„Über Geld spricht man nicht, Geld hat man“: Warum dieser Glaubenssatz falsch ist
Über Finanzen zu sprechen, gerade die eigenen, ist noch ein Tabu-Thema in Deutschland. Wer das allerdings öfter macht, kann seine Position besser einschätzen.
„Über Geld spricht man nicht, Geld hat man!“: Vielen Menschen wird dieser Spruch bekannt vorkommen. Die meisten von ihnen haben ihn von den Eltern oder Großeltern gehört und leben danach – auch, wenn es vielleicht keine bewusste Entscheidung ist. Über Geld, das eigene Einkommen, das „was auf dem Konto“ liegt, zu sprechen ist in Deutschland unüblich. Und das sollte es nicht sein. Denn über die eigenen Finanzen zu reden, kann ganz neue Wege öffnen.
Über Geld spricht man nicht: Eine Redensart aus der „Boomer“-Generation
Baby-Boomer wird die Generation genannt, die ein oder zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde. Die „Boomer“ haben den wirtschaftlichen Aufschwung miterlebt und hatten dementsprechend gute Bedingungen zum Vermögensbilden gehabt, meint Thomas Kehl, Gründer von Finanzfluss im Portal-Podcast. Auch mehrere Krisen wurden durchlebt und überstanden. Über Geld gesprochen wurde damals tatsächlich kaum. Was man hat, zeigte man zum Beispiel mit dem Eigenheim, Autos und einer gut versorgten Familie.

Diese Punkte sollte man auch bei der Redensart „Über Geld spricht man nicht“ im Hinterkopf behalten. Besonders, da sich die heutige Situation drastisch anders darstellt als die der Boomer damals.
Gehalt, Anlageformen – über Geldthemen sollte man sprechen
Auch, wenn es früher nicht üblich war, über Geld zu reden, sollte man heute mit dieser „Regel“ brechen. Finanz-Experte Thomas Kehl ist ebenfalls überzeugt: „Es ist wichtig, unter Freunden, in der Familie und auch im Bekanntenkreis das Thema Geld anzusprechen.“
Es gibt viele Finanzaspekte, über die man diskutieren kann und wo andere Bekannte vielleicht mehr Erfahrung mit haben. Steht zum Beispiel ein neuer Job oder eine Gehaltsverhandlung an, lohnt sich durchaus das Gespräch im Familien- und Freundeskreis. So lässt sich anschließend besser einschätzen, mit wie viel Geld man für welche Leistung rechnen kann. Eine Studie hat übrigens analysiert, welche Gehalts-Gruppen zu den reichsten in Deutschland zählen, ebenfalls eine hilfreiche Zusatzinfo. Auch beim Thema Geldanlage ist es nützlich, die ein oder andere Erfahrung bei den verschiedenen Anlageformen einzusammeln. Vielleicht gibt es Risiken oder Fehler, die man selbst noch nicht bedacht hat? Ansonsten hilft hier auch ein Blick in den Vergleich der Stiftung Warentest verschiedener Geldanlagen.
Erfahrungen anderer sind genauso wertvoll wie die eigene Weiterbildung
Im Internet gibt es inzwischen viele Möglichkeiten, sich rund um Finanzen, Anlageformen (z. B. rund um ETF-Sparpläne) oder Wunschgehälter zu informieren. Zahlreiche Angebote sind dabei sogar komplett kostenlos. Trotzdem: Mindestens genauso wichtig ist es, sich mit anderen Menschen über diese Angebote und Informationen auszutauschen und damit die sogenannte „Schwarmintelligenz“ zu nutzen.
Über Geld sprechen – auch in der Partnerschaft
Ein offener Umgang mit Geld und Finanzen sorgt für Vertrauen in der Beziehung.
„Nein, darum kümmert sich mein Partner“, sollte bei Paaren nicht mehr als Antwort gelten. In einer Partnerschaft ist es ideal, wenn beide Parteien die Finanzen im Blick haben und gegebenenfalls darüber sprechen können. Wichtig wird es zum Beispiel dann, wenn es um Ausgleichszahlungen geht, etwa, wenn einer in der Partnerschaft mehr gearbeitet und deswegen mehr Rentenanspruch hat. Das schließt nicht aus, dass einer der beiden alles ein bisschen mehr im Blick hat, weil er oder sie ein Händchen für das Thema hat.