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"Beyond": So ist der neue Star-Trek-Film

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Von: Michael Schleicher

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John Cho, Anton Yelchin, Karl Urban, Chris Pine, Zachary Quinto & Simon Pegg im Film Star Trek Beyond.
Anton Yelchin, Karl Urban, Chris Pine, Zachary Quinto und Simon Pegg im Film Star Trek Beyond. © Allstar/Paramount Pictures

München - Kirk hadert mit dem legendären Ruf seines Vaters, Spock wird mit dem Tod konfrontiert: In Justin Lins „Star Trek Beyond“ geht es um das, was den Menschen ausmacht. Aber sein Film ist auch unterhaltsames Blockbuster-Kino. Unsere Kritik zum Kinostart.

Was bleibt, wenn alle Sicherheiten zerstört sind? Worauf ist Verlass, wenn hinter der letzten Grenze (mag sie in den Weiten des Weltalls verlaufen oder woanders) jeder auf sich gestellt ist? Darf der Mensch da noch auf Rettung hoffen? Zugegeben, es sind keine Fragen, die man in einem Sommer-Blockbuster erwartet. Dennoch sucht „Star Trek Beyond“ unterhaltsam nach Antworten. „Unsere Einheit ist unsere Stärke“, sagt Uhura (Zoë Saldaña) einmal trotzig. Und natürlich ahnen wir, wie richtig sie liegt.

"Star Trek Beyond": Vor 50 Jahren feierte "Raumschiff Enterprise" TV-Premiere

Justin Lin, der bereits bei vier Folgen der „Fast & Furious“-Reihe die Richtung vorgab, hat den 13. Kinofilm der Science-Fiction-Serie inszeniert, für die Gene Roddenberry (1921–1991) einst die Idee hatte. Vor 50 Jahren feierte „Raumschiff Enterprise“ Premiere im US-Fernsehen, 1979 kam der erste Film in die Lichtspielhäuser. Vor sieben Jahren erlebte die Saga durch Regisseur J. J. Abrams einen spannenden Neustart, erzählt wird nun die Geschichte der jungen Crew. In „Beyond“ geraten Captain Kirk (Chris Pine) und die Mannschaft der Enterprise, die unterwegs sind, um anderen zu helfen, in einen Hinterhalt und müssen mit ihrem schrottreif geschossenen Schiff auf unbekanntem Terrain notlanden. Hier kocht der Konflikt richtig hoch: Voneinander getrennt und ohne Kontakt zur Heimat, stehen die Mitglieder der Sternenflotte brutalen Gegnern gegenüber.

"Star Trek Beyond": Was macht den Menschen aus?

Vor diesem Hintergrund ist der Film eben auch ein Nachdenken darüber, was den Menschen ausmacht. Ist es seine Beziehung zu anderen, seine Rolle in der Gemeinschaft, ist es Zusammenhalt unter- und Verantwortung füreinander?

Jede Hauptfigur ist zudem mit einer emotionalen Herausforderung konfrontiert: Kirk etwa hadert nach wie vor mit dem legendären Ruf seines Vaters und glaubt, etwas beweisen zu müssen. Spock wird mit dem Tod konfrontiert – der Vulkanier will deshalb den Dienst quittieren. Szenen, die Familien (so ist etwa Sulu, Steuermann der Enterprise, einmal wunderbar beiläufig mit seinem Lebensgefährten und der gemeinsamen Tochter zu sehen) und Freundschaften zeigen, inszeniert Lin immer wieder im Kontrast zu solchen, in denen die Charaktere einsam sind. Das Drehbuch unterstützt dieses Leitmotiv durch Sätze wie „Wir werden allein sein“, „Wir brauchen jemand, der uns hilft“ oder „Ich kann meine Freunde nicht an einem Ort zurücklassen, der ihren Tod bedeutet“.

"Star Trek Beyond": Die Geschichte schnurrt dahin

„Beyond“ ist aber natürlich auch gut gemachte Unterhaltung und bedient effektvoll die Schaulust – obgleich der ausgewiesene Vollgas-Regisseur Lin zu Beginn das Tempo überraschend niedrig hält, sich Zeit lässt, die Geschichte zu etablieren. Trotzdem fehlt seinem Film der dramaturgische Charme des ersten Teils der Neuauflage, dessen kreative Frische und erzählerische Unverschämtheit. Die Geschichte schnurrt hier dahin wie ein scheckheftgepflegter Volvo: überraschungsarm, aber verlässlich – was allerdings eine kaum zu kritisierende Eigenschaft des Popcornkinos ist.

Zudem hat „Beyond“ einige wirklich sehenswerte „Star Trek“-Momente: Da sind die oft pointierten Dialoge mit Anspielungen auf frühere Folgen; da ist etwa der perfekt inszenierte Kaltstart, mit dem Sulu (John Cho) die lange vergessene USS Franklin wieder in die Luft bekommt, und da ist Jaylah, eine spannende neue Figur im „Star Trek“-Universum, der Sofia Boutella die Geschmeidigkeit und Scheu einer Raubkatze verleiht.

Der Sieg über das Böse (nein, Idris Elba reicht nicht an die dämonische Präsenz Benedict Cumberbatchs aus dem Vorgänger „Into Darkness“ heran) wird in dieser hochtechnisierten Zukunft ausgerechnet mit einem Motorrad und der Nummer „Sabotage“ von den Beastie Boys eingeleitet. Das ist freilich nicht nur komisch, sondern auch wohlbedacht: Schließlich sind beides, Zweirad und Hip-Hop mit kreischender Gitarre, Symbole des freien, selbstbestimmten Lebens.

"Star Trek Beyond": Überraschung im Abspann

Als „Beyond“ zu Ende ist, zeigt sich noch einmal, wie wichtig den Machern ihr Thema ist: Nach dem ersten Teil des Abspanns wird die Leinwand für einige Sekunden schwarz, selbst die Musik setzt aus. Dann erinnert die Filmcrew in liebevollen Worten an Leonard Nimoy (1931–2015), den legendären Spock-Darsteller, und widmet die Produktion schließlich Anton Yelchin, der in den drei Filmen der Neuauflage den Navigationsoffizier Chekov spielte. Der 27-Jährige starb im Juni, als er von seinem zurückrollenden Auto in der Garageneinfahrt erdrückt wurde. Auch in der Trauer ist die „Star Trek“-Familie vereint.

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