Eine Biertisch-Garnitur habe vor Corona 90 Euro gekostet, jetzt koste sie 150 Euro, das Standard-Weißbierglas ohne Goldrand noch 1,20 Euro, jetzt 1,90 Euro. „Wir sind nicht gewinnoptimiert“, sagt Unertl. „Wir sehen Weißbier als Grundnahrungsmittel.“ Deswegen wollen sie den eigenen Preisdruck trotz Rohstoff- und Ukraine-Krise nicht eins zu eins an den Kunden weitergeben. „Man müsste die Preise in der jetzigen Zeit erhöhen“, sagt Unertl, „aber wir wollen eigentlich nicht, weil Weißbier-Preise so eine emotionale Signalwirkung haben. Wir wollen den Menschen nicht die Hoffnung nehmen.“
Ein Tragerl Unertl-Weißbier kostet momentan 20 Euro, sprich ein Euro die Flasche. „Wir wollen diesen Preis möglichst lange halten“, sagt der Brauer.
Derweil könnten diesen Sommer die Bierflaschen knapp werden, mahnt der Deutsche Brauerbund. „Engpässe sehen wir spätestens im Sommer“, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Brauer-Bunds, zur Bild. „Je heißer der Sommer, desto schwieriger kann die Situation werden.“ Laut Verband Private Brauereien Bayern kämen die stark gestiegenen Energiepreise und ein mögliches Gas-Embargo oder ein Gas-Lieferstopp aus Russland hinzu, sagt Verbandssprecher Benedikt Meier. Die Glasproduktion benötige viel Energie, der Preis für Flaschen sei um 80 Prozent gestiegen.
Bei den Bierflaschen sehen die Weißbierbrauer aus Haag keinerlei Lieferengpässe: „Wir haben die hohen Flaschen und die uralten Maurerflaschen mit Bügelverschluss.“ Nicht mehr allzu viele Brauereien nutzen diese Flaschenart. Es ist eine Tradition, die sich im wahrsten Sinne des Wortes auszahlt.
Auch für Michael Schweinberger, Geschäftsführer der Brauerei Maisach (Kreis Fürstenfeldbruck), sind die Flaschen das kleinste Problem. „Jetzt ist im Gegensatz zu Coronazeiten wieder Fassbier gefragt, die Nachfrage ist enorm gestiegen.“ Voriges Jahr habe er 70 000 Kästen Bier verkauft. Schweinberger sagt: „Die Flaschen sind ja alle noch im Umlauf.“
Allerdings machten ihm die Rohstoff- und die Energiepreise zu schaffen: „Das Malz ist um 60 bis 70 Prozent teurer geworden, der Preis des Öls, mit dem die Kessel geheizt werden, hat sich verdoppelt.“ Schweinberger plant trotzdem nicht, das Bier so bald teurer zu machen. „Wir haben erst im vorigen Jahr die Preise erhöht. Jetzt warten wir erst einmal ab, bis sich die Preissteigerungen gesetzt haben.“ (Stefan Sessler, Johannes Welte)