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„Noch wach?“ von Benjamin von Stuckrad-Barre: Rasanter Aufstieg auf Platz 1 der Bestseller

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Der lang erwartete Roman von Stuckrad-Barre erzählt von Vorfällen in einem deutschen Medienhaus und einer Freundschaft. Aktueller könnte es kaum sein.

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Der neue Roman von Stuckrad-Barre wurde lange und sehnlichst erwartet. So soll das Buch Einzelheiten über die Vorfälle beim Springer-Konzern beleuchten. Ob Me-Too-Debatte, Compliance-Verfahren oder sonstige Skandale, mit „Noch wach?“ zündet Stuckrad-Barre ein Feuerwerk an Themen, das von vielen lang erwartet wurde. Knapp 400 Seiten bieten einen Einblick in die Machtstrukturen eines Medienkonzerns. Aktuell und auf den Punkt gebracht.

Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre während einer Lesung aus seinem neuen Buch „Noch wach?“ im Berliner Ensemble und das Cover
Der neue Roman „Noch wach?“ von Benjamin von Stuckrad-Barre wurde lange herbeigesehnt. Bietet er doch einen Einblick in einen Medienkonzern. © Hannes P. Albert/picture alliance/dpa/KiWi (Montage)

Sein erster Roman, „Soloalbum“ (werblicher Link) erschien vor 25 Jahren. Seitdem hat der unglaublich fließend und gut schreibende Stuckrad-Barre eine Vielzahl an Romanen veröffentlicht. In den letzten Wochen vor dem Erscheinen seines neuen Buches wurde es extrem häufig in den sozialen Medien beworben. Laut Die Zeit sei jetzt in „Noch wach?“ die Moral hinzugekommen, die man bisher in den Büchern von ihm nicht vorgefunden habe. Weniger ein Super-Ich, mehr die Hinwendung zu Gefühlen. Der Leser darf gespannt sein.

Berlin: Eine junge Frau erzählt von ihrem neuen Job bei einem großen Fernsehsender, von ihrem neuen Chef, ihrem neuen Leben. Sie wirkt glücklich, beseelt, hoffnungsfroh, es klingt gut. Zu gut?

Klappentext / KiWi

Worum geht es in „Noch wach?“ Es ist die Geschichte dreier Männer. Der Ich-Erzähler, der Besitzer eines Boulevard-TV-Senders und dessen Chefredakteur. Der geneigte Leser möge hier Stuckrad-Barres langjährigen Freund und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner erkennen, sowie den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt und auch den Autor als Ich-Erzähler. Im Laufe des Romans erhält der Erzähler Einblick in die Mitteilungen, die der Chefredakteur seinen jungen Mitarbeiterinnen schickt.

„Noch wach?“ hat viele Medienschaffende in der Nacht vor dem Erscheinen wachgehalten. Somit hat der Titel schon mal nicht zu viel vorweggenommen. Wie viel Fiktion in dem Roman steckt, ist schwer zu ermessen. Die Parallelen sind unübersehbar und zahlreich in dem Buch. Das Verpacken ins Literarische gibt dem Autor freie Hand bei der Geschichte und den Figuren. So ist der Ich-Erzähler, wie Stuckrad-Barre selbst, früher Gag-Schreiber für die „Harald Schmidt Show“ gewesen. Im Buch erinnert sich die Figur an die damalige Zeit und die andere Art von Humor.

Die Romane von Benjamin von Stuckrad-Barre

Seit Ankündigung des Romans im Februar hatten Medien darüber spekuliert, ob der Miteigentümer des Springer-Verlags, Mathias Döpfner, in dem Buch eine Rolle spielt. Er war lange Jahre mit dem Autor befreundet. Der New York Times liegt eine SMS von Döpfner an Stuckrad-Barre vor, die zusammen mit den Hinweisen auf Machtmissbrauch durch den damaligen Chefredakteur die Welt des Springer-Hauses erschüttern sollte. Kurz darauf, so Die Zeit, entstanden Gerüchte über ein mögliches Enthüllungsbuch.

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Stuckrad-Barre gelingt ein unterhaltsames Buch um die Machtmechanismen von Machtmissbrauch in der Medienlandschaft. Im Laufe der Geschichte wenden sich immer mehr Frauen an den Ich-Erzähler, der den Kampf gegen den Chefredakteur aufnimmt. Dies ist auch in der realen Welt von Stuckrad-Barre passiert, wie er gegenüber dem Spiegel erzählt. Das gesamte Machtgebilde soll fallen. Literarisch funktioniert es. So viel Fiktion darf dann doch sein. Es ist kein WhatsApp-Roman wie „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban, sondern ein aktueller Einblick in das Medienmachtgefüge der Hauptstadt. Für Fans eigenständiger Literatur sei „The Shards“ von Bret Easton Ellis empfohlen.

Update vom 26. April: Der Roman startete mit einer Auflage von 160.000 Exemplare. Diese ist mittlerweile auf 280.000 Stück gewachsen und auf Anhieb auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste bei Hardcovern eingestiegen.

Benjamin von Stuckrad-Barre „Noch wach?“: Fazit

Stuckrad-Barre legt einen teilweise witzigen, vor allem aber sehr aktuellen Roman vor. Viele Themen, die in den Medienlandschaften vorgehen, bringt er gekonnt auf den Punkt. Die Parallelen zur Realität darf jeder Leser selbst ziehen.

Benjamin von Stuckrad-Barre „Noch wach?“

2023 KiWi, ISBN-13 978-3-462-00467-0

Preis: Hardcover 25 €, E-Book 19,99 €, 384 Seiten (abweichend vom Format)

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Benjamin von Stuckrad-Barre

Benjamin von Stuckrad-Barre ist ein deutscher Schriftsteller, Journallist und Moderator. 2013 wurde er vom Journalistenverband Reporter-Forum mit dem „Deutschen Reporterpreis 2013“ für das beste Interview ausgezeichnet. Er arbeitet und lebt in Berlin.

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