielt fest: „Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist in Niederbayern am geringsten. Gleichzeitig ist hier das Entdeckungsrisiko für Täter am höchsten.“
Wie das Polizeipräsidium mitteilte, verzeichnete Niederbayern 2022 das geringste Strafaufkommen der vergangenen zehn Jahre. Insgesamt wurden mehr als 42.000 Straftaten gemeldet – ein Anstieg um fast 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber auch 1221 Fälle weniger als noch 2019. Am häufigsten mussten die Beamten wegen Diebstählen (10.000 Delikte), die Aufklärungsquote lag bei knapp 42 Prozent – ebenfalls der höchste Wert in den vergangenen zehn Jahren. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche (203 Fälle) ging zurück und erreichte in Niederbayern den niedrigsten Wert seit 2013.
Schwaben und Oberpfalz: Aufklärungsquote bei knapp 71 Prozent
In Schwaben Nord und Süd konnten die Ermittler jeweils 70,7 Prozent der Straftaten aufklären und liegen damit weit über dem bayerischen Durchschnitt. Mit knapp 38.000 (Nord) beziehungsweise 39.100 (Süd) gemeldeten Straftaten konnte ebenfalls ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2019 (40.000) festgestellt werden. Auch in diesem Regierungsbezirk fielen die meisten Straftaten auf Wohnungseinbrüche zurück, am zweithäufigsten wurden Diebstähle verzeichnet.
In der Oberpfalz erreichte die Anzahl der gemeldeten Straftaten (42.000) einen absoluten Tiefstand, mit Ausnahme der Jahre 2020/21. Den größten Anteil daran hatten mit 26 Prozent Diebstähle. Im Vergleich zu 2019 gingen jedoch auch diese Delikte um 2000 Fälle zurück. Aufgeklärt wurden insgesamt 70,8 Prozent der Fälle.
Schockanrufe und Callcenter-Betrug: Polizei verzeichnet starken Anstieg
Auf einem hohen Niveau blieb auch 2022 die Zahl von Callcenter-Betrügen in der Oberpfalz (2200). Insgesamt entstand für die Betroffenen durch die Betrugsversuche in „acht von zehn Fällen“ kein Schaden, wie das Polizeipräsidium mitteilte. Bayernweit beobachten die Beamten die Entwicklung von Schockanrufen und Enkeltricks mit Sorge. In den vergangenen Jahren kam es zudem zu einem Anstieg versuchter Betrugsmaschen via Messenger-Nachrichten. Mit ihrer Masche konnten Kriminelle so im vergangenen Jahr knapp zwei Millionen Euro erbeuten.
Die Polizei warnt eindringlich davor, sich auf jegliche Geldforderungen einzulassen. Erst Anfang März ist ein 75-Jähriger auf den Schockanruf von Betrügern hereingefallen. Weil sie sich als Familienmitglied in Not ausgaben, überließ er ihnen 80.000 Euro.

Oberbayern und Franken: Deutlich mehr Straftaten in Mittelfranken
In Oberbayern (Nord) ist die Zahl der Wohnungseinbrüche langfristig weiterhin rückläufig. Insgesamt stieg die Zahl der Straftaten (2022: 59.600) wieder auf Vor-Corona-Niveau an. 67,7 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden, im angrenzenden Oberbayern Süd waren es sogar 68,5 Prozent – bei knapp 50.000 Straftaten.
In Franken lag die Aufklärungsquote bei 71,1 (Oberfranken), 66,8 (Mittelfranken) beziehungsweise 70,3 (Unterfranken) Prozent. In Ober- und Unterfranken wurden jeweils ähnlich viele Straftaten aufgenommen (OF: 47.000, UF: 46.000). Aus der Reihe fiel hingegen Mittelfranken: Im Regierungsbezirk kam es 2022 zu mehr als 78.000 Straftaten.
Auch in Franken war der stärkste Anstieg bei Callcenter-Betrügen zu verzeichnen: Alleine in Unterfranken verdreifachte sich die Zahl der vollendeten Delikte auf 474. In Oberfranken stieg zudem vor allem auch die Zahl politisch motivierter Straftaten sowie die der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.
Zum 47. Mal: München ist sicherste Großstadt
Das Polizeipräsidium München meldete 2022 knapp 91.500 Straftaten – das sind 6,2 Prozent weniger als noch 2019. Fast 62 Prozent der Fälle konnten durch Ermittlungsarbeiten vollständig aufgeklärt werden, in Fällen von Angriffen auf die sexuelle Selbstbestimmung lag die Zahl sogar bei 80,8 Prozent. Deutlich stieg die Zahl von Schockanrufen (+61 Prozent). Die Zahl der Callcenter-Betrüge sank hingegen um 13,6 Prozent. Der entstandene Vermögensschaden belief sich auf über 5 Millionen Euro und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr vervielfacht (2021: 243.000 Euro).
Im bundesweiten Vergleich liegt die bayerische Landeshauptstadt dennoch deutlich an der Spitze: Zum 47. Mal in Folge ist München in Bezug auf die Sicherheitslage die sicherste Großstadt Deutschlands. Die Häufigkeitsanzahl der Straftaten (Straftaten pro 100.000 Einwohner) lag in München im vergangenen Jahr bei 5.413, Berlin, Frankfurt, Hamburg und Köln verzeichnen jeweils mindestens doppelt so hohe Zahlen.
Bayernweit wieder mehr Straftaten – aber weniger als vor Corona
Insgesamt wurden in Bayern 2022 wieder mehr Straftaten begangen – und zwar 10,4 Prozent mehr als noch 2021. Eine Entwicklung, mit der die Polizeipräsidien wegen der Aufhebung der covid-bedingten Einschränkungen aber bereits gerechnet hatten. Lässt man die Corona-Jahre aber außer acht, liegt die Zahl der Straftaten (ohne ausländerrechtliche Delikte) knapp 1,2 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Verglichen mit 2019, sank die Zahl der Wohnungseinbrüche und Diebstähle bayernweit. Zugleich hielt der starke Anstieg bei Internetkriminalität und Kinderpornografie an. Erpressung und Betrug im Netz oder Cybermobbing stiegen gegenüber 2019 um knapp 52 Prozent an. Bei Herstellung, Verbreitung und Besitz kinderpornografischer Inhalte war der Anstieg im Vergleich zu 2019 mit 272 Prozent deutlich größer. Ebenfalls zugelegt haben den Angaben zufolge die Fälle von Gewaltkriminalität wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung oder schwere Körperverletzung mit einem Plus von 3,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019.
Ende 2022 setzte Bayern an den Grenzen verstärkt auf die sogenannte Schleierfahndung. Innenminister Joachim Herrmann verwies zur Begründung auf den Krieg in der Ukraine. (mlh/dpa)