Verhungerte Sarah: Staatsanwältin fordert lebenslang

Nürnberg - Für den qualvollen Hungertod der kleinen Sarah soll ihr Vater eine lebenslange Haftstrafe verbüßen. So fordert es die Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger plädiert auf eine deutlich mildere Strafe.
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Im Prozess um den Hungertod der kleinen Sarah aus dem fränkischen Thalmässing hat die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe für den Vater gefordert. In ihrem Plädoyer am Dienstag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth warf die Anklagebehörde dem 30-Jährigen Mord in Tateinheit mit Misshandlung Schutzbefohlener vor. Der Anwalt des Angeklagten beantragte sieben Jahre Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge.
Das Urteil wird an diesem Donnerstag (18. November) erwartet. Sarah war im Alter von drei Jahren im August 2009 verhungert. Vor Gericht steht zunächst nur der Vater, die schwer erkrankte Mutter ist derzeit nicht verhandlungsfähig.
Er hätte das Leben seiner Tochter retten können - aber er hat nichts getan. Zu dieser Einschätzung gelangte Staatsanwältin Elisabeth Böhmer. Der körperlich schlechte Zustand der kleinen Sarah hätte dem Angeklagten auffallen müssen, betonte sie. Zwar sei er als Fernfahrer nur selten bei der Familie gewesen, aber er habe im Juni Urlaub gehabt und auch die Wochenenden zu Hause verbracht. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hatte er also ausreichend Zeit, in der er sich um die Gesundheit Sarahs hätte kümmern können. Ärzte und Krankenhäuser seien schließlich auch am Wochenende erreichbar, sagte Böhmer.
Der Verteidiger dagegen verwies auf die Persönlichkeit seines Mandanten. Der Mann sei passiv und phlegmatisch. Deshalb habe er die Verfassung des Kindes verdrängt. Der Anwalt berief sich dabei auf ein psychiatrisches Gutachten.
Der Fall der kleinen Sarah hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt: Am 10. August des Vorjahres war das Mädchen in einer Klinik gestorben. Zu diesem Zeitpunkt wog es nur 8,2 Kilogramm - normalerweise sind Kinder in dem Alter knapp doppelt so schwer. Den Ermittlungen zufolge sollen die Eltern das Mädchen spätestens seit April 2009 nicht mehr ausreichend ernährt haben.
dpa