Warnung vor Mangel an Hausärzten in Bayern

München - Die Bayerische Landesärztekammer erwartet weiterhin einen deutlichen Mangel vor allem an Hausärzten - obwohl die Zahl der berufstätigen Ärzte in Bayern erneut gestiegen ist.
Der jüngste Anstieg über alle Arztgruppen hinweg um zwei Prozent auf jetzt 53 408 sage nichts über die “Arztdichte“ aus, erklärte die Kammer im Vorfeld des Bayerischen Ärztetages, der am Wochenende in Fürth stattfindet. Denn die Statistik mache keinen Unterschied zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigung.
Eindeutig statistisch belegt sei hingegen das immer höhere Durchschnittsalter vor allem der Hausärzte in Bayern, erklärte der Kammer-Vizepräsident Max Kaplan. So sei inzwischen knapp ein Viertel der Hausärzte älter als 60 Jahre. Das Durchschnittsalter liege bei 52,5 Jahren. Daher sei spätestens in zehn Jahren ein akuter Mangel an Hausärzten zu erwarten, der vor allem ländliche Regionen treffen werde. “München trifft das nicht, Starnberg auch nicht“, sagte Kaplan.
Kritik an Belastung durch Bereitschaftsdienst
Um einen Ärztemangel abzuwenden, müsse zum einen die Politik eine verlässliche Honorierung sicherstellen, forderte Kaplan. Sonst seien junge Ärzte nicht bereit, in eine eigene Praxis zu investieren. Gleichzeitig müssten aber auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen niedergelassener Ärzte verbessert werden. So sei die Belastung durch Bereitschaftsdienst oftmals zu hoch, kritisierte Kaplan. Außerdem seien junge Ärzte, die Familie haben, beispielsweise auf Kinderbetreuungsangebote angewiesen.
Auf dem Bayerischen Ärztetag in Fürth werden sich die Delegierten neben dem Thema Ärztemangel unter anderem auch mit der sogenannten Priorisierung beschäftigen, also mit der Zuteilung medizinischer Leistungen nach Dringlichkeit. Diese sei wegen der knappen Gelder in der gesetzlichen Krankenversicherung unumgänglich, erklärte der Kammer-Vize Kaplan. Außerdem will der Bayerische Ärztetag ein Votum für Änderungen bei den Regeln zur Organspende abgeben. Erfahrungen in anderen europäischen Ländern hätten gezeigt, dass eine Widerspruchsregelung, bei der sich Bürger ausdrücklich gegen eine Organentnahme aussprechen müssen, die Zahl der Organspenden deutlich erhöht.
dpa