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Die letzten Minuten des Mathias Vieth

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Der kaltblütige Mord an Mathias Vieth schockierte nchct nur dessen Kollegen.
Mathias Vieth wurde von acht Kugeln getroffen © dpa

Augsburg - Als im Augsburger Polizistenmordprozess die Funkprotokolle aus dem Siebentischwald verlesen wurden, herrschte fast zwei Stunden atemlose Stille im Schwurgerichtssaal – doch dieser Thriller war bittere Realität!

„Hier ist der Lech 12/13“: Mit diesem Funkspruch beginnt am 28. Oktober 2011 um 2.48 Uhr die Verfolgungsjagd auf zwei vermummte Motorradfahrer. Am Steuer des Einsatzfahrzeuges: Polizeihauptmeister Mathias Vieth (41), am Funkgerät seine Kollegin Diana K. (31). „Wir verfolgen ein verdächtiges Fahrzeug, die sind am Kuhsee“, gibt Diana K. um 2.49 Uhr an die Zentrale des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord weiter. Als sich mehrere Streifen zur Unterstützung anbieten, nach dem Standort fragen, sagt die Polizeiobermeisterin: „Der fährt auf den Europaplatz zu, oder den Hochablass … die haben eine schwarze Tasche dabei.“

Um 2.51 Uhr eskaliert die Situation: „Lech, es wird geschossen, wir sind irgendwo im Wald.“ Drei Minuten vergehen ohne Lebenszeichen. Dann funkt Diana K. den durch den Wald irrenden Kollegen: „Wir stehen im Wald und haben Blaulicht an, bitte, ich brauch ganz dringend jemand.“

Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden Männer – nach Meinung der Staatsanwaltschaft die Brüder Raimund M. (59) und Rudolf R. (57) – auf dem rutschigen Waldboden gestürzt und der Einsatzwagen war bis auf zehn Meter herangerollt. Als Mathias Vieth ausstieg und die Waffe auf sie richtete, wurde nach den Ermittlungen sofort geschossen. Acht Kugeln trafen den zweifachen Vater tödlich.

Verzweifelt und verwirrt funkt Diana K. um 2.57 Uhr: „Bitte, kommt mal her, der Kollege gibt nicht mehr an …“

Eine Minute später trifft die Verstärkung am Tatort ein. Doch für Vieth kommt jede Hilfe zu spät – und die Täter sind in westlicher Richtung geflohen. Polizist Achmed A. (27) gab am Dienstag als Zeuge seine Eindrücke wieder: „Ich sah seine Dienstwaffe, der Verschluss war hinten. Ich sah einen Treffer am Oberschenkel und einen an der Schläfe.“ Auf die Frage des Richters, ob er noch Lebenszeichen bemerkt habe, sagte er: „Nein, null … null.“

Rudolf R. und Raimund M. hörten sich die Schilderungen im Gerichtssaal ohne Gefühlsregungen an, diskutierten zwischendurch mit ihren Anwälten. Nach seinem Pöbelauftritt vergangene Woche verbarg sich der bereits wegen Polizistenmordes vorbestrafte R. hinter einem Aktendeckel. Nur einmal sorgte er für Kopfschütteln im vollbesetzten Saal: Als er bei der Vorlage der Tatortfotos fragte, ob der Einsatzwagen von Mathias Vieth eigentlich neuwertig gewesen sei. Der Prozess dauert an.

AGE

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