Nach Schock-Video: Auch Politiker fordern drastische Strafen für Unfall-Gaffer

Bei einem schweren Unfall auf der A6 verlor ein Lkw-Fahrer sein Leben. Gaffer sorgten zusätzlich für ein Verkehrschaos. Jetzt fordern auch Politiker drastische Konsequenzen.
Update vom 2.12.2019: Während der Fahrt hat sich in einem ICE Richtung München Hauptbahnhof ein schockierender Vorfall ereignet, bei dem Gaffer die Ersthelfer behindert haben sollen.
Update vom 31. Mai 2019: Gegen das Fotografieren von Unfallopfern und unter die Röcke von Frauen wird künftig härter vorgegangen. Die Bundesregierung beschließt eine entsprechende Gesetzesplanung.
10.46 Uhr: Weil Gaffer bei Unfällen sich nicht nur am Leid der Verunglückten ergötzen, sondern vor allem auch deren Leben gefährden, sollen sie jetzt härter bestraft werden. Denn immer wieder ist der Weg der Polizei und Rettungswagen durch Gaffer versperrt.
Härtere Strafen gegen Gaffer fordert deshalb auch Innenexperte Marc Henrichmann (42, CDU). „Wer Unfälle filmt und sich am Leid von Mitmenschen berauscht, dem fehlt es an jeglichem Anstand und Respekt. Und auch die Behinderung von Polizei und Rettungskräften kann sich ein Rechtsstaat nicht gefallen lassen“, sagte er gegenüber der Bild-Zeitung. Deshalb solle nicht nur das Handy beschlagnahmt, sondern auch ein Fahrverbot gegenüber den Gaffern verhängt werden.

Auch Alexander Graf Lambsdorff (FDP, 52) spricht sich gegenüber der Bild für eine härtere Strafe aus und fordert einen Monat Fahrverbot.
In einem anderen Fall regte die Dreistheit der Gaffer einen Radio-Moderator so auf, dass er sich im Netz Luft machen musste und deutliche Worte fand.
Zu einem tragischen Unfall kam es kürzlich in Altötting: Auf gerader Fahrbahn kam eine 30-jährige Autofahrerin von der Fahrbahn und prallte gegen einen Baum. Es kam jede Hilfe zu spät.
Lesen Sie auch: In der Fränkischen Schweiz wurde ein Kind versehentlich im Auto eingeschlossen. Rund 30 Gaffer filmten die Rettungsaktion der Feuerwehr.
Update vom 31. Mai 2019: Gaffern, die an den Einsatzstellen filmen, einfach nur das Handy wegzunehmen, ist aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei Bayern (GdP) „nicht ausreichend“. Das sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Peter Pytlik in einer Presseaussendung am Freitag. „Vielmehr müssen die Täter mit empfindlichen Sanktionen konfrontiert werden.“
Das bedeute für Pytlik: „Wer im Bereich von Einsatz- und Unfallstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst filmt, muss mit einem drastischen Bußgeld in Verbindung mit einem empfindlichen Fahrverbot belegt werden.“ Ein jüngeres Beispiel für schamlose Gaffer ist dieser erschreckende Fall aus Bremen, über den nordbuzz.de* berichtete.
Nach Schock-Video: Drastisches Bußgeld und empfindliches Fahrverbot
Vor allem die Androhung eines Fahrverbotes sei „sicherlich ein geeignetes Mittel“, um Menschen, die sich durch ihr „gedanken- und rücksichtsloses Verhalten am Leid anderer ergötzen, Rettungsmaßnahmen behindern und andere Verkehrsteilnehmer gefährden, zum Umdenken zu bringen“, sagt Pytlik weiter.

Unterdessen sind Sanitäter in Niedersachsen selbst zum Opfer des Patienten geworden, dem sie kurz zuvor noch halfen.Bei einem anderen Unfall verunglückten zwei Biker mit dem Motorrad bei Vechta nahe Bremen, wie nordbuzz.de* berichtet.
Update, 29. Mai 2019: Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) fordert ein härteres Vorgehen gegen Gaffer. Das Handy als „Tatwerkzeug“ solle Autofahrern weggenommen werden, die schwere Unfälle filmen oder fotografieren. „Das würde einen nachhaltigen Eindruck auf die Täter und potenzielle Nachahmer haben“, sagte der bayerische Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Rainer Nachtigall, am Mittwoch in München.
Leichen-Gaffer: Bisher ist das Fotografieren von toten Unfallopfern straffrei
Außerdem müsse das Fotografieren von Toten unter Strafe gestellt werden. Bislang könne laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches (StGB) nur das Ablichten von lebenden Unfallopfern bestraft werden. Es sei aber wichtig, „dass auch Verstorbene geschützt werden“. Die Gewerkschaft forderte, einen entsprechenden Gesetzentwurf, der bereits 2018 in den Bundesrat eingebracht worden sei, in die Tat umzusetzen.
An der Pressekonferenz in München nahm auch der Autobahnpolizist Stefan Pfeiffer teil. Er war in der vergangenen Woche bundesweit bekannt geworden, weil er Gaffer nach einem tödlichen Unfall auf der A6 aufgebracht gefragt hatte, ob sie die Leiche sehen wollten.
Der Medienhype sei regelrecht über ihn hereingebrochen, habe ihn sogar „etwas geschockt“, sagte der 54-Jährige. „Denn das ist nichts Neues. Sie können diese Situation tagtäglich erleben.“ An alle Autofahrer, die Zeuge eines Unfalls werden, appellierte er daher, an die Opfer und ihre Angehörigen zu denken, bevor sie das Handy zücken. „Macht Euch klar: Das ist kein Spiel da draußen. Das ist bittere Realität.“

Leichen-Gaffer auf A6 - dann platzt einem Polizisten so richtig der Kragen
Update 23. Mai 2019: Die drastische Reaktion eines Polizisten auf Gaffer, die nach einem tödlichen Unfall auf der A6 ihre Handys zückten, sorgt mittlerweile bundesweit für Aufsehen. Der Polizist, Stefan Pfeiffer, meldet sich nun auch selbst zu Wort.
„Es ist erschreckend, wie wenig Empfinden die Leute haben“, sagte Pfeiffer dem Bayerischen Rundfunk. Einige der Gaffer verwarnte der Beamte zu 128,50 Euro Bußgeld und einem Punkt im Verkehrszentralregister. Einprägsamer für einige dürfte aber die unmittelbare Konfrontation mit dem Tod und ihrem Handeln gewesen sein, meinte der Beamte. „Erst das schockiert sie und macht ihnen klar, dass das kein Spiel ist, sondern bittere Realität. Sie müssen merken, was sie tun.“
Zwei Tage nach einer beeindruckenden Gaffer-Aktion in Bayern, machte nun auch ein Polizist in Hessen seiner Wut Luft. Nach einem Unfall zückte ein Schaulustiger sein Handy.
Gaffer auf A6 bei Nürnberg: Polizist platzt der Kragen - und erhält dafür Lob
Update 16 Uhr: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat einen Verkehrspolizisten für sein Eingreifen gegen Schaulustige gelobt. „Das Verhalten vieler Gaffer ist unverschämt und unverantwortlich. Ich freue mich, dass der Polizeikollege das einigen Gaffern auch mal emotional nahegebracht hat“, schrieb Herrmann am Mittwoch auf Facebook.
Einige Fahrer hätten beim Filmen der Unfallszene keine Hand mehr am Steuer gehabt, kritisierte der Beamte. Es handelt sich um Stefan Pfeiffer, Leiter der Verkehrspolizei Feucht. Auf der Gegenfahrbahn habe sich deshalb ein acht Kilometer langer Stau gebildet. Pfeiffer filmte dann seinerseits die Schaulustigen, um möglicherweise gegen sie vorzugehen und pflaumte einen Lkw-Fahrer an.
A6-Unfall: Polizist platzt wegen Gaffer der Kragen - „Sie wollen tote Menschen sehen? Da liegt er!“
Update 22. Mai 2019: Mittlerweile ist ein Video verfügbar, auf dem zu sehen ist, wie der Polizist den Gaffer aus dem Lastwagen holt. „Sie wollen tote Menschen sehen? Fotos machen? Kommen Sie!“, stellt der Beamte den Lastwagenfahrer zur Rede. Er setzt auf eine Schocktherapie und führt den Schaulustigen zu der Unfallstelle. „Da liegt er. Wollen Sie ihn sehen? (...) Wenn Sie wollen, können Sie ihm hallo sagen!“ Der Fahrer wendet sich verunsichert ab - und kassiert eine Anzeige. „Schämen sollten Sie sich. Es ist nicht gut, was Sie machen“, appelliert der Beamte letztlich an das Gewissen des Gaffers.
Der BR berichtet, dass es sich bei dem beherzten Beamten um Stefan Pfeiffer handelt. Er ist Einsatzleiter der Verkehrspolizei Feucht. In den Sozialen Netzwerken wird Pfeiffer für sein Eingreifen gelobt. Er sei ein „vorbildlicher Polizist“ und habe „völlig richtig gehandelt“, schreiben Menschen auf Twitter. Andere fordern höhere Strafen für Gaffer.
Gaffer nach Unfall auf A6: Tödlicher Unfall bei Nürnberg
Nürnberg - Er sitzt in seinem Lkw und hat sein Handy in der Hand. Der Fahrer filmt völlig schamlos einen schweren Unfall auf der A6 bei Nürnberg. Dort liegt viel Blech, ein 47-Jähriger übersah mit seinem Lastwagen ein Stauende und raste in einen Sattelzug. Der Fahrer wurde in seiner Kabine eingeklemmt und starb noch an Ort und Stelle zwischen der Ausfahrt Roth und dem Autobahnkreuz Nürnberg-Süd.
Gaffer nach tödlichem Unfall auf A6: Polizist platzt der Kragen und knöpft sich Gaffer vor
All das filmten Gaffer auf der Gegenspur. Behinderten dabei sogar die Einsatzkräfte und sorgten für zusätzliches Verkehrschaos. Einem Polizisten platzte daraufhin der Kragen: Er schrie einen der Gaffer vor laufender Kamera an. "Nimmst du endlich dein Handy aus der Hand, sonst komme ich rüber und hol dich raus! Haben wir uns verstanden? Wer glaubst du denn, wer du bist?!" Andere Gaffer zog er aus ihren Fahrzeugen und stellte sie zur Rede, berichtet infranken.de.
Unfall auf der A6: Für den 47-Jährigen kam jede Hilfe zu spät - Gaffer filmt
Gegen 11.20 Uhr kollidierte der Lkw mit einem Sattelzug und wurde dabei in seiner Fahrerkabine eingeklemmt. Der Lkw vor ihm wurde durch die Kollision auf einen weiteren Lastkraftwagen geschoben. Ein herbeigerufener Rettungshubschrauber konnte für den 47-Jährigen nichts mehr tun. Er starb noch an der Unfallstelle. Die anderen beiden Lkw-Fahrer kamen unverletzt davon.
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Auch auf der A28 gab es dreiste Gaffer, die von der Polizei Oldenburg auf der Autobahn angeschrien wurden.
Die Verunsicherung nach dem Flixbus-Unglück auf der Autobahn 9 bei Leipzig ist groß. Dabei sei die Reise mit Bussen vergleichsweise sicher, heißt es beim ADAC.
Auf der Autobahn A1 bei Bremen ist ein Lkw zwischen Cloppenburg und Vechta bei einem Unfall außer Kontrolle geraten, wie nordbuzz.de berichtet. Bei einem schrecklichen Unfall bei Rotenburg nahe Bremen raste ein VW Golf in einen Traktor, beides berichtet nordbuzz.de*.
In Augsburg kam es zu einem schweren Unfall. Dabei wurden zwei Menschen schwer verletzt. An der Unfallstelle filmte ein Gaffer mit seinem Handy, doch die Polizei war machtlos.
Aufdringliche Gaffer stören Reanimation in Penzberg - Polizei fassungslos über dieses Verhalten.
Auf der A8 bei Augsburg ist ein Lkw-Fahrer auf einen anderen Lkw aufgefahren. Der Mann wurde eingeklemmt. Es kam zu Stau in beiden Richtungen - auch aufgrund von Gaffern.
Ein schwerer Unfall passierte außerdem auf der A6 bei Nürnberg - drei Fahrzeuge prallten zusammen. Gaffer, die mit ihren Handys filmten, erschwerten die Einsatzarbeiten.
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