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Domspatzen: Konkreter Verdacht gegen zwei Geistliche

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Regensburger Dom © dpa

Regensburg - Gegen zwei frühere Geistliche bei den Regensburger Domspatzen  gibt es einen konkreten Verdacht im Missbrauchs-Skandal. Das Bistum Regensburg bekommt derweil immer mehr Hinweise.

Die beiden Männer, die beide im Jahr 1984 gestorben sind, sollen wegen der Taten auch zu Haftstrafen verurteilt worden sein, berichtete ein Sprecher des Bistums Regensburg am Freitag. Aktuelle Fälle lägen der Diözese aber nicht vor, hieß es. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass es weitere Täter gibt und diese noch im Dienst seien. Der eine bisherige Verdächtige, ein ehemaliger Religionslehrer und stellvertretender Institutsleiter, wurde 1958 aus dem Dienst am Domspatzen-Gymnasium entfernt. Laut einem damaligen Zeitungsbericht soll er "mit zweien seiner Schützlinge bei unsittlichen Handlungen ertappt" worden sein, berichtete Bistumssprecher Clemens Neck.

Chronologie der Missbrauchsfälle

Der andere Geistliche war wenige Monate auch Internatsleiter, er soll 1971 verurteilt worden sein. Er soll sich in der Zeit bis Ende der 1960er Jahre an mindestens einem Opfer vergangen haben. Ob dies im Internat der Domspatzen war oder an einem anderen Ort, ist indes noch unklar. Der 1916 geborene Mann war unter anderem auch in Straubing und Weiden tätig.

Neben den sexuellen Missbrauchsfällen gibt es Hinweise auf schwerste körperliche Misshandlungen in der früheren Domspatzen-Vorschule in Etterzhausen nahe Regensburg und im Weidener Studienseminar. Das Bistum will einen Rechtsanwalt mit der Aufklärung der Vorwürfe beauftragen. In zwei Wochen will das Ordinariat einen Zwischenbericht vorstellen. Betroffene sollen sich bei der von der Bistumsleitung eingesetzten Beauftragten für sexuellen Missbrauch melden.

Immer mehr Hinweise auf Missbrauchsfälle

Das Bistum Regensburg erhält immer mehr Hinweise auf mögliche Missbrauchsfälle. "Wir führen diese Zunahme auf Presseberichte zurück", sagte Bistumssprecher Clemens Neck. Das Bistum wolle die Aufarbeitung systematisch "und nicht in Häppchen" angehen, betonte er vor Journalisten. Die Diözesan-Beauftragte für sexuellen Missbrauch, Birgit Böhm, bat alle Betroffenen, sich zu melden. "Ich möchte dazu ermutigen, Leid beim Namen zu nennen, zu bearbeiten und auf diese Weise Schmerz zu lindern oder aufzulösen", sagte sie.

Neck berichtete über Jahrzehnte zurückliegende Fälle, "die im Prinzip bekannt waren" und zu Verurteilungen geführt hätten, allerdings fehlten dem Bistum Details. Den vorliegenden Hinweisen betroffener Opfer sei zu entnehmen, dass es sich sowohl um Übergriffe wie übermäßige Prügelstrafen und Demütigungen als auch um sexuelle Misshandlungen gehandelt habe. Ziele der Aufklärung durch das Bistum seien Gerechtigkeit und Hilfe für die Opfer, die straf- und kirchenrechtliche Verfolgung der Täter und die Verhinderung künftiger Missbrauchsfälle, sagte Neck.

Ehemaliger Domspatz: Papst soll helfen

Der ehemalige Domspatz und Buchautor Karl Birkenseer hofft auf päpstlichen Beistand. "Ich glaube, gerade dieser Papst hat eine große Kompetenz bei der Lösung dieser Frage und ich hoffe sehr, dass er diese Kompetenz dann auch gegenüber der deutschen katholischen Kirche einsetzt", sagte Birkenseer, der Ende der 60er Jahre Mitglied des weltberühmten Knabenchors war, am Freitag der dpa.

Benedikt XVI. sei auch deshalb zum Papst gewählt worden, weil er bei der Aufklärung von sexuellen Missbrauchsfällen in den USA eine sehr gute Rolle gespielt habe, sagte Birkenseer, der sich von der katholischen Kirche insgesamt mehr Willen zur Aufarbeitung wünscht. "Was mir noch etwas fehlt, ist, dass die Kirche wirklich diese Stimmung von damals aufgreift und zu analysieren versucht. Gerade diese verdruckste Sexualmoral der 50er Jahre hat ja vielleicht dazu geführt, dass bei bestimmten Menschen - labilen Menschen - ein Überdruck entstanden ist, der sich dann in solchen Situationen vielleicht einen Weg gesucht hat", sagte er.

dpa

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