Zirkusbär Ben beschlagnahmt - Tumulte in Plattling

Plattling - Ben, der letzte Zirkusbär Deutschlands, wurde von den Behörden aus dem Zirkus Alberti befreit. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen.
22 Jahre musste Braunbär Ben seinen Lebensunterhalt im Zirkus verdienen und im kleinen Käfig leben. Jetzt haben die Behörden den letzten Zirkusbär Deutschlands befreit. Doch der Zirkus Alberti, der beim Zirkus Louis Knie mit seiner Bärennummer im niederbayerischen Plattling auftritt, wehrt sich gegen die Beschlagnahmung nicht nur mit Worten. Auf der Festwiese kommt es zu Tumulten zwischen Zirkusmitarbeitern, Stadtmitarbeitern, Polizisten und Tierschützern. Die tz erzählt die Geschichte des befreiten Problembären.
Veterinäramt Deggendorf holt Ben mit brachialer Gewalt zurück
Als die Zugmaschine mit dem Bärenkäfig den Zaun der Feuerwehr Plattling durchbricht, wird Braunbär Ben nur einen Ruck gespürt haben. Sehen konnte der 23 Jahre alte Zirkusbär nichts, denn am Montagvormittag war er in eine Box gesperrt – seit Stunden, seit Tagen. Genau deshalb hatte das Veterinäramt Deggendorf den Bären beschlagnahmt. Doch der Zirkus will sich den Braunbär mit brachialer Gewalt zurückholen.
Der Zirkus Alberti steht schon lange in der Kritik von Tierschützern. Denn der Zirkus hat Affen und einen Bär. Immer wieder dokumentieren Tierschützer Verstöße gegen Auflagen. Die Affen hat der Zirkus schon weggegeben. Vergangene Woche gastierte der Zirkus Louis Knie mit Artisten vom Zirkus Alberti in Fürstenfeldbruck – ohne Bär, denn in Bruck dürfen laut städtischer Auflage keine Zirkusse mit Wildtieren gastieren. Wegen Namensverwirrungen hatten die Behörden aus Versehen eine Genehmigung erteilt. Am Freitag wird im Bundesrat übrigens über ein bundesweites Wildtierverbot beraten.
Wegen Ben: Zirkusmitarbeiter zoffen sich mit Tierrechtlern
Tierschützer fanden den Käfiganhänger samt Braunbären Ben am vergangenen Freitag im fränkischen Gunzenhausen und alarmierten das Veterinäramt. „Konkrete Beanstandungen hat es vor Ort nicht gegeben“, sagt ein Mitarbeiter der Stadt. Dann kommt Bär Ben ins niederbayerische Plattling, wo der Zirkus ab Donnerstag Vorstellungen geben will. „Der Anhänger mit dem Bär stand über mehrere Stunden ohne Begleitung auf unserem Festgelände. Deshalb wurde der Bär samt Wagen beschlagnahmt“, sagt Hermann Bieringer von der Polizei Plattling.
Die Behörden informieren den Zirkus über die Beschlagnahmung und schleppen den Bärenkäfig auf den benachbarten Hof der Feuerwehr. Der Zirkus behauptet: „Eine Mitarbeiterin war nur schnell Brötchen holen, als sie zurückkam, war der Bär weg.“ Also fahren Zirkusmitarbeiter mit einer Zugmaschine auf den Feuerwehrhof und koppeln den Wagen mit dem Bärenkäfig an. Da kommt die Polizei. „Der Streifenwagen stand so in der Einfahrt, dass für den Bärentransport kein Durchkommen war. Da hat die Zugmaschine mit dem Bären dran den Zaun der Feuerwehr durchbrochen und ist auf den Festplatz gefahren“, sagt Bieringer. Dort zoffen sich etwa sechs Zirkusmitarbeiter mit den Tierrechtlern von Animals United. Es fallen Beleidigungen – auch gegen Polizeibeamte. „Alle Auflagen sind erfüllt. Unser Rechtsanwalt leitet schon alle Schritte ein, dass Ben zu uns zurückdarf“, sagt Zirkussprecherin Anja Noichl.
„Der Bär ist in einer Auffangstation. Ich kann Ihnen allerdings nicht sagen, wo Ben unterkommen wird, weil der Zirkus davon erfahren würde“, sagt ein Sprecher des zuständigen Veterinäramtes Deggendorf. Sicher ist: Ben wird an einen Ort kommen, in dem er seine letzten Jahre in artgerechter Haltung verbringen kann und sich seinen Lebensunterhalt nicht verdienen muss.