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Schüler brutal verprügelt – bis der Rohrstock brach

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Das Kloster der Schande © dpa

Ettal - Der Bericht des Sonderermittlers offenbart neue Täter im Kloster Ettal – und neue Taten.

Ein Pater hatte sich selbst bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, weil er Kinderpornos aus dem Internet geladen hatte. Darum gab es am Dienstagabend die Razzia im Kloster. Polizei und Staatsanwaltschaft stellten die Computer sicher und werten sie derzeit aus. Schlimmer noch: Der Pädophile hatte 2000 und 2001 Fotos seiner halbnackten Schüler ins Internet gestellt – auf eine Homosexuellen-Seite. Der Pater hatte die Bilder bei einer Bergwanderung gemacht. Die Kinder hatten das entdeckt, weil sie sich selbst „googelten“ – das heißt, sie suchten im Internet, welche Einträge zu ihnen selbst verzeichnet sind. Da landeten die Kinder auf der Porno-Seite.

Chronologie der Missbrauchsfälle

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Ein Präfekt, also der Erzieher im Internat, hatte einen Schüler mit einem Bambusstock derart den Hintern versohlt, dass der Stock brach und der Schüler auf die Krankenstation musste. Heute habe er eine „Alkoholkarriere“ hinter sich, schreibt der Schüler. Ein Lehrer war gemeldet worden, weil er einen Schüler jüngst mit voller Wucht mit dem Kopf auf den Tisch knallte. Das sei aber ein „Ausnahmefall“ gewesen. Einen Eklat gab es um einen weiteren Pater R.: Der wurde erst vergangene Woche aus dem Dienst genommen, nachdem er Kopfnüsse verteilt hatte. Dafür war er bereits seit Jahren berüchtigt, erläuterte Sonderermittler Thomas Pfister. Außerdem sei er einem Kind absichtlich brutal auf die Zehen gestiegen. Dies habe der neue Schulleiter Wolf Rall ihm gegenüber ausgesagt, so Pfister. Auch hier ermittle die Staatsanwaltschaft.

Darauf meldete sich Direktor Rall verärgert und meinte, korrigieren zu müssen: Die Kopfnüsse seien nur ganz leicht gewesen, „mehr ein Spaß“.

Rechtsanwalt Pfister ließ das nicht auf sich sitzen und keilte zurück: „Sie haben selbst wiederholt gesagt: Durch seine Schläge seien die Buben wieder zu Bettnässern geworden!“ So viel zum Thema Vertuschung und Verharmlosung in Kloster Ettal.

Vier schockierende Fälle

Missbrauch über Jahrzehnte

„Er hatte zwei Gesichter“, sagten Schüler über Pater Magnus (76†) aus. Das eine Antlitz war das eines Hilfsbereiten, der deswegen auch bis über seinen Tod im April 2009 hinaus eine große Fangemeinde in Ettal hat. Die andere Fratze ist die eines ehemaligen Soldaten, der für die amerikanischen Seestreitkräfte „US Marines“ in Korea kämpfte, nach diesem Krieg traumatisiert blieb und seine homosexuell-pädophilen Neigungen ungehindert jahrzehntelang in Kloster Ettal auslebte. Pater Magnus war der schlimmste von allen. In seinem Geständnis beschrieb er, wie er selbst Kinder unter der Bettdecke anfasste. Scheinheilig schreibt er: Die Kleinen hätten das „aus freien Stücken“ gewollt, für ihn sei es „nicht immer einfach“ gewesen. Das Geständnis war nach seinem Tod auf einem PC entdeckt worden.

Zwei Buben in die Unterhose gelangt?

Wie groß ist die Schuld des jungen Paters G.? Im Mai 2005 hatten sich Schüler über ihn beschwert. Er habe Kinder auf den Schoß genommen und unter dem T-Shirt und an den Beinen gestreichelt. Daraufhin schickte Abt Barnabas den Geistlichen zum Psychiater. Dem versicherte der Pater, dass er Sex mit Frauen gehabt habe – mit Buben wolle er nicht intim werden. Der Psychiater attestierte dem Geistlichen zwar eine „Reifestörung“, erkannte in ihm aber keine Gefahr für Schüler. Stimmt das? Kürzlich berichteten zwei Schüler, Pater G. habe sie auch „unter der Unterhose“ angefasst. Die Wahrheit werden Staatsanwälte und Richter ermitteln.

Der Sadist unter den Patres

Pater R. galt als „Sadist“ unter den Geistlichen. Er war es, der selbst kleine Kinder mit härtesten Schlägen traktierte. Einmal erwischte er eine fünfte Klasse in der Freinacht auf dem Gang. Alle 20 Schüler knallte er „die flache Hand extrem hart und voll durchgezogen“ mitten ins Gesicht, berichtet eine Ehemaliger. „Da war ich doch erst elf Jahre alt.“ Andere Schüler erzählten, wie der Geistliche sie an den Haaren hin- und herriss. „Ich kann auf Anhieb 40 Leute benennen, die er geschlagen hat.“

Er suchte sich die Schwächsten

Dieser ältere Pater G. hatte vor Jahrzehnten Schülern den nackten Hintern versohlt. Er rechtfertigte sich gestern damit, dass er es damals mit der „Null-Bock-Generation“ zu tun gehabt habe. Ehemalige Schüler berichten hingegen: Bis zu 40 Kinder seien in den 60er- und 70er-Jahren ­regelmäßig der Reihe nach abgewatscht worden. Und dabei wurde mit voller Wucht durchgezogen – wegen der kleinsten Kleinigkeiten. Der Geistliche habe sich außerdem gezielt die schwächsten Schüler ausgesucht. „Es war der absolute Terror“, berichtete ein ehemaliger Schüler dem Sonderermittler.

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