Seehofer besucht den Papst - "Weltbild zusammengebrochen"

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat nach seinem Antrittsbesuch bei Papst Benedikt XVI. in Rom eine Rückkehr zu ethischem Wirtschaften gefordert.
Im Anschluss an das vier-Augen-Gespräch im Apostolischen Palast sagte er mit Blick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise, es seien “nicht nur einige Banken und Unternehmen zusammengebrochen, sondern ein ganzes Weltbild“. Seehofer bezeichnete die Privataudienz beim Pontifex als sehr bewegend. Wenn ein Katholik nach Rom komme, sei das “ein Stück Pilgerreise“. Seehofer war der dritte bayerische Ministerpräsident innerhalb von zwei Jahren, der dem früheren Münchner Erzbischof
Joseph Kardinal Ratzinger
seine Aufwartung in der Ewigen Stadt gemacht hat.
“Es tut schon gut, wenn man in seinem Wertefundament Bestätigung erfährt“, sagte Seehofer. Die Politik brauche die Unterstützung der Kirche. Das zusammengebrochene Weltbild sei nur ausgerichtet gewesen auf “Gewinnmaximierung, Turbokapitalismus, Spekulationskapitalismus, der losgelöst war von jeder menschlichen und sozialen Bindung“. Der Papst arbeitet nach Seehofers Angaben an einer neuen Sozialenzyklika.
Seehofer wurde begleitet von seiner Frau Karin, Europaministerin Emilia Müller (CSU) sowie dem Internisten Conrad Pfafferott, der Seehofers lebensgefährliche Herzmuskelerkrankung im Jahr 2002 behandelt hatte. “Er ist mein Lebensretter“, sagte Seehofer.
Als Geschenk überbrachte Seehofer einen Spendenscheck über 2500 Euro und ein Koriandermischbrot aus der Bäckerei im oberbayerischen Rimsting, in der die Mutter des Papstes ihre Kindheit und Jugend verbrachte. “Ich hatte den Eindruck, dass er sich sehr gefreut hat“, sagte Seehofer. Außerdem im Präsentkorb: Nervenkekse nach einem Rezept der im Mittelalter tätigen heilkundigen Benediktinerin Hildegard von Bingen sowie Bio-Haferflocken. Der Papst verschenkte im Gegenzug Rosenkränze an die gesamte Delegation - das Standardpräsent des Vatikans.
Vor dem Gespräch in Benedikts Arbeitszimmer hatten das Ehepaar Seehofer und die Delegation den Petersdom mit den Gräbern des Heiligen Petrus sowie der verstorbenen Päpste Johannes Paul II. und Pius XII besichtigt. Er sehe sich immer gerne die Christmette und die Osterfeierlichkeiten im Petersdom im Fernsehen an, erklärte Seehofer. “Jetzt steht man hier, das hat etwas sehr Erhebendes.“ Glaube sei eine Sache von Gefühl und Überzeugung und nichts Materielles.
Der Papst sei eine “große Persönlichkeit“, sagte Seehofer. Er weiß alles, was in Deutschland, in seiner Heimat Bayern stattfindet.“ Der Ministerpräsident räumte Nervosität vor der Begegnung ein. Wenn man die Ehre hat, mit ihm als Vertreter meiner Heimat in Bayern reden zu dürfen, dann kann man keine so starken Nerven haben, dass man nicht sichtbar ergriffen ist“, sagte Seehofer.