„Richtig Bär sein“: Bayerischer Gnadenhof gibt Bären ein zweites Leben – auch Gaia?

Ein Gnadenhof aus Bayern nimmt Bären auf und gibt ihnen ein zweites Leben. Viele der Tiere haben eine schlimme Zeit hinter sich.
Bad Füssing - Im Gnadenhof in Bad Füssing (Landkreis Passau) haben Zirkusbären, Tanzbären und Bären aus schlechter privater Haltung ein Zuhause gefunden. Die Betreiber wollen auch die Bärin JJ4 aus Trentino aufnehmen. Wie es für das Tier weitergeht, entscheidet allerdings ein Gericht.
Kommt Bärin Gaia nach Bayern? Gnadenhof will sie aufnehmen
Der Gnadenhof liegt mitten in der niederbayerischen Idylle - streng gesichert mit einem wuchtigen Gittertor. 14 Tiere leben auf dem Areal, nachdem sie in verschiedenen Ländern aus der Gefangenschaft befreit worden waren. Nun hat Bärin Gaia (JJ4) aus dem Trentino diesem Ort mediale Aufmerksamkeit beschert.
Betrieben wird der Gnadenhof vom Münchner Verein Gewerkschaft für Tiere. Der Vorsitzende Arpád von Gaál hat beim Verwaltungsgericht Trient bereits eine Absichtserklärung eingereicht. Am 25. Mai soll es dort eine Anhörung geben, bevor über Gaias Schicksal entschieden wird.
Würde Gaia nach Bad Füssing gebracht werden, müsste sie erst sechs Wochen in Quarantäne verbringen, erklärt Christoph Denk, einer der Tierpfleger im Gnadenhof. Danach würde sie allein in einem Eingewöhnungsgehege untergebracht. Sollte sie Sympathie mit anderen Bären entwickeln, könnte Gaia zu einem von ihnen ziehen. „Das merkt man am Blickkontakt“, sagt Denk. Gaia wäre das erste Tier aus freier Natur, das auf dem Hof ein neues Zuhause fände. Die anderen Bären stammen alle aus Gefangenschaft mit schlechter Haltung.
Bären-Rettungsstation
Die Idee stammt vom inzwischen gestorbenen Münchner Anwalt und TV-Moderator Andreas Grasmüller
Er gründete 1993 die Gewerkschaft für Tiere, zunächst gab es dann einen Nutztier-Gnadenhof in Germering
Als Grasmüller einen Zirkusbären mit Nasenring gesehen habe, der auf heißem Teer habe laufen müssen, sei der Gnadenhof für Bären hinzugekommen, erzählt der Tierpfleger weiter
Mit dem Kauf des ehemaligen Bundeswehrgeländes in Bad Füssing 2004 ging es los, wenige Jahre später zog die erste Bärin Franzi ein
Der Gnadenhof wird von Spenden finanziert
Übrigens: Unser Bayern-Newsletter informiert Sie über alle wichtigen Geschichten aus dem Freistaat. Melden Sie sich hier an.
Bärinnen in kleinem Käfig gehalten - Auf bayerischem Gnadenhof haben sie wieder Platz
Die Bärinnen Aurora und Ledia hatten in Albanien in einem nur nun Quadratmeter großen Käfig mit Betonboden gelebt. Auf dem Areal des Gnadenhofs habe jeder Bär gut 7000 Quadratmeter zur Verfügung. Sie könnten dort wieder „richtig Bär sein“, so Denk. Allerdings könnte ein Bär, der in freier Natur gelebt habe, auch dies als klein empfinden und sogenanntes stereotypes Verhalten entwickeln. Damit ist zum Beispiel ständiges Kreislaufen oder Kopfwiegen gemeint. Unterbeschäftigung und Platzmangel seien für Bären besonders schlimm, erklärt Denk weiter.
Die Tiere im Gnadenhof hatten alle kein einfaches Vorleben. Tibor stammt aus Spanien. Dass er ein Zirkusbär war, erkennt man daran, dass er oft auf zwei Beinen steht. Bärin Laima aus Litauen lebte jahrelang nahe einem Hotel samt Restaurant in einem Gitterkäfig. Zur Belustigung der Gäste sei sie mit Bier übergossen und mit in Schnaps getränkten Brötchen gefüttert worden. In Bad Füssing hat sie sich mit dem Bären Ben angefreundet. Das ist den Angaben nach der letzte Zirkusbär Deutschlands. Er sei vom Landratsamt Deggendorf beschlagnahmt und 2016 in den Gnadenhof gebracht worden.

Bären in der Regel vorsichtig - Mensch sollte bei Begegnung Ruhe bewahren
In freier Natur können Bären besonders dann gefährlich werden, wenn sie Jungtiere haben, erklärt Denk. Menschen müssten lernen, achtsam im Freien unterwegs zu sein, „nicht mit Kopfhörern in Gedanken versunken“. In Gebieten, in denen es viele Bären gibt, wäre es vielleicht besser, das Revier der Natur zu überlassen, überlegt der Tierpfleger. „Der Mensch versucht immer, alles zu kontrollieren.“
In freier Natur seien die Bären in der Regel vorsichtig und wichen Menschen aus, wie das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) schreibt. Ein Tier nähere sich Siedlungen vor allem dann, wenn er gelernt habe, dass es dort Futter findet. Deswegen sollten Menschen im Freien keine Essensreste zurücklassen. Bei einer Begegnung mit einem Bären sei es wichtig, Ruhe zu bewahren. (kam)
Erneut wurde ein Bär in Oberbayern gesichtet. Eine Wildkamera hatte dies festgehalten. Das besorgt die Anwohner. Alle Nachrichten aus ganz Bayern lesen Sie immer bei uns. News und Geschichten aus dem Freistaat sind auch auf unserer Facebook-Seite Merkur Bayern zu finden.