Studie offenbart: Durch Handy geht Gehirnleistung zurück

Hand aufs Herz: Ohne Handy geht heute doch nichts mehr. Dabei wäre es - oder besser gesagt wären wir - offenbar klüger, wenn wir das Smartphone mal länger aus den Augen lassen.
München - Gerade feierte das Smartphone ein großes Jubiläum: Vor zehn Jahren ging in den USA das erste iPhone in den Verkauf, quasi die „Mutter aller Smartphones“. Eine Dekade später ist das Internethandy aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Wo wir gehen und stehen, überall lesen wir WhatsApp-Nachrichten oder stellen unermüdlich neue Fotos auf Instagram.
Ob das nun eine positive oder negative Entwicklung ist, darüber streiten jetzt Experten. Denn Forscher der Universität von Texas in Austin haben herausgefunden, dass das Smartphone unsere Gehirnleistung deutlich reduziert. Die Auswirkungen sind sogar dann messbar, wenn das Handy gar nicht eingeschaltet ist. Und der britische Verhaltensforscher André Spicer hält das Smartphone gar für das „Kokain der Technik“.
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Studie mit 800 Smartphone-Nutzern
Die Wissenschaftler aus Texas haben für ihre Studie knapp 800 Smartphone-Nutzer untersucht. Einer der Tests: Die Teilnehmer mussten am Computer geistig anspruchsvolle Aufgaben erledigen, die vor allem Konzentrationsfähigkeit und Auffassungsgabe forderten.
Dafür wurden sie nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen aufgeteilt, die theoretisch gleich leistungsstark sein sollten. Gruppe eins durfte das Smartphone umgedreht neben sich auf den Tisch legen. Gruppe zwei konnte das Handy ebenfalls behalten, musste es aber in eine Tasche stecken. Und Gruppe drei musste das Smartphone in einen Nebenraum legen. Bei allen drei Gruppen war am Handy der Flugmodus aktiviert, es gingen also keine Anrufe oder Nachrichten ein.
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Je weiter Smartphone entfernt, desto erfolgreicher
Ergebnis: Obwohl kein Teilnehmer sein Mobiltelefon benutzen durfte, lieferten die Probanden mit dem Smartphone im Nebenraum die deutlich besten Leistungen ab. Die „Versuchskaninchen“ mit dem Handy in der Tasche lagen dahinter. Und die Teilnehmer mit dem umgedrehten Smartphone auf dem Tisch schnitten mit Abstand am schlechtesten ab.
Professor Adrian Ward, Leiter der Studie, kommentiert das Ergebnis so: „Je eher und je einfacher ein Smartphone greifbar ist, desto stärker nehmen die kognitiven Leistungen ab. Und dafür muss man es nicht einmal benutzen. Allein schon der dringende Wunsch, auf das Handy zu schauen, genügt, um unsere Denkleistung zu reduzieren. Das Smartphone saugt sozusagen unser Gehirn leer.“ Je weiter das Gerät entfernt ist, desto eher geht das Gehirn davon aus, dass vorerst kein Smartphone verfügbar ist - mit entsprechend positiven Resultaten.
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„Wie ein Gramm Koks“
Nicht zuletzt für Eltern sind die Ergebnisse beunruhigend. Laut einer Studie der Bundesregierung benutzen heute bereits 70 Prozent der Kindergartenkinder bis zu einer Stunde am Tag das Smartphone der Eltern.
Die britische Kindertherapeutin Mandy Saligari: „Genauso gut können Sie Ihrem Kind ein Gramm Koks am Tag geben. Das Smartphone kann genauso abhängig machen.“ Der englische Blogger Andrew Sullivan: „Wir alle genießen die Vorteile unserer vernetzten Welt. Aber der Preis, den wir dafür bezahlen, wird uns erst jetzt so langsam klar.“
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