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„Kann mich hier nicht festkrallen“: Letzter Hotelbewohner zieht nun doch aus

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Die Fledermäuse werden umgesiedelt, und jetzt plant auch Josef Lederer seinen Umzug. Innerhalb der nächsten drei Monate will er seine Wohnung räumen. Dann steht dem Abriss nichts mehr im Wege.

Bad Wiessee – Eigentlich wollte Josef Lederer (78) bleiben, bis das Abrisskommando anrollt. „Aber ich kann mich hier nicht festkrallen, bis man mich auf der Bahre rausträgt“, sagt er jetzt. Er habe keine Chance mehr, den Abbruch des Hotels zu verhindern, das einst seiner Familie gehörte. Nun, wo klar ist, dass auch der Naturschutz dem Abriss nicht im Weg steht. Wie berichtet, wird die im Gebäudekomplex beheimatete Fledermaus-Population umgesiedelt.

Lederer plant den Auszug, packt seine Sachen zusammen. Allein. Seine Haushälterin Anneliese (85) kann ihm nicht mehr helfen. Nach einem Sturz musste sie ins Krankenhaus, künftig lebt sie in einem Pflegeheim. Allein wird Lederer, selbst schwer krank, nicht mehr lange in seiner Wohnung ausharren. „Innerhalb der nächsten drei Monate ziehe ich aus“, sagt Lederer. Wohin, das verrät er nicht. Nur so viel: Bad Wiessee verlässt er nicht.

Um den Abriss des Hotels zu verhindern, hat Lederer erbittert gekämpft. Dabei hat er den Komplex bereits 2011 verkauft, einen Tag vor der Zwangsversteigerung. Seit 2015 gehört die Immobilie der Tegernseer Unternehmer-Familie Strüngmann. Sie plant ein Luxushotel sowie fünf Wohn- und Geschäftshäuser. Der Bebauungsplan ist in Arbeit, einen Termin für den Abbruch gibt es bisher nicht. Lederer wird noch einmal an die Regierung von Oberbayern schreiben, um für den Erhalt zu werben: „Ich hoffe auf Einsicht.“

Mit dem Auszug will Lederer nicht mehr lange warten. Aber es gibt einiges zu tun. Er will einen guten Platz für seine Ponys suchen, die ihren Stall auf dem Gelände haben. Kopfzerbrechen macht ihm das Inventar der Häuser, das ihm gehört. Er werde es nicht schaffen, selbst für die Verwertung zu sorgen, meint Lederer: „Da wird Herr Strüngmann viel kaputt schlagen müssen, was noch gut ist.“ 

Vor mehreren Jahren hatten wir einen Hotelrundgang gemacht:

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