BR-Rundfunkrat rechnet mit „Hindafing“ ab - mit gravierenden Folgen für die Serie

„Hindafing“ ist eine preisgekrönte Serie im Bayerischen Fernsehen (BR). Ein BR-Rundfunkrat ärgerte sich jedoch über die Satire – mit gravierenden Folgen.
München – Die Rolle ist ihm auf den Leib geschneidert: Maximilian Brückner verstrickt sich als Bürgermeister (und späterer Landtagsabgeordneter) Alfons Zischl in einem Sündenpfuhl aus Drogensucht, Korruption und Verschuldung. In „Hindafing“ wird nichts ausgelassen: Unverhüllte Ablehnung von Flüchtlingen, illegale Absprachen in der Kommunalpolitik, Schwarzgeldkonten und Steuertricks, sogar Waffengeschäfte.
BR-Serie „Hindafing“: Mit Lob überschüttet - doch vom Rundfunkrat kommt Kritik
Die BR-Serie „Hindafing“, deren zweite Staffel erst kürzlich zu sehen war, wurde mit Lob überschüttet – die linksliberale taz urteilte: „Mit Hindafing hat der Bayerische Rundfunk einen Hit gelandet.“ Die Welt schrieb von „Weltklasseniveau“.
Doch der von der Evangelischen Kirche in den BR-Rundfunkrat entsandte Landeskirchenrat Dieter Breit findet die Serie nicht so gelungen. In einem vierseitigen Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, beschwerte er sich beim BR-Intendanten Ulrich Wilhelm.
BR-Serie „Hindafing“: Korrupte Machenschaften als Hauptkritikpunkt
Breit, ein studierter Journalist, beginnt mit Lob – „vorzügliche Schauspieler“, „raffiniert minimalistische Beleuchtung“, „abwechslungsreiche Kameraführung“ – formuliert dann aber einige Einwände gegen die Serie, die immerhin den Bayerischen Fernsehpreis erhalten hat. Breits Hauptkritikpunkt ist, dass „Hindafing“ „nahezu alle Hauptfiguren“ in der zweiten Staffel als „durch und durch korrupt, großenteils in verbrecherische Machenschaften verstrickt, pathologisch gewissenlos oder zumindest naiv charakterisiert“.
Breit zählt auf: der Landtagsabgeordnete, der Geschäftsführer eines Waffenkonzerns, der Pfarrer, der Zeitungsredakteur, Soldaten, ein Banker im Vatikan und „sogar der Papst“ würden als „Protagonisten einer skrupellos auf eigene Vorteile bedachten ,Elite’ präsentiert“. Satire, erklärt der Kritiker weiter, solle Unterhaltung „mit Augenzwinkern“ und einem „Körnchen Wahrheit“ sein.
Landeskirchenrat kritisiert BR-Serie „Hindafing“: Brief bleibt nicht folgenlos
Aber, so fragt Breit: „Wo ist es in Hindafing zu finden?“ In Wahrheit liefere die Serie „deftiges Anschauungsmaterial“ dafür, dass „viele unsere Demokratie aushöhlenden Ressentiments und Diffamierungen durchaus berechtigt zu sein scheinen“. Gehe es nach „Hindafing“, könne man Politik, Wirtschaft, Kirche und Medien „beim besten Willen kein Vertrauen“ mehr schenken.
Der Brief blieb nicht folgenlos. Die Rundfunkräte sollen sich mit der Kritik befassen. Sie bekamen zur Vorbereitung eine Studie über „Repräsentation von Politik in fiktionaler Unterhaltung“. Dann erhielt der Programmausschuss, eines der Gremien des Rundfunkrats, den Auftrag, eine Programmbeobachtung nur zu Hindafing durchzuführen. Unterstützend werden Experten berichten. So engagierte der BR extra einen Professor für Persönlichkeitspsychologie und einen Medienforscher, der die „Frage der klischeehaften Darstellung“ von Politikern, Kirchenleuten und Wirtschaftsvertretern in fiktionalen Angeboten bewerten soll. Am 12. März ist Sitzung.
Reaktion auf Kritik an BR-Serie „Hindafing“: Grünen-Abgeordnete kann Vorgehen nicht nachvollziehen
Die Münchner Grünen-Landtagsabgeordnete Sanne Kurz, die ebenfalls im Rundfunkrat sitzt, kann dieses Vorgehen nicht nachvollziehen. Klar könne Humor geschmacklos sein. „Wenn man aber ernsthaft ausgerechnet an Hindafing die Darstellung von Politik und Kirche in den Medien erörtern möchte, beweist das eigentlich nur, dass man von Satire nichts verstanden hat.“
Eklat beim Bayerischen Rundfunk: Der bekannte Moderator Richard Gutjahr veröffentlichte schwere Vorwürfe gegen Intendant Ulrich Wilhelm.
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