Tisch-Reservierung nur gegen Gebühr? So sehen es die Wirte
Es ist in immer mehr Lokalen üblich: Wer einen Tisch reserviert, muss vorab eine Gebühr zahlen. Erscheint der Gast nicht, behält der Gastronom den Vorschuss. Wie handhaben das die Wirte? Eine Umfrage im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Bad Tölz-Wolfratshausen – In den USA ist das dank moderner Bezahlmethoden längst Usus: Möchte ein Gast für sich und beispielsweise seine Liebste einen Tisch in einem Lokal reservieren, bittet ihn der Wirt vorab mit einem bestimmten Betrag zur Kasse. Speist das Paar zum vereinbarten Zeitpunkt, wird ihm der Vorschuss von der Zeche abgezogen. Erscheint es nicht, erhält der Gastronom ein Ausfallhonorar für einen Tisch, den er an diesem Abend eventuell nicht mehr besetzen kann.
Auch hierzulande greifen Wirte inzwischen zu dieser Praxis. Für viele ist es einfach ärgerlich und obendrein bares Geld, das sie verlieren, wenn sie Plätze umsonst freihalten und dafür potenzielle Gäste heimschicken müssen. Einige Restaurantbesitzer in Bochum und Köln verlangten während der Weihnachtstage eine Anzahlung von 25 Euro für die Tischreservierung. Offenbar aber sind die Vereinbarungen zwischen Wirt und Gast in Großstädten weniger wert als auf dem Land. Denn die meisten hiesigen Gastronomen haben kaum Ärger mit Reservierungen.
Auch Monika Poschenrieder, Wirtin des Forellenhofs Walgerfranz in Bad Tölz, hat „bisher ka
um negative Erfahrungen“. Sie habe nette Gäste, viele seien Stammkunden, „die rufen an, wenn ihnen etwas dazwischenkommt“. Auch von Kollegen – Poschenrieder ist Kreischefin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes – hat sie in diesem Punkt keine Klagen gehört. Sie könnte es jedoch verstehen, falls der eine oder andere eine Anzahlung beziehungsweise Gebühr verlangt – „gerade bei größeren Gesellschaften“. Dafür müsse man ja extra einkaufen, „also ist eine Absicherung durchaus sinnvoll“.
Anzahlung ab 80 Leuten
Eine Anzahlung verlangt Hans Hofherr, wenn er für eine Gästerunde „ab etwa 80 Leuten einen Termin blockieren“ muss. Sagt der Kunde ab, verhandelt der Chef des Königsdorfer Posthotels mit ihm, ob die gesamte Anzahlung oder nur ein Teil zurückfließt. Das hängt auch von der Kurzfristigkeit der Stornierung ab. In der Regel jedoch habe man mit einem Kunden, der eine größere Feier plant, mehrmals Kontakt, sagt Hofherr. „Dadurch
schließt sich eigentlich aus, dass etwas nicht ernst gemeint ist.“ Im Tagesgeschäft komme es in seinem Haus, so der Königsdorfer, „eher selten“ vor, dass jemand trotz Reservierung nicht erscheint. Und manchmal, da ist der Gastronom erfrischend ehrlich, „liegt der Fehler ja auch bei uns“. In einem Kalender sei schnell mal der falsche Tag angekreuzt. Um Missverständnisse von beiden Seiten zu vermeiden, telefoniert Hofherr in gastronomischen Kern- und Hochzeiten wie über Weihnachten „alle Reservierungen noch einmal ab“.
Anders als ihre Kollegen meint Alexandra Steiner schon einen leichten Verfall der Sitten zu registrieren. Die Zahl der Gäste, die ihre Reservierungen ohne Absage nicht wahrnehmen, habe in den vergangenen Jahren in ihrem Landhauscafé in Wolfratshausen etwas zugenommen. „Davor kann ich mich eigentlich an keinen Fall erinnern.“ Jetzt sei es auch schon passiert, dass angekündigte 15 Personen nicht erschienen sind. Generell lässt sich ihr Haus immer die Telefonnummer des Reservierenden geben, sagt die Wirtin, „aber auch da kann man ja flunk
ern“. Sie kann darüber nur den Kopf schütteln: „Ich frage mich, wem das etwas bringt.“ Insgesamt aber seien ihre Gäste, das betont Steiner, sehr zuverlässig.