Ältestes Wirtshaus der Welt trotzt Energiekrise und Corona-Nachwehen – „Ich schau immer auf die Sonnenseite“

Die Gaststätte Röhrl unweit von Regensburg ist krisenerprobt. Schließlich gibt es sie schon seit fast 400 Jahren. Aber jetzt kämpft man gleich an mehreren Fronten.
Sinzing – Brauerei Gaststätte Röhrl – hinter diesem Allerweltsnamen verbirgt sich ein Wirtshaus mit einer langen Geschichte. Offiziell sogar der längsten Geschichte der Welt. Denn die Gaststätte wurde vom Guinness-Buch der Rekorde zum ältesten seiner Art auf der ganzen Welt ausgezeichnet. Seit 1658 werden hier schon Hungrige und Durstige verköstigt. In der elften Generation führt Muk Röhrl das gut bürgerliche Wirtshaus in Sinzing im Südwesten der oberpfälzischen Metropole Regensburg. Gestiegene Energiepreise, teure Lebensmittel und Corona-Nachwehen machen dem Traditionshaus jetzt das Leben schwer. Röhrl zeigt sich im Gespräch mit unserer Redaktion kämpferisch: „Unsere Familie hat schon so viele Krisen überstanden, da wirds an dieser einen nicht scheitern.“
Gastwirt Röhrl kam mit Kreativität durch die Corona-Krise
Familienvater und Wirtshauseigentümer Röhrl ist also krisenerprobt. Vor allem aber ist er kreativ. Das bewies er während der Corona-Pandemie. „Man muss sich natürlich in solch einer Zeit psychisch ablenken, damit man nicht die ganze Zeit an Tod und Verderben denkt. Ich schau immer auf die Sonnenseite des Lebens.“ Im ersten Lockdown verwandelte der findige Unternehmer seinen Gastraum in ein Fotostudio und lichtete Speisen für die Bankettmappe ab. Im zweiten Lockdown wurde live aus der Küche gesendet. Röhrl etablierte einen Food-Stream auf der Streaming-Plattform Twitch, den es bis heute noch gibt.
Corona-Beschränkungen sind jetzt zumindest in der Gastronomie kein Thema mehr. Röhrl schaffte die schwierige Zeit auch deshalb gut zu überbrücken, weil er seiner Zielsetzung treu blieb: „Wie kann ich mich aufstellen, dass es mich nach der Krise auch noch gibt?“ Aber ganz hat ihn die Pandemie dennoch nicht losgelassen, denn jetzt wolle der Staat sein Geld wieder zurück. „Zum Beginn der Corona-Krise gab es von Bayern aus ein Soforthilfe-Paket über 30.000 Euro. Da haben wir jetzt vor ein paar Wochen die Rückzahlungsaufforderung bekommen.“ Anscheinend war sein Betrieb nicht bezugsberechtigt. „Das ist alles nicht sehr lustig und tut weh, da das Konto leer ist“, resümiert Röhrl enttäuscht.
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Ständig wechselnde Strompreise machen Gastwirt Röhrl das Leben schwer
Während die Schatten der vergangenen Krise noch auf das Gasthaus in Oberpfalz fallen, wird es auch schon von einer neuen gebeutelt. Die Strompreise machen Röhrl zu schaffen. Nicht nur, dass sie in den vergangenen Wochen und Monaten in astronomische Höhen geschossen sind, sie sind auch schwer kalkulierbar. „Wir kaufen Strom tagesaktuell ein. So können wir natürlich nicht sagen, was wir am nächsten Tag bezahlen müssen.“ Versorgt werden müssen neben Kühlhaus und Küchengeräten auch das angrenzende Hotel, das von Röhrls Bruder betrieben wird.

Langfristig will man sich nicht binden, weil man auf einen Rückgang der Preise in den kommenden Monaten hofft. Aber so sei es schwierig, die Kosten beispielsweise für eine große Hochzeit vorher genau bestimmen zu können. Weitergeben an seine Kunden könne Röhrl die Preise auch nur bedingt, denn ihm ist klar, dass jeder derzeit „zu knapsen hat“. Einen Vorteil hat Röhrl allerdings. In seiner Küche steht noch ein Herd aus 1929, der mit Holz betrieben wird. So braucht er wenigstens nicht die gestiegenen Gaspreise zu fürchten.
Röhrls Wunsch an die Politik: Die Mehrwertsteuer soll bei sieben Prozent bleiben
Die größten Sorgen macht sich Röhrl vor der Unsicherheit der Zukunft. „Man kann nicht planen und weiß nicht, wie’s weitergeht“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er ist nur froh, dass sich inzwischen die Lebensmittelpreise wieder in Richtung Vorkrisenniveau wandern. Dennoch müssten sich die Gäste auf gestiegene Preise einstellen. All seine Mehrkosten kann er natürlich nicht an seine Kunden weitergeben. „Ich kann ja nicht für ein Schweineschnitzel, dass ich vor der Krise für 15 Euro angeboten habe, jetzt für 30 Euro anbieten.“ Aber Röhrl ist sich sicher, dass die Menschen die Qualität und den Service in seiner Gaststätte zu schätzen wissen. „Dann gehen die Leute halt nicht mehr so oft essen. Aber wenn sie dann gehen, werden sie es sicher mehr zu schätzen wissen.“
Wenn sich der Eigentümer der ältesten Gaststätte der Welt etwas von der Politik wünschen dürfte, dann wäre es die Beibehaltung der niedrigen Mehrwertsteuer. „Allerwichtigste ist, dass die Mehrwertsteuersenkung ab sieben Prozent verstetigt wird“, hofft Rörl. Denn nur so, sagt er, hätte er die Möglichkeit einen kleinen finanziellen Puffer aufzubauen, der einen möglicherweise ohne staatliche Hilfen durch die nächste Krise bringen könnte.
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