Der Tegernsee als Albtraum-Kulisse: Hier geht‘s zum Gänsehaut-Trailer
„Freddy/Eddy“ macht den idyllischen Tegernsee zur Alptraum-Kulisse. Tini Tüllmann, Enkelin von Sepp Mohr, drehte im Tal einen Psychothriller - in Eigenregie.
Tegernsee/Weissach – Ihr Großvater hat im Tal Legendenstatus. Tini Tüllmann ist die Enkelin des Tegernseer Künstlers und Gymnasiallehrers Sepp Mohr, der die „Tegernseer Sagen“ illustrierte. Ihre Berufung hat auch Tüllmann im künstlerischen Bereich gefunden, wenn auch in einer anderen Sparte: Die 40-Jährige ist Filmemacherin – ihr Traumberuf, seit sie nach dem Abitur „Lost Highway“ im Kino sah. Mit ihrem Regiedebüt, das sie fast ausschließlich in der Heimat ihrer Großeltern drehte, kommt Tüllmann nun ins Kino am Tegernsee in Weissach. Am 1. Februar stellt sie den Film dort persönlich vor, gemeinsam mit Hauptdarsteller Felix Schäfer („Traumfrauen“) und der Jungschauspielerin Greta Bohacek.
Das Tegernseer Tal als Kulisse für einen Albtraum: Für Tini Tüllmann passt das sogar sehr gut. „Es gibt wahnsinnig viele Thriller, die in Großstädten spielen“, erklärt die Regisseurin. „Ich wollte aber eine Geschichte erzählen, die so gewöhnlich wie möglich ist. Den Horror macht der Kontrast mit dem Normalen, dem Beschaulichen aus.“
Und hier der Trailer:
Gedreht wurde – bis auf einige Innenmotive in Berlin – im März 2015 fast ausschließlich in Tegernsee. Im Haus von Tüllmanns Großeltern, das die Familie auch als Ferienhaus nutzt und wo sie in ihrer Kindheit so oft zu Besuch war und sich deshalb gut auskennt. Aber auch Außendrehs gab’s, etwa für Schlitten-Stuntszenen auf der Rodelbahn am Wallberg, am See, in den Straßen Tegernsees. Von der Stadt habe sie dabei volle Unterstützung erfahren, ebenso zum Beispiel von Nachbarn. „Das war wirklich toll, so viel Hilfsbereitschaft zu bekommen.“
Der Thriller um einen Maler und seinen imaginären Freund aus Kindheitstagen, der ein gefährliches Eigenleben zu entwickeln scheint, ist mit namhaften Kino- und TV-Schauspielern besetzt: Jessica Schwarz („Romy“) und Katharina Schüttler („Unsere Mütter, unsere Väter“) sind etwa dabei, Robert Stadlober („Crazy“) und Burghart Klaußner („Das weiße Band“). In Russland und China geht „Freddy/Eddy“ in den Verleih, für die USA wird gerade noch verhandelt. In Deutschland indes winkten die Verleiher ab. Auch Fördermittel hatte die junge Filmemacherin, die nach dem Filmstudium zunächst jahrelang im Bereich Ton bei Filmproduktionen arbeitete, nicht zur Verfügung.
Denn um sich aussichtsreich auf Fördermittel bewerben zu können, hätte Tüllmann erst einen Verleih überzeugen müssen, den Film auch zu vermarkten. Der fand sich aber nicht, und eine nachträgliche Verleihförderung sei somit auch nicht drin. „Psychothriller ist den Verleihern als Genre zu heikel“, erklärt die Regisseurin, die in München und Berlin lebt – in Deutschland liefen nur Krimis und Komödien, heißt es. „Ich bin gefragt worden, ob ich nicht eine Komödie draus machen würde. Aber das funktioniert ja nicht, man kann ja nicht einfach die Sätze lustig sprechen, und schon kommt eine Komödie raus. Man müsste schon das ganze Buch neu schreiben.“
Fairerweise, meint Tüllmann, müsse man aber dazusagen, dass es sich ja um ihr Regiedebüt handelt, und dieses finanzielle Risiko gehe eben keine Firma leichtfertig ein. „Sie stützen sich lieber auf die sichere Bank.“ Immerhin ist das Debüt nicht unbeachtet geblieben: Bei Filmfesten erhielt Tüllmanns Film „Freddy/Eddy“ national und international diverse Preise, etwa bei den 50. Hofer Filmtagen 2016, die zu den wichtigsten Branchentreffen Deutschlands zählen – für die beste Nachwuchsregie.
Das schmale Budget von 75.000 Euro sammelte Tüllmann selbst zusammen. Die Beteiligten arbeiteten auf Rückstellung mit, also erst mal ohne Gage. Tüllmann übernahm die Produktion und gründete selbst einen Verleih. Am Donnerstag läuft ihr Film in 14 Kinos an, vor allem in Bayern.
Die Vorstellung
mit Crewbesuch im Kino am Tegernsee in Weissach beginnt am 1. Februar 2018 um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen sind bis Montag, 5. Februar 2018, täglich angesetzt. Kartenreservierung und Infos auf der Kino-Homepage. Der Psychothriller „Freddy/Eddy“ ist freigegeben ab 16 Jahren.
Katrin Hager