FIFA-eSports-Profi des VfB will beim VBL Grand Final Umut und DullenMIKE ärgern: „Ich kann jeden schlagen“

Der VfB Stuttgart hat eine turbulente Saison hinter sich – nicht nur auf dem „echten“ Rasen, sondern auch auf dem virtuellen. eSports-Profi Deni Mutic vertritt den Klub am Wochenende beim VBL Grand Final in Köln und kämpft um die deutsche Meisterschaft.
Stuttgart/Köln - 32 Top-eSports-Profis, zwei Tage Spannung und Wettkampf auf höchstem Niveau, ein deutscher Meister – beim VBL (Virtual Bundesliga) Grand Final am 10. und 11. Juni in der Strassenkicker Base in Köln kommen alle, die es mit dem beliebten Fußball-Simulationsspiel Fifa 23 halten, voll auf ihre Kosten. Die Spieler sitzen sich an den Monitoren gegenüber, eine einzige falsche Tasteneingabe kann spielentscheidend sein, die Konzentration wird über einen langen Turniertag aufs Äußerste strapaziert.
Einer der Hauptakteure am PlayStation-Controller wird Deniel „Deni“ Mutic sein. Der 30-Jährige aus Fellbach (Rems-Murr-Kreis) – nur einen Katzensprung von der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart entfernt – vertritt seinen Herzensverein, den VfB Stuttgart, auf einer der wichtigsten Bühnen. Nachdem er sich durch harte Playoffs für das Finale qualifiziert hat, schielt er jetzt auf den großen Coup. BW24 von IPPEN.MEDIA hat im Vorfeld exklusiv mit ihm gesprochen.
VfB-eSports-Profi Deni Mutic setzt vor dem VBL Grand Final in Köln auf seine „Abgezocktheit und Routine“
Wenige Tage vor seinem großen Auftritt sitzt Deni Mutic locker-lässig in einem Sessel des VfB-Clubzentrums. Der eSportler gehört mit seinen 30 Lenzen zu den alten Hasen des Geschäfts, wird teilweise schon als „Fifa-Rentner“ bezeichnet (was ihn ärgert) und zockt bereits seit sieben Jahren auf Pro-Level. Die Anspannung wird wohl erst steigen, wenn es so richtig losgeht. „Ich war schon auf vielen Offline-Turnieren und habe mir eine gewisse Abgezocktheit und Routine angeeignet“, so Mutic gegenüber BW24. Dies könne ein entscheidender Vorteil gegenüber den Newcomern sein, die sich an die große Stage erst gewöhnen müssen.
Wenngleich Deni nicht zu den Top-Favoriten auf den Titel zählt – im Gegensatz zum amtierenden Champion Dylan „DullenMIKE“ Neuhausen oder Weltmeister Umut Gültekin – fährt er mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein in die Domstadt. „Ich gehe rein und weiß, ich kann jeden schlagen. Ich habe bereits gezeigt, dass ich die großen Namen bezwingen kann.“ Passend zur Story des Routiniers, der den aufstrebenden Talenten immer noch ein Bein stellen kann, ist sein großes Vorbild: Cristiano Ronaldo.
Mentale Stärke könnte Deni Mutic zum unangenehmen Gegner für viele machen
Mutic ist in der Fifa-Szene als harter Arbeiter bekannt und überlässt nichts dem Zufall. Im Vorfeld des Finals trainiert er täglich bis zu sechs Stunden und absolviert 20 bis 30 Spiele gegen andere Qualifikanten, um sich auf höchstem Niveau vorzubereiten. Außerdem ist er jemand, der in der zweiten Saisonhälfte meist zur Höchstform aufläuft. „Diesmal lag es vor allem daran, dass andere eSportler starke Taktiken veröffentlicht haben und ich mit den neuen 3er- und 5er-Ketten-Systemen sehr gut klarkomme“, freut sich der Routinier.
Ich fühle mich noch brutal fit und kann mir vorstellen, noch länger aktiv als Profi im eSports tätig zu sein.
Dazu kommt seine mentale Stärke, die er in den Playoffs wieder unter Beweis stellen konnte. „Ich bin 0:2 gestartet, das heißt, ich hatte drei Endspiele – und habe alle gewonnen. Manchmal brauche ich dieses eine Spiel, um den Turnaround zu schaffen und dann bin ich voll da.“ Dies bestätigt auch Timo Nauerz, der beim VfB Stuttgart die eSports-Abteilung koordiniert: „Wenn Deni mal einen Lauf hat, ist alles möglich. Wenn er zwei, drei Spiele in Folge gewinnt, kann er jeden schlagen.“ Mutics mentale Stärke beruht auch auf seiner körperlichen Fitness: Abseits der Konsole ist er sehr sportlich, hält sich mit Joggen, Tennis und Tischtennis fit.
Fifa-Routinier Deni Mutic denkt noch lange nicht ans Aufhören
Als Mindestziel für das Finale in Köln ruft Deni das Erreichen der KO-Phase aus. Dazu müsste er in der Swiss-Phase am ersten Tag aus fünf Spielen drei gewinnen; dann wäre sein Platz in den Top 16 gesichert. Im vergangenen Jahr, als er noch für das eSports-Team von Bernd Leno an den Start ging und die Trennung des Teilnehmerfelds noch in PlayStation und Xbox erfolgte, schaffte es Mutic bis ins Halbfinale auf der PlayStation. Nun möchte er nach dem Neustart des VfB-Teams (im Juli 2022) das Brustringtrikot möglichst noch länger im TV und in den Livestreams auf Twitch repräsentieren.
Doch egal, wie die Saison zu Ende geht, denkt der 30-Jährige, der seinen Bachelor in BWL abgeschlossen hat, noch lange nicht ans Aufhören. „Ich fühle mich brutal fit und kann mir vorstellen, noch länger aktiv als Profi im eSports tätig zu sein.“ Passend dazu erfuhr BW24 exklusiv, dass Mutic seinen Vertrag beim VfB eSports bereits verlängert hat und das Team auch in der kommenden Saison als Kapitän anführen wird.
Dort hat er vor allem in der Club Championship – dem Vereinswettbewerb der Virtual Bundesliga – nach einer nicht zufriedenstellenden Saison, als man mit Platz 10 in der Süd-Ost-Division einen Playoffs-Platz verfehlte, noch vieles vor. „Das Thema eSports ist beim VfB groß. Klar war das erste Jahr nach dem Neustart etwas schwer. Mittlerweile haben wir aber gute Strukturen, sind aufeinander abgestimmt und überzeugt, dass wir das Projekt in den kommenden Jahren noch größer aufziehen können“, so Mutic.