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Was fordert die Lokführergewerkschaft GDL mit Blick auf die bisherigen Löhne?

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Die Lokführergewerkschaft GDL geht in Warnstreik – die Deutsche Bahn setzt auf einen Notfahrplan im Fernverkehr.

Update vom 15. November, 08.00 Uhr: Auf die erste Verhandlungsrunde folgt die erste Eskalation: Ab Mittwochabend (15. November) wird der Bahnverkehr bundesweit von der Lokführergewerkschaft GDL bestreikt. Die GDL hat für den Mittwochabend, 22.00 Uhr, bis Donnerstagabend (16. November), 18.00 Uhr, zu einem 20-stündigen Warnstreik aufgerufen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Mittwochabend berichtet hatte. Der angekündigte Warnstreik bei der Bahn wird bundesweit zu zahlreichen Zugausfällen im Regional- und im Fernverkehr führen, wie dpa berichtete. Die Deutsche Bahn hat für den Ausstand der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) einen Notfahrplan im Fernverkehr erstellt. 

Damit verschärft Gewerkschaftschef Claus Weselsky schon nach der ersten Verhandlungsrunde die Gangart in dem Tarifkonflikt. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler reagierte mit scharfer Kritik auf den Schritt der Gewerkschaft. Der Warnstreik sei „völlig unnötig“ und eine Zumutung für Bahnreisende. Die Verhandlungen sollten eigentlich am 16. und 17. November fortgesetzt werden. Ob es dabei bleibt und dann parallel zum laufenden Warnstreik verhandelt wird, war laut dpa (Stand: 15. November) zunächst offen.

Erstmeldung vom 10. November, 13.30 Uhr: Ohne großen Knall ist die erste Tarifrunde zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am 9. November zu Ende gegangen. Eine Einigung liegt zwar noch in weiter Ferne. Doch die befürchtete Eskalation ist zunächst ausgeblieben. Anstatt einer Urabstimmung oder Warnstreiks folgen weitere Gespräche zwischen beiden Seiten bereits in der kommenden Woche. Fahrgäste können also vorerst aufatmen. Zumindest bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 16. und 17. November dürfte es ruhig bleiben.

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GDL und Bahn: Wie verlief die erste Verhandlungsrunde?

Die Bahn hatte der Gewerkschaft am 9. November ein erstes Angebot mitgebracht. Es beinhaltet eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten, wie der Konzern mitteilte. Das entspreche im Volumen dem Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes des Bundes. Auch die von der GDL geforderte Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro ist in der Offerte enthalten. 1.500 Euro davon stellte die Bahn schon für Dezember in Aussicht. Doch die GDL lehnte das Angebot ab. „Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend“, kommentierte GDL-Chef Claus Weselsky den Schritt.

Unter anderem mehr Lohn: Was fordert die GDL?

Die Gewerkschaft fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro – abzüglich eines bereits gezahlten Teils dieser steuer- und abgabenfreien Einmalzahlung. Doch vor allem auf die Kernforderung der Gewerkschaft ging die Bahn in ihrem Angebot nicht ein. Die GDL will die Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich absenken. Die Bahn hält das für nicht machbar. Zu angespannt ist aus ihrer Sicht der Arbeitsmarkt, um dafür ausreichend zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. „An unserem klaren Nein zur Arbeitszeitverkürzung hat sich nichts geändert“, betonte Bahnvorstand Martin Seiler nach der ersten Runde.

Lokführer
Die Gewerkschaft der Lokführer will höhere Löhne. (Archivbild) © Oliver Berg/dpa

Was lässt sich als Lokführer verdienen? Jobportal nennt Beispiele

Angestellte bei der DB werden nach Tarifvertrag vergütet, wie es auf Stepstone.de grundsätzlich heißt. „Allerdings gelten bei den 300 Einzelbetrieben des DB-Konzerns unterschiedliche Tarife, die zum einen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und zum anderen mit der konkurrierenden Gewerkschaft der Lokführer (GDL) ausgehandelt werden.“ Bei letzterem Tarifvertrag seien Lokführer „in vier verschiedene Entgeltgruppen“ eingeteilt. Für diese spiele neben der genauen Tätigkeit, beispielsweise Rangierfahrten oder Bereitstellungsfahrten, auch die Berufserfahrung eine Rolle, schildert das Jobportal, das in dem Beitrag auf seiner Website auch einige Gehaltsbeispiele aufgeführt hat: „Lokomotivführer/innen mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung erhalten beispielsweise in der untersten Entgeltgruppe rund 2.614 Euro brutto, während in der höchsten Entgeltgruppe knapp 3.185 Euro brutto im Monat ausgezahlt wird“, erklärte Stepstone zum Beispiel.

Wenn es um die Höhe des Gehalts gehe, spiele die Berufserfahrung „häufig eine entscheidende Rolle“, schilderte das Jobportal ganz allgemein. Bei Lokführern verhalte es sich nicht anders. Insbesondere in den Tarifverträgen finde die Berufserfahrung Berücksichtigung, weil mit wachsender Erfahrung in der Regel andere beziehungsweise komplexere Aufgaben sowie ein größerer Verantwortungsbereich einhergingen. Stepstone erklärte auf seiner Website zum Beispiel: „Lokführer/innen eines DB-Unternehmens mit GDL-Vertrag erhalten beispielsweise in der höchsten Entgeltgruppe ein monatliches Bruttogehalt von rund 3.185 Euro, wenn sie weniger als fünf Jahre Berufserfahrung besitzen. Nach zehn bis 15 Jahren im Dienst verdienen sie 3.365 Euro und nach 20 bis 25 Jahren 3.546 Euro.“

Sind Bahn-Streiks nun vom Tisch? 

Womit müssen Bahnreisende nun rechnen? Zwar bewegten sich beide Seiten am ersten Verhandlungstag inhaltlich kein Stück aufeinander zu. „Trotzdem haben wir uns entschieden, hier an dieser Stelle die Verhandlungen nächste Woche fortzusetzen“, sagte Weselsky nach der ersten Verhandlungsrunde in Berlin am 9. November. Vor allem, dass nun im Wochen- statt im Monatstakt verhandelt werden soll, wertete er als Erfolg der ersten Runde.

Besonderer Blick auf die Weihnachtstage

Eine vorsichtige Entwarnung gab Weselsky zudem mit Blick auf mögliche Arbeitskämpfe über die Weihnachtstage: „Die ganze Welt redet über den Weihnachtsfrieden“, sagte er. „Ich kenne ihn, und zwar seit Jahrzehnten. Wenn Sie die Historie bemühen, sehen Sie auch, wer zu Weihnachten jemals gestreikt hat: Die GDL war es nie.“ Doch zu konkreten Plänen äußere sich die Gewerkschaft erst, wenn es so weit sei, betonte er.

Spätestens wenn es kommende Woche auch um die konkreten Forderungen und Inhalte geht, dürfte die GDL im Ton wieder schärfer werden. „Wir werden den Druck auf den Kessel hochhalten, und wir werden am Ende des Prozesses zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, unsere Forderungen auch mit entsprechenden Streikmaßnahmen zu untersetzen“, sagte der Gewerkschaftschef. (Mit Material der dpa)

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