Dieses Riesenklo sorgt für Wirbel in Biberbach

Biberbach - In Biberbach im Kreis Augsburg sorgt ein verhüllter Burgturm für Aufregung. Statt des altertümlichen Gemäuers sieht man ein Riesenklo. Dahinter steckt eine "pfiffige Idee".
Sonst stehen mobile Klos ja eigentlich vor der Baustelle, doch auf einer Anhöhe in Schwaben läuft dies anders – dort wird gleich eine ganze Baustelle zum Klo. Seit Tagen amüsiert wie verärgert eine werbewirksame Gerüstverkleidung die Bürger von Markt, einem Ortsteil von Biberbach (Kreis Augsburg). Denn auf der, wie es die Gemeinde anpreist, „romantischen Burganlage“, die ins 13. Jahrhundert datiert, steht zurzeit ein gut 30 Meter hohes blaues Klo. Nehmen dies viele locker, haut es andere glatt vom Stuhl. „Als ich die Toilette das erste Mal gesehen habe, war ich total entsetzt“, empört sich eine Bürgerin. Jemand spricht laut seinen Gedanken aus: „Schandfleck!“
Doch warum nimmt man ausgerechnet ein Riesenklo her, um Blicke auf sich zu ziehen? Der Mitbesitzer der Burg, zu dem auch der sogenannte Onoldsbacher Turm gehört, um den es geht, ist ein lokaler Unternehmer, der sich auch aufs Aufstellen von mobilen Toiletten versteht. „Größer geht’s nicht“, wird die Einhausung am Turm von der Firma folgerichtig beworben. Toni Widmann, Sprecher des Unternehmens: „Wir halten es für eine pfiffige Idee.“ Sein Chef und Burgeigner Heinz Mannert ist bis zum Wochenende aufgrund geschäftlicher Termine nicht erreichbar, er hatte aber noch der Augsburger Allgemeinen gesagt: „In dieser Branche ist Werbung stets nützlich.“ Schließlich müsse er ein „stolzes Sümmchen“ in die laufende Sanierung des Turms stecken. „Ein Protest oder eine Unzufriedenheit steckt nicht hinter der Verkleidung des Gerüsts.“
Somit handele es sich eigentlich um eine gut gemeinte Aktion. Denn im Jahr 2014 jährt sich zum 500. Mal, dass Jakob Fugger, Spitzname der Reiche, auch die Burganlage seinem Imperium einverleibte. Bis zum Jubiläum soll der Turm wieder erstrahlen. So ist das blaue Riesenklo eigentlich nur ein Umweg zur Pracht, die da kommen wird – von der Raupe zum Schmetterling, wenn man den Vorgang aufs Tierreich übertragen möchte.
Bürgermeister Wolfgang Jarasch sitzt nicht gerade zwischen den Stühlen, offziell sei noch rein nichts ins Rathaus getragen worden, inoffiziell war nur leises Murren vernommen worden. Trotz Mobilklos, das auch auf die vielfrequentierte Bundesstraße 2 strahlt, überwiegt beim Gemeindechef die Freude über die Sanierung. „Ohne solches Engagement wäre die Anlage schon verfallen.“ Und lange bleibt der Turm ja nicht mehr verhüllt. In wenigen Wochen fällt der Vorhang, und dann wird ein Christbaum das Turmobere beherrschen. Romantisch.
mc