Nach ICE-Unfall in Oberbayern: Experte fordert Maßnahmen – Ermittlungen dauern an und ein Gleis gesperrt
In Oberbayern sind am Freitag zwei Züge an einer Weiche kollidiert. Die Ermittlungen dauern an: Zwei Lokführer und ein Fahrdienstleiter sollen vernommen werden.
Update 20. November, 16.40 Uhr: Die Ermittlungen zur Ursache des Zusammenstoßes eines Regionalzugs mit einem ICE in Oberbayern am Freitag dauern an. Ein Fahrdienstleiter sowie die beiden Lokführer sollen in den kommenden Tagen und Wochen vernommen werden, wie eine Sprecherin der zuständigen Bundespolizeiinspektion in Nürnberg am Montag sagte.
Bereits am Freitag seien Experten der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) an der Unfallstelle in Reichertshausen gewesen und werden in die Ermittlungen eingebunden. Wie die Sprecherin mitteilte, würden diese nun einen Bericht erstellen. Das werde aber noch Zeit in Anspruch nehmen, sagte sie weiter.
Ein Gleis weiterhin gesperrt: Verspätungen und Zugausfälle – Bundespolizei ermittelt
Ob ein technischer Defekt oder ein menschlicher Fehler den Unfall auf der Bahnstrecke im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm mit sieben Verletzten verursacht hat, blieb zunächst unklar. Die Bundespolizei ermittelt wegen Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, hieß es.

Aufgrund von Reparaturarbeiten ist ein Gleis im Bahnhof Reichertshausen laut Angaben der Deutschen Bahn weiterhin gesperrt. Bahnreisende müssen auf der Strecke mit Verspätungen und Zugausfällen im Regionalverkehr rechnen. Bis wann das Gleis wieder befahrbar ist, konnte die Bahn zunächst nicht klarstellen. Laut einer Sprecherin befinden sich die beiden Züge in einer Werkstatt, wo die Schäden untersuchten werden. Aktuell könne noch nicht beziffert werden, wie hoch der entstandene Schaden an der Bahninfrastruktur ist.
Update 19. November, 15.50 Uhr: Nach dem ICE-Unfall in Oberbayern plädiert der Bahn-Experte Markus Hecht für besseren Schutz vor Zugkollisionen in Deutschland. Der Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität Berlin fordert die Einführung eines bislang in Deutschland nicht zugelassenen Typs von „Entgleisungsweiche“. Dieser Typ von Weiche bringt Züge, die unvorhergesehen auf ein Hauptgleis fahren, vor einer Kollision zum Entgleisen. Zudem soll die Konstruktion dafür Sorge tragen, dass die derart entgleisten Züge sich zu der vom Hauptgleis abgewandten Seite neigen.
Schwerere Zugunfälle bei schnelleren Fahrten würden in Deutschland durch Schutzweichen vermieden, schrieb Hecht am Sonntag in seiner Antwort auf eine dpa-Anfrage. „Da dies sehr teuer ist und viel Platz braucht, wird das bei einfachen Situationen mit geringem möglichen Schadensausmaß wie am Unfallort nicht vorgeschrieben.“ Am Freitag war am Bahnhof Reichertshausen zwischen München und Ingolstadt ein Regionalzug mit einem ICE zusammengestoßen (siehe Updates unten).
Update 18. November, 13.15 Uhr: Nach dem seitlichen Zusammenstoß eines ICE mit einem Regionalzug ist die Bahnstrecke zwischen München und Ingolstadt am Samstag wieder in beiden Richtungen befahrbar. Es gebe keine Zugausfälle und Umleitungen mehr, aber es komme weiterhin zu Verspätungen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Mittag. Noch seien nicht alle Gleise frei.
Update 18. November, 7.24 Uhr: Die Gleissperrung zwischen München und Ingolstadt ist nach einem Zusammenstoß zwischen einem ICE und einem Regionalzug wieder aufgehoben worden. Der Zugverkehr sei wieder uneingeschränkt möglich, teilte die Bahn am frühen Samstagmorgen mit. Beide Züge seien in eine Werkstatt gebracht worden. Die Unfallursache sei weiter Gegenstand der Ermittlungen.
Die Züge waren am Freitagnachmittag auf der Strecke zwischen München und Ingolstadt an einer Weiche am Bahnhof in Reichertshausen (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) seitlich zusammengestoßen (siehe Updates unten). Sieben Menschen wurden dabei nach vorläufigen Angaben leicht verletzt, zwei seien mit leichteren Verletzungen in ein Krankenhaus gekommen, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei.
Züge in Bayern nach Vorfall evakuiert: Die News vom 17. November
Update, 20.10: Nach der Evakuierung der beiden betroffenen Züge „können alle Reisenden ihre Fahrt mit einem Bus, Taxi oder Zug fortsetzen“, schilderte eine Bahn-Sprecherin am Abend. Es befanden sich rund 700 Menschen in den Unfall-Zügen. In einem weiteren ICE, der in der Nähe des Unfallorts zum Stehen kam, waren laut Bundespolizei etwa 550 Fahrgäste. Insgesamt seien also rund 1200 Bahnfahrende zunächst in Reichertshausen gestrandet.
Bahnfahrer spürten die Auswirkungen des Unfalls auf der vielbefahrenen Strecke deutlich. Fernzüge zwischen München und Nürnberg wurden ohne Halt in Ingolstadt umgeleitet, sagte eine Bahn-Sprecherin. Zusätzliche Verspätungen von gut einer Stunde waren die Folge.
Regionalzüge wendeten an den Nachbarbahnhöfen von Reichertshausen in Pfaffenhofen an der Ilm und Petershausen. Die Streckensperrung sollte noch bis 3.00 Uhr am frühen Samstagmorgen andauern. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, blieb am Freitag zunächst unklar. Eine Sprecherin der Bundespolizei sagte, die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung werde in die Ermittlungen einbezogen. Eine Bahn-Sprecherin äußerte sich auf Nachfrage am Freitag zunächst nicht zu möglichen Ursachen.
Sieben Menschen wurden dabei nach vorläufigen Angaben leicht verletzt, zwei seien mit leichteren Verletzungen in ein Krankenhaus gekommen, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei am Abend. Schwerverletzte wurden zunächst nicht gemeldet.
Nach Beinahe-Zugunglück in Reichertshausen: Evakuierung abgeschlossen
Update, 18.05 Uhr: Nach der Evakuierung der Regionalbahn sind nun auch alle Menschen aus dem ICE geholt worden. Das Polizeipräsidium Oberbayern teilte auf X mit, dass die Evakuierungsmaßnahmen damit komplett abgeschlossen sind.
Update, 16.50 Uhr: Die Evakuierung der Regionalbahn ist bereits abgeschlossen. Der ICE wird weiterhin evakuiert. Das teilte das Polizeipräsidium Oberbayern/Nord auf X mit. Die Fahrgäste werden vor Ort betreut und versorgt, hieß es.
Update, 16.45 Uhr: Entgegen erster Meldungen handelte es sich bei dem Zugunglück nicht um eine Entgleisung. Die Züge stehen auf dem Gleis, teilte die Deutsche Bahn auf Nachfrage mit. Der ICE sei nicht wie ursprünglich berichtet weder komplett noch zum Teil entgleist.
Die Strecke bleibt für weiterhin für den Bahnverkehr gesperrt. Folgende Verbindungen sind laut DB-Sprecherin aktuell betroffen:
- ICE-Züge zwischen München – Ingolstadt – Nürnberg werden umgeleitet und verspäten sich um zusätzlich etwa 60 Minuten.
- Der Halt in Ingolstadt Hbf entfällt.
- Im Regionalverkehr wenden die Züge aus Richtung Ingolstadt Hbf vorzeitig in Pfaffenhofen(Ilm).
- Zwischen Petershausen(Obb) und München Hbf verkehrt die S-Bahn Linie S2.
- Ab 16:45 wird ein Busersatzverkehr zwischen Petershausen(Obb) und Pfaffenhofen(Ilm) eingerichtet.
- Alternative Reisemöglichkeiten sind über Augsburg Hbf und Regensburg Hbf möglich.
Augenzeuge berichtet: Großaufgebot an Rettungskräften vor Ort
Update, 16.35 Uhr: FDP-Spitzenkandidat für die Europawahl, Phil Hackemann, saß in einem anderen ICE auf der Fahrt von München nach Ingolstadt. Dieser stoppte am Bahnhof Reichertshausen neben dem betroffenen ICE. Vom Zugfenster konnte Hackemann beobachten, wie der ICE evakuiert wurde. „Es gab eine Vollbremsung“, sagte der FDP-Politiker unserer Redaktion, „dann standen wir.“
Im Zug habe es eine Durchsage gegeben, wonach der Nachbar-ICE „mit einem größeren Gegenstand“ kollidiert sei. „Am Bahnhof gibt es ein Großaufgebot an Rettungskräften: Polizei, Sanitäter, THW – alle sind vor Ort.“ Mit ihrem Gepäck mussten die Passagiere über Leitern aufs Gleis hinabsteigen und wurden dann zum Bahnhofsvorplatz geleitet, berichtete Hackemann dem Münchner Merkur.
Erstmeldung vom 17. November: Reichertshausen – Am Bahnhof Reichertshausen (Landkreis Pfaffenhofen/Ilm) auf der Bahnstrecke München-Ingolstadt haben sich eine Regionalbahn und ein ICE „seitlich gestreift“. Das berichtete das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord dem Münchner Merkur. Der Beinahe-Zusammenstoß sei am Freitag, dem 17. November, gegen 14.15 Uhr „im Bereich einer Weiche“ aufgetreten. Ob der ICE komplett entgleist sei, konnte die Polizeisprecherin noch nicht bestätigen, dies sei jedoch wahrscheinlich.

Mindestens sieben Menschen wurden bei dem Beinahe-Zusammenstoß zweier Züge verletzt
Ersten Erkenntnissen zufolge wurden sieben Menschen leicht verletzt. Die Zahl könne sich jedoch noch ändern, so die Sprecherin. Ein Großaufgebot an Rettungswagen und Polizei sei laut Sprecherin unterwegs. Derzeit laufe die Evakuierung der beiden Züge, teilte die Polizei über das soziale Netzwerk X mit. Die Passagierinnen und Passagiere wurden nach Angaben des Präsidiums in eine nahe gelegene Halle in Reichertshausen gebracht.
Als der Zugunfall gemeldet wurde, waren viele Pendlerinnen und Pendler vor dem Wochenende schon auf dem Weg nach Hause. Die Polizei stelle sich deshalb und wegen verschobener Zugreisen nach dem GDL-Streik am Vortag, dem 16. November, darauf ein, viele Fahrgäste betreuen zu müssen, sagte die Polizeisprecherin. Die Ursache und der genaue Unfallhergang waren zunächst nichts bekannt.
Die Deutsche Bahn meldete eine Streckensperrung auf dem Abschnitt zwischen Pfaffenhofen (Ilm) und Petershausen (Obb) sowie einen Polizeieinsatz.
- Züge auf der Verbindung München-Nürnberg werden aktuell umgeleitet oder fallen ganz aus.
- Die Züge aus Richtung Ingolstadt Hbf wenden vorzeitig in Pfaffenhofen(Ilm).
- Zwischen Petershausen(Obb) und München Hbf verkehrt die S-Bahn Linie S2.
Aktuelle arbeite man daran, schnellstmöglich einen Ersatzverkehr einzurichten, teilte die Deutsche Bahn mit. Fahrgäste werden gebeten, auf alternative Reisemöglichkeiten auszuweichen oder über Augsburg Hbf zu fahren. Weitere Informationen zu Verzögerungen und Zugausfällen finden Sie zudem in der Fahrplanauskunft auf www.bahn.de.
Alle Nachrichten aus ganz Bayern lesen Sie immer bei uns. News und Geschichten aus dem Freistaat sind nun auch auf unserer brandneuen Facebook-Seite Merkur Bayern zu finden.