Spider-Murphy-Gang-Gründer: Sein trauriger Abstieg

Freising - Sie verkauften Millionen von Platten: die Spider Murphy Gang. Und trotzdem geht es dem Gründungsmitglied und Ex-Schlagzeuger Franz Trojan alles andere als gut.
Sie sind wohl die berühmteste Band Bayerns: Die Spider Murphy Gang. Ihre Hits kennt jeder – sei es Skandal im Sperrbezirk, Schickeria oder Wo bist du?. Anfang der 80er verkauften die vier Buam aus München Millionen von Schallplatten, ein Fernsehauftritt jagte den anderen, ein Preis den nächsten …
Goldene Zeiten, an die Schlagzeuger und Gründungsmitglied Franz Trojan gerne zurückdenkt. Denn mittlerweile ist für den 53-Jährigen, der 1992 bei den Spiders ausstieg (siehe unten), alles anders: Am Donnerstag stand er in Freising vor Gericht, weil er eine Schachtel Zigaretten aus einem Laden mitgehen ließ. Das ist nicht alles: Der sympathische Moosburger, den Freunde als „liebenswerten und hilfsbereiten“ Kerl kennen, musste auch in der städtischen Notunterkunft wohnen, weil er kein Zuhause mehr hat. „Ich bin pleite“, so der Musiker.
Am 19. August 2009 war es – da griff der Schlagzeuger zu: In einem Schlecker-Markt in Moosburg steckt er eine Schachtel Zigaretten im Wert von 5,75 Euro in seine Jackentasche. Eine Verkäuferin sieht ihn und stellt ihn zur Rede – er rückt die Ware widerstandslos raus. Franz Trojan besteht darauf, dass er die Kippen eigentlich bezahlen wollte. „Ich weiß nicht, warum ich die blöden Dinger eingesteckt habe. Die fünf Euro hatte ich schon noch“, sagte er am Donnerstag vor Gericht. 50 Euro Kopfgeld wurden fällig. Schlecker erstattete Strafanzeige.
Wie abgebrannt der gebürtige Kulmbacher sein muss, zeigt ein weiterer Vorfall: Das Gericht bot dem Schlagzeuger vor Prozesseröffnung eine Einstellung gegen eine Geldauflage in Höhe von 150 Euro an. Trojan zahlte nicht. Am 4. Februar musste er deshalb erstmalig vor Richterin Saponjic erscheinen. Da diese ein gutes Herz zu haben scheint, eröffnete sie dem Musiker das gleiche Angebot nochmal. Doch der zahlte wieder nicht! „Irgendwann ist Schluss mit lustig“, eröffnete Saponjic die Verhandlung am Donnerstag, wollte wissen, weshalb der Angeklagte die doppelte Chance ungenutzt verstreichen ließ. „Es ist ganz simpel“, antwortete Trojan, „ich bin pleite!“ Das Urteil fiel daher milde aus: wegen Diebstahls wurde Trojan zu einer Geldstrafe über 225 Euro (15 Tagessätze zu je 15 Euro) verdonnert. Sozialhilfesatz! Wie kann ein einst so erfolgreicher Musiker so pleite sein? Tatsache ist: An Tantiemen für die einstigen Hits bekommt Franz Trojan gut 10 000 Euro im Jahr. Dazu kommt eine kleine Rente von rund 250 Euro im Monat. Das war’s. Vor kurzem musste Trojan einen Antrag auf Hartz-IV stellen. Die Stadt hat ihn angemahnt, weil er nicht einmal die monatlich fälligen 50 Euro für die Notunterkunft aufbringen konnte. Zu seinen alten Bandkollegen hat er übrigens schon lange keinen Kontakt mehr. „Wir haben uns sehr lange nicht gesehen“, sagte am Donnerstag Spider-Sänger Günther Sigl der tz.
Sogar die Richterin zeigte sich am Donnerstag vom Fall des Musikers bewegt: „Da muss man doch was tun, Ihnen wieder auf die Beine helfen“, rief sie. Derzeit ist Franz Trojan in Moosburg auf Wohnungssuche. Die Miete aufzubringen, versicherte er, sei kein Problem.
Armin Geier/Andreas Sachse
Popstars und ihre früheren Berufe: Trucker, Tankwart etc.
tz-Stichwort: Spider Murphy Gang
„Skandal im Sperrbezirk“ von 1981 wurde zum größten Hit der „Spiders“. Weil das Wort „Nutten“ drin vorkam, wurde es vom Bayerischen Rundfunk nicht gespielt. Die ersten Platten der Band Rock‘n Roll Schuah und Dolce Vita hat jeder im Schrank. Die Münchner entwickelten einen ganz eigenen Stil – bayerische Mundart zu Rock‘n’Roll Musik – und geben seit 20 Jahren 80 bis 100 Live-Konzerte pro Jahr. Gegründet hat die Band 1977 Bankkaufmann Günther Sigl mit dem Fernmelder Barny Murphy und Franz Trojan. Letzterer stieg 1992 aus. Komplett wurde die heutige Band später dann mit Ludwig Seuss am Piano, Gitarrist Willie Duncan, Otto Staniloi am Sax und Paul Dax am Schlagzeug.