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1000 Quadratmeter für einen einzigen Tiger: Raubtierasyl in Franken sucht neues Gelände für seine Großkatzen

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Von: Adriano D'Adamo

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Dem Raubtierasyl in Ansbach geht der Platz aus. Es sucht nach einem neuen Gelände für seine Tiger, Luchse und anderen Raubkatzen. Doch die Anforderungen für artgerechte Haltung sind hoch.

Ansbach – Wer in Franken Tiger sehen will, muss dem Tiergarten Nürnberg einen Besuch abstatten. Jedoch ist das nicht der einzige Ort in der Region, wo die Großkatzen leben. In Ansbach befindet sich das Raubtier- und Exotenasyl. Es nimmt Tiger, aber auch Luchse oder Ginsterkatzen auf, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen und sie im besten Falle weiterzuvermitteln. Doch für die Tiere wird langsam der Platz knapp. Deswegen muss die Auffangstation umziehen.

Auf der Suche nach einem neuen Zuhause: Sieben Fußballfelder für Tiger und andere Großkatzen

Das Raubtierasyl und deren zehn Tiere müssen bald umziehen. Sie wollen sicherstellen, dass sie jedes Tier artgerecht halten können. „Bisher haben wir nur eine grobe Vorstellung und nichts Konkretes“, sagt Manuel Buck, zoologischer Leiter der Auffangstation, auf Anfrage von Merkur.de. Die Suche gestaltet sich aber schwerer als gedacht. Ein passendes Gelände muss für das Raubtierasyl mehrere Kriterien erfüllen. Es darf kein Natur- oder Wasserschutzgebiet sein. Das Gelände sollte über „vorhandene gemauerte und geeignete Ställe“ verfügen und „am besten schon teilweise bebaut und erschlossen“ sein.

Boris aus dem Exoten- und Raubtierasyl in Ansbach.
Boris aus dem Exoten- und Raubtierasyl in Ansbach. © Raubtier- und Exotenasyl e.V.

Aber vor allem spielt der Platz eine essenzielle Rolle, da ein einziger Tiger allein mindestens 600 Quadratmeter Naturboden braucht, um artgerecht gehalten werden zu können. Aber das Raubtierasyl zielt auf 1000 Quadratmeter pro Tiger ab. Das Exotenasyl will mindestens drei bis vier Hektar Fläche haben. Besser wären laut eigener Aussage aber fünf Hektar, was ungefähr sieben Fußballfelder sind. Ein Hektar entspricht 10.000 Quadratmetern. Zum Vergleich: die Theresienwiese in München hat eine Fläche von 42 Hektar.

Auffangstation will Traumata von Tigern behandeln: Tiere kommen aus Privatsammlungen oder vom Zirkus

Seit 2007 gibt es die Auffangstation für Exoten und Raubtiere in Ansbach. Ihre Aufgabe ist es, „Tiere aus schlechter oder illegaler Haltung zu retten“, erklärt Buck. Das Raubtierasyl erhält die Tiere aus unterschiedlichen Quellen. Sie stammen teilweise aus Sicherstellungen der Polizei, dem Ordnungsamt oder dem Veterinäramt. Weiterhin befinden sich auf dem Gelände in Ansbach Tiere, die Abgaben oder Fundtiere aus dem Zirkus und Privathaushalten sind. Sobald die Raubtiere in der Auffangstation sind, fängt die Arbeit für die Tierpfleger erst richtig an.

Anubis aus dem Exoten- und Raubtierasyl in Ansbach.
Anubis aus dem Exoten- und Raubtierasyl in Ansbach. © Raubtier- und Exotenasyl e.V.

Die Tiere werden zuerst beim Umweltamt gemeldet. Daraufhin findet eine tierärztliche Untersuchung statt und die Tiere bleiben vier Wochen nach ihrer Ankunft in Quarantäne. Die Tierpfleger müssen gegebenenfalls auch die Traumata der Raubkatzen behandeln, wenn sie vorher schlecht gehalten oder misshandelt wurden. Die Tiere müssen langsam und behutsam an die Pfleger gewöhnt werden. „Als Verein wollen wir Tieren Asyl geben. Das heißt in erster Linie sollen Tiere in tiergerechter Haltung weitervermittelt werden. Ist das nicht möglich, gestalten wir ihr Leben so gut wie möglich“, fasst der zoologische Leiter die Aufgabe der Auffangstation zusammen.

Tiger, Frettchen und Karakal: Zehn exotische Tiere in der Auffangstation in Ansbach

Im Exoten- und Raubtierasyl in Ansbach befanden sich Mitte April 2023 zehn Tiere, darunter drei Tiger. Das Tigerweibchen Kira kam mit ihren Eltern 2006 aus einem Zirkus in die Auffangstation. Ihre Mutter kam bereits schwanger in das Raubtierasyl und brachte vier Monate nach ihrer Ankunft zwei männliche Tiger zur Welt, die bis heute noch da sind: Boris und Ussuri. Die Eltern sind mittlerweile verstorben.

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Weiterhin sind zwei eurasische Luchse, Rokko und Anubis, in der Auffangstation zu finden. Rokko ist seit 2017 dort und Anubis seit 2013. Seit Ende 2022 können auch die zwei männlichen Frettchen Samson und Schnee das Exotenasyl ihr Zuhause nennen. Doch es wird noch exotischer: Mit der Ginsterkatze Peponi, dem Serval Bagheera und dem Karakal Feder beherbergt das Raubtierasyl drei kleine bis mittelgroße Katzen, die so gut wie gar nicht in Zentraleuropa vorkommen und deren Lebensraum in Afrika oder Asien liegt.

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