Die zehn besten Gründe, Bayern zu lieben

München - Dass Bayern für seine Einwohner das Paradies auf Erden ist, ist ja eh klar. Das Buch unseres tz-Kolumnisten Florian Kinast liefert nun handfeste Gründe dafür.
Wir in Bayern wissen natürlich, warum wir hier leben: Weil es im Freistaat am Schönsten ist. Wer spannende und amüsante Gründe sucht, kann zum neuen Buch

von unserem Kolumnisten Florian Kinast greifen, der gleich 111 Gründe auflistet, warum man Altbayern einfach lieben muss. Für die tz hat er seine ganz persönliche Top-10-Liste zusammengestellt:
Der Föhn
Gehört zu Bayern wie das Zuzeln zur Weißwurst, die Brezn zum Biergarten, der Nepp

zur Wiesn. Sorgt für ein sinnlich laues Lüfterl, hilft in allen Lebenslagen als perfekte Ausrede. Als der FC Bayern im Oktober 1976 daheim gegen Schalke mit 0:7 unterging, winkte Franz Beckenbauer nach dem Abpfiff nur ab: „Heut hamma an Föhn ghabt.“ Merke: Der Föhn ist an allem schuld, selbst wenn gar kein Föhn ist. Föhnomenal.
Der Walchensee
Auch wenn sie jetzt auf dem Mars Wasser gefunden haben: Der Walchensee bleibt der schönste See des Universums, ein Traum in türkis. Birgt in seinen Tiefen der Sage nach einen riesigen Waller. Als vor 100 Jahren das Walchensee-Kraftwerk geplant wurde, fürchteten viele Anwohner den Zorn des Monsterfischs und die Zerstörung der Gegend durch seine gewaltige Schwanzflosse. Das Viech hält aber bis heute still. Wahrscheinlich gefällt ihm die Landschaft viel zu gut.
Der Schachen
Traumhaftes Ausflugsziel im Werdenfels mit dem bizarrsten aller Königsschlösser

unseres Kinis. Das Interieur: von rustikalem Zirbelstuben-Ambiente zu schwülstigen Gemächern aus Blattgold. Orientalischer Prunk, gepaart mit alpinem Ferienhütten-Charme. Hier feierte Ludwig mit seinem Hofstaat immer Geburtstag. Entrückt von der Welt, entrückt von der Wirklichkeit. Gaga, aber genial.
Die Bäcker-Liesl
Liebenswertes Unikum vom Viktualienmarkt (s. Foto), älteste Standlfrau dortselbst,

feierte heuer ihren Neunzigsten. Stand schon 1950 hier, als Adenauer Kanzler war und der Wimmer Dammerl OB. Hat prominente Stammkunden, Schweini kaufte hier oft sein Brot, bevor er vom Gärtnerplatz nach Manchester umzog. Da kriegt er vielleicht mehr Geld als in München, aber kein so gutes Brot mehr. Selber schuld.
Der Fürst-Tegernberg
Kleiner Hügel südlich von Münsing, über dem Ostufer vom Starnberger See, mit dem großartigsten aller Blicke auf Bayerns Berge – vom Chiemgau übers Karwendel bis ins Allgäu. Magischer Ort mit einer besonderen Kapelle, die an verunglückte britische Soldaten erinnert – und mit dem imposantesten Johannifeuer des Voralpenlands, jedes Jahr Ende Juni.
Oskar Maria Graf
Unbequem anarchischer Querdenker, bedeutendster bayerischer Schriftsteller. Schilderte das dörfliche Landleben fernab jodelselig klischeehafter Bayerntümelei schonungslos realistisch. Weigerte sich im Exil in New York, Englisch zu lernen. „Brauch i aa ned“, sagte er einmal, „geh i in a Boazn, steht a Neger do mit sein’ Bier. I stell mi mit mein’ Bier dazu. Mir schaung uns o und vastenga uns.“
Kleinhöhenrain
Liegt nahe Bruckmühl. Hat weniger Einwohner als der Nachbarort Großhöhenrain. Deswegen auch der Name. Sinn macht auch der Name der Wirtschaft hier: „Zur schönen Aussicht.“ Wundervolle Terrasse neben dem kleinen Bartholomäus-Kircherl mit Blick aufs Mangfallgebirge und auf genau 45 Kirchtürme. Der alte Wirt hat sie mal nachgezählt. Außerdem Ort des besten Kaiserschmarrns im ganzen Landkreis Rosenheim. Zum niederknien.
Der Boandlkramer
Kommt unwiderruflich, traditionell am Ende des Lebens. Ist aber nicht der Hellste,

lässt sich nämlich beim Schafkopfen unter Zufuhr von reichlich Kirschgeist ziemlich reinlegen. Zumindest im legendärsten bayerischen Theaterstück, dem „Brandner Kaspar“. Ob’s in echt auch hilft? Sicherheitshalber immer Spielkarten und einen Schnaps daheim haben. Kann nie schaden.
Das Derblecken
Das Zweitschlimmste, was einem bayerischen Politiker passieren kann, ist beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg derbleckt zu werden. Noch viel

schlimmer ist, wenn er gar nicht erwähnt wird. Walter Sedlmayr brachte mit seinen Predigten einige Schwarze hier zur Weißglut, von Erich Kiesl bis Gerold Tandler. Treffliches Fazit des langjährigen Redenschreibers Hannes Burger: „A Guada hoit’s aus, und um an Schlechtn is ned schad.“
Der Glaube
Bayern ohne Kirchen und das Katholische wäre wie die Isar ohne Wasser. Der Glaube, eine feste Säule unserer Lebensart. Als der Dachauer Bauernsohn Pepperl Baumgartner im Oktober 1945 bayerischer Landwirtschaftsminister wurde, sagte seine Mama nur: „Ja mei Bua, ois recht und schön – aber wennst a Pfarrer worn wärst, nachad wärst halt was Gscheits.“ Ob sich der katholische Glaube hier aber für jetzt und für alle Ewigkeit hält? Weiß der Teufel.
tz