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„Wir haben Bedenken, dass wir ersaufen“

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Das geplante Neubaugebiet bei Schwabbruck glich Anfang dieser Woche in Teilen einer kleinen Seenlandschaft. Starke Niederschläge und die Schneeschmelze hatten für die große Pfützen gesorgt. Für die Gegner des Vorhabens an der Burggener Straße war das Grund genug, einmal mehr auf die Hochwassergefahr hinzuweisen. Der Bürgermeister weist die Kritik entschieden zurück.

Schwabbruck – Jochen Trumm (78) und Robert Kagermeier (54) stapften am Dienstag kopfschüttelnd an den Pfützen nahe der Burggener Straße entlang. Sie können es immer noch nicht fassen, dass die Gemeinde hier am Ortsausgang ein Neubaugebiet ausweist. „Das wird ein Venedig Nummer zwei“, schimpft Jochen Trumm, und Robert Kagermeier stimmt ihm zu.

Trumm lebt seit 20 Jahren in Schwabbruck, der 54-jährige Kagermeier seit seiner Geburt. Er hat schon viele Hochwasser kommen und gehen gesehen. Seine Mutter wohnt in dem Haus, das direkt an das geplante Wohngebiet angrenzt. Die Wasserpumpe in ihrem Keller lief zuletzt jeden Tag. Der Grundwasserspiegel in dem Gebiet liegt laut Kagermeier bei 50 bis 60 Zentimeter. „Da kann man nicht bauen“, meint er. Erschwerend hinzu kommt seiner Meinung nach, dass in dem Gelände in den 60er und 70er Jahren Bauschutt vergraben worden sei.

Trumm und Kagermeier haben in der Gemeinderatssitzung im November auch gehört, dass das Gelände aufgrund der Hochwassergefahr um bis zu einen Meter aufgeschüttet werden soll. Sie befürchten, dass dann im Ernstfall des Wasser in den Ort schwappt. „Wir haben Bedenken, dass wir ersaufen“, drückt es Trumm drastisch aus. „Wir fühlen uns als Bürger in keiner Weise informiert, die Informationen kommen erst, wenn die Entscheidungen gefallen sind“, schimpft der Rentner, der im Ort direkt an der Schönach lebt.

Bürgermeister Norbert Essich zeigte sich auf Anfrage sehr erstaunt von der neuerlichen Kritik. Er war davon ausgegangen, dass mittlerweile alle Bedenken ausgeräumt sind. Das Gelände sei „absolut hochwassersicher“, erklärt er und verweist auf entsprechende Untersuchungen des Wasserwirtschaftsamtes. Die Pfützen seien völlig normal, sie hätten sich vergangene Woche auch auf anderen Feldern gebildet, betont der Rathauschef.

Wie ausführlich berichtet, hatte sich der Gemeinderat Ende November für die kleinst mögliche Bebauungs-Variante des Geländes entschieden. Laut Essich werden entlang der Burggener Straße in zwei Reihen 13 Grundstücke ausgewiesen – vorne sechs, hinten sieben. Die Bauherren sollen dem Bürgermeister zufolge ihre Häuser auch unterkellern dürfen; mit der Vorgabe, dass sie wasserdicht sind. Von einer großflächigen Aufschüttung des Geländes kann nach Angaben des Rathauschefs auch keine Rede sein. „Wir werden schauen, dass wir eine Ebene haben“, sagt er mit Blick auf die Burggener Straße. Und dass das Wasser aus dem Neubaugebiet in den Ort läuft und dort für Überschwemmungen sorgt, hält er ebenfalls für ausgeschlossen. „Das Wasser geht in den Kanal rein“, macht er klar.

Trumm und Kagermeier beeindruckt das alles nicht: „Wir wehren uns mit Händen und Füßen.“ Die beiden haben Unterschriften gesammelt und eine außerordentliche Bürgerversammlung zu dem Thema beantragt. Die wird nach Auskunft des Bürgermeisters am Donnerstag, 15. Februar, im Schäferwirt stattfinden. In der Versammlung werden aber auch alle anderen Themen zur Sprache kommen, die den Ort beschäftigen. Essich hat die turnusmäßige Bürgerversammlung um sechs Wochen vorverlegt.

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